Airbus demonstriert mit A380-Visite Stärke
Ganze 20 Minuten dauerte das Spektakel: Das größten Passagierflugzeug der Welt präsentierte sich erstmals in Deutschland und kreiste im Tiefflug über Hamburg. Weit über 150.000 Menschen bejubelten die Stippvisite des Airbus A380. Grund für den Besuch war ein so genanntes Familienfest im Airbus-Werk Hamburg.
Airbus-Deutschlandchef Gerhard Puttfarcken nutzte am Wochenende den Anlass, um die Arbeitsplatzeffekte für Deutschland zu unterstreichen, die der Vorstoß des Unternehmens in das Segment der Großraumflugzeuge hat: Seit 1998 sei die Zahl der Beschäftigten um rund 3500 auf jetzt 10.575 gestiegen, davon allein mehr als 2000 Mitarbeiter für die A380-Produktion, sagte er am Samstag. "Und wir werden noch in diesem Jahr weitere 750 Mitarbeiter neu einstellen."
Aus den deutschen Airbus-Werken bekommt der Flieger das vordere und hintere Rumpfteil, das Seitenleitwerk sowie Teile der Innenausstattung. Außerdem werden von 2007 an alle A380 an Kunden in Europa und dem Mittleren Osten aus Hamburg ausgeliefert. Nach Schätzungen des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie sichert der A380 in Deutschland bis zu 40.000 Arbeitsplätze.
Mit dem Riesenflieger hat Airbus das jahrzehntelange Monopol des Konkurrenten Boeing im größten Flugzeugsegment aufgebrochen. Über 30 Jahre bestimmte der amerikanische Hersteller mit seinem Jumbo-Jet das Geschäft. Seit Singapore Airlines Mitte 2001 den ersten A380 orderte, nahmen die Bestellungen für den Klassiker jedoch drastisch ab. Für den A380, der bis zu 853 Passagiere befördern kann, hat Airbus Aufträge von 16 Kunden für 159 Maschinen. Die Maschine kostet laut Preisliste zwischen 270 und 290 Mio. $.
Applaus für den Großraumjet
Neben der meistverkauften Serie, der kleinen A320-Familie, soll der A380 das Wachstum der Konzerns tragen. In Toulouse wird die Maschine montiert. Von dort aus war der A380 zu seinem Deutschlandtrip am Samstag auch gestartet. Gegen 15 Uhr schwebte der Flieger über der Elbe ein und drehte dann einige Schleifen über der Stadt. Über dem Airbus-Werk Finkenwerder ging der A380 dann auf bis zu 150 Meter herunter. Hier begrüßten allein 100.000 Airbus-Arbeiter und Angehörige den Großraumjet mit lautem Applaus.
"Der Flieger ist einfach genial. Er ist in echt noch viel größer als im Fernsehen", sagte Zuschauer Arne Kühlcke. "Ich bin wirklich beeindruckt, der weite Weg nach Hamburg hat sich definitiv gelohnt", sagte Thomas Günther, der extra aus Basel angereist war. Dennoch waren nicht alle zufrieden. "Er hätte wenigstens landen können", bedauerte Benno Groß. "Das wäre bei den vielen Menschen auf dem Gelände zu risikoreich gewesen", entgegnete Airbus-Deutschlandchef Gerhard Puttfarcken. "Außerdem hätten wir ihn dann hier abfertigen müssen und hätten zwei Tage für die Testphase verloren." Und die Zeit hierfür ist knapp bemessen.
Während Airbus davon ausgeht, dass der A380 ein Umsatz- und Gewinntreiber für das Unternehmen wird, bezweifelt Konkurrent Boeing, dass Airbus jemals mit dem doppelstöckigen Flieger Geld verdient. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 12 Mrd. Euro, die Gewinnschwelle liegt bei mindestens 250 ausgelieferten Maschinen.
"Große Flugzeuge sind sehr schön, aber man muss sie auslasten", erklärte Boeing-Zivilflugzeugchef Alan Mulally. Er geht davon aus, dass sich der Flugverkehr zukünftig verstärkt zwischen einzelnen Zielen abspielt und nicht über große Drehkreuze führt. Boeing kontert den Angriff von Airbus daher mit dem Bau der 787. Der im Verbrauch angeblich besonders sparsame "Dreamliner" soll in diesem so genannten Punkt-zu-Punkt-Verkehr eingesetzt werden. Airbus plant dafür das Langstreckenflugzeug A350, das aber 2010 und damit zwei Jahre später auf den Markt kommt.
Erheblicher Druck
Denn Airbus steht bei der Produktion des A380 unter erheblichem Druck. Ursprünglich wollte der Hersteller das Passagierflugzeug an die Fluggesellschaft aus Singapur im ersten Quartal 2006 ausliefern, dann hieß es Sommer 2006. Zuletzt wurde die Auslieferung auf die zweite Jahreshälfte verschoben. Airbus kämpft beim A380-Programm mit Kostensteigerungen und Verzögerungen. Grund hierfür sind unter anderem Probleme bei der Verkabelung und der Kabinenausstattung. Bereits der Erstflug lag um rund einen Monat hinter der bereits verschobenen Gesamtplanung. Bei verzögerten Auslieferungen drohen dem Unternehmen Strafzahlungen.
Bisher sind sieben A380 gebaut oder fast fertig gestellt. Davon werden zwei Maschinen für Struktur- und Belastungstests in Toulouse und Dresden verwendet. Zur ersten Landung in Hamburg wird der A380 im Oktober oder November erwartet. Dann soll der erste Prototyp mit der Seriennummer 001 hier seine Innenausstattung erhalten.
http://www.ftd.de/ub/in/19964.html