Das EADS-Werk Hamburg Finkenwerder hat seinen ersten Airbus A380 an einen Kunden ausgeliefert. Vertreter der Fluglinie Emirates nahmen am Vormittag nach einer feierlichen Zeremonie die Langstrecken-Maschine in Empfang. Als Geschenk brachte die arabische Fluglinie neue Aufträge mit. Ungeachtet der positiven Nachricht geriet der EADS-Aktienkurs unter Druck: Airbus-Chef Thomas Enders räumte ein, dass es nach wie vor Produktionsprobleme gebe.
Neue Order von Emirates
Airbus erhielt von der Airline Emirates einen Milliardenauftrag für 60 Flugzeuge der Typen A350 und A330-300. Dies teilte Emirates-Chef Scheich Ahmed bin Saeed Al Maktoum während der ersten A380-Auslieferung im Hamburger Werk der EADS-Tochter mit. Der Wert des Auftrages belaufe sich auf 13 Milliarden US-Dollar oder rund acht Milliarden Euro. Die Bestellung umfasse 30 Flieger der Reihe A350 und 30 Flugzeuge vom Typ A330-300.
Lobende Worte vom Scheich
Der Emirates-Chef sagte anlässlich der Übernahme des ersten von 58 bestellten A380-Flugzeugen: "Die Zukunft ist angekommen. Wir von Emirates sind stolz, darin eine kleine Rolle spielen zu dürfen." Ausdrücklich bedankte sich der Manager bei den Airbus-Mitarbeitern: "Danke, Sie haben Geschichte geschrieben." Er freue sich besonders, bei dieser Gelegenheit den neuen Großauftrag verkünden zu dürfen. Unter dem Applaus der Beschäftigten nahmen Manager der arabischen Fluglinie bei strahlender Sonne den Jet in Empfang. Der erste Airbus A380 war im vergangenen Oktober im Werk Toulouse an Singapore Airlines übergeben worden.
Schnelles Wachstum bei Emirates
Die Fluggesellschaft Emirates aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ist eine der am schnellsten wachsenden Linien der Welt. Mit 58 Bestellungen des A380 setzt das in Dubai beheimatete Unternehmen auf einen schnellen Ausbau der Passagierkapazitäten. Der Ölreichtum in der Region und geringe Personalkosten begünstigen den Boom. Im Geschäftsjahr 2007/2008 (Stichtag 31. März) wurden 21,2 Millionen Menschen befördert, 3,7 Millionen mehr als im Vorjahr. Emirates hat derzeit eine Flotte von 117 Flugzeugen. Bis 2010 soll diese - auch mit Hilfe der neuen Airbus-Bestellungen - auf über 150 Flugzeuge erweitert werden.
Airbus-Chef Enders verbreitet Skepsis
Die Produktionsprobleme beim Riesenflieger A380 sind nach den Worten von Airbus-Chef Thomas Enders noch nicht vollständig ausgeräumt. "Ausgestanden sind die Fertigungsprobleme erst, wenn wir eine stabile Serienproduktion erreicht haben", sagte der Vorstandsvorsitzende des Flugzeugbauers dem "Hamburger Abendblatt". "Bis dahin liegt noch viel Arbeit vor uns". In Jahr 2008 werde etwa eine A380 pro Monat produziert, sagte Enders dem Blatt weiter. "2009 und 2010 wollen wir die Rate deutlich steigern." Die EADS-Aktie gab am Montag im Vormittagshandel zwischenzeitlich um vier Prozent nach.
Auslieferung an Emirates ein wichtiger Meilenstein
Die Auslieferung der ersten A380 an die Fluggesellschaft Emirates von Hamburg aus sei ein "Meilenstein", sagte Enders der Zeitung. Nach den Worten des Unternehmenschefs kommt dem Standort Hamburg eine "zentrale Rolle" bei Airbus zu. "Das zeigt sich unter anderem auch daran, dass mehr als die Hälfte aller aktuell bestellten A380-Jets von Hamburg aus an die Kunden ausgeliefert werden - nach heutigem Stand knapp 120 Maschinen", sagte Enders.
Kerosinpreis setzt Airlines unter Druck
Angesichts der Rekordtreibstoffpreise sieht Enders für die Luftfahrtbranche allgemein "einige dunkle Wolken am Horizont". "Der Branchenabschwung vor allem in den USA und die Ölpreise gefährden die Ertragsbasis vieler Fluggesellschaften", sagte er dem Blatt. "Derzeit gibt es für Airbus aber keinen Grund, unsere Produktionsplanung zu ändern."
Enders weist Insider-Vorwürfe zurück
Enders widersprach Vorwürfen, er selbst könnte in die Affäre beim Airbus-Mutterkonzern EADS um illegale Insidergeschäfte mit Aktien verwickelt sein. "Ich bin überzeugt, dass sich die Vorwürfe gegen mich als haltlos erweisen werden", sagte er. Mit der Belastung, demnächst möglicherweise von der französischen Finanzpolizei für 48 Stunden zur Befragung festgehalten zu werden, gehe er daher "gelassen" um, sagte der Airbus-Chef.
Quelle:
http://wirtschaft.t-online.de/c/15/72/6 ... 26302.html