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BeitragVerfasst: Dienstag 1. November 2005, 21:40 
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Registriert: Montag 6. Juni 2005, 17:36
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Entscheidung in Moskau



Im Dauerstreit zwischen Airbus und Boeing avanciert ausgerechnet Russland zum Schlüssel-Schauplatz. Noch in dieser Woche wird die Hammer-und-Sichel-Airline Aeroflot einen Milliardenauftrag an einen der beiden Hersteller erteilen. Airbus hat viel zu verlieren.



Hamburg - Russland, da sind sich Boeing Chart zeigen und Airbus ausnahmsweise mal einig, ist ein Markt mit Potential. Von den 1500 Maschinen, die in dem Riesenreich umherjetten, sind Schätzungen zufolge 400 kurz vor dem Verschrottungsalter und müssen in den nächsten Jahren ersetzt werden. Weil aber die heimische Flugzeugindustrie am Boden liegt, muss das Gros des Bedarfs wohl mit Fabrikaten aus den USA oder Europa gedeckt werden. Die Frage ist nur: Wer sichert sich dabei den Vorsprung?



Ein Vorentscheid wird am Donnerstag bekannt gegeben. Dann endet "eine der härtesten Schlachten im Krieg" zwischen den zwei Flugzeug-Giganten, wie es die Fachpostille "Flight International" martialisch formuliert. Ausgerechnet Aeroflot, die Airline mit dem sowjetnostalgischen Hammer-und-Sichel-Logo, spielt die Hauptrolle: Sie wird zwischen dem spritsparenden "Dreamliner" Boeing 787 und dem Konkurrenzmodell Airbus A350 auswählen. Bis zu 22 dieser Langstreckenflieger will Aeroflot (Staatsanteil: 51 Prozent) ab 2009 in seine Flotte aufnehmen. Der Wert des Auftrags: fast drei Milliarden Dollar.



Flirt mit dem Kreml



Beobachter unken, dass die höchsten Etagen der russischen Politik bei der Entscheidung mitmischen - bis hinauf zum Kreml-Herrn Wladimir Putin. Der grämt sich seit langem, dass Marken wie Iljuschin und Tupolew auf internationaler Ebene keine Rolle mehr spielen. Daher bemühen sich Boeing wie Airbus gleichermaßen, lukrative Aufträge an russische Partnerfirmen zu verteilen, um bei der Politik- und Wirtschaftselite gut Wetter zu machen.



Beide Hersteller haben üppig dimensionierte Designzentren in Russland aufgemacht, in denen hunderte Ingenieure Arbeit finden. Beide kaufen im großen Stil Titan und Aluminium aus russischer Förderung. Und beide mühen sich, Firmenbeteiligungen in Russland zu ergattern, um ihre Position zu stärken. So hat die Airbus-Mutter EADS Chart zeigen zehn Prozent an der sibirischen Jagdbomberschiede Irkut übernommen, die auch Teile für den Airbus A320 fertigt und beim A350 beteiligt werden soll. Boeing wiederum mischt als Berater beim geplanten Bau des russischen Regionaljets (RRJ) mit, an den die Moskauer Politik große Hoffnungen knüpft.



Wie geduldig ist Moskau?



Bisher sind in Russland mehr Boeing-Maschinen als Airbusse unterwegs - die meisten davon wurden aber nicht neu, sondern second hand gekauft. Einen Etappensieg beim Ringen um Neuaufträge konnte Airbus Ende September erringen: Damals beschloss Aeroflot, zwölf Maschinen aus der A320-Familie und nur zwei bis maximal fünf Boeing 767 zu kaufen.



Branchenkenner tippen dennoch, dass Boeing beim aktuellen, weit wichtigeren Rennen um den Langstrecken-Auftrag vorn liegt. Die Amerikaner nämlich könnten Aeroflot auch mit Frachtflugzeugen vom Typ MD-11 beliefern, die nur noch schwer zu bekommen sind. Die Russen suchen bereits nach Ersatz für vier ältere, geleaste MD-Frachter und favorisieren dabei die MD-11. Mehr noch: Die Auslieferung des Dreamliners könnte, wie von Aeroflot gewünscht, schon 2009 beginnen. Der Airbus 350 hingegen soll den Kunden erst ab Mitte 2010 zugehen. Unsicher ist, ob das Aeroflot-Management so viel Geduld aufbringt.



Schwieriger Schluss-Spurt für Airbus



Fällt die Entscheidung übermorgen zu Gunsten der Amerikaner, hätte sich erstmals eine russische Airline für den Dreamliner entschieden. Schon bisher hat sich die 787 als veritabler Bestseller erwiesen, Boeing sammelte fast 300 feste Bestellungen und Zusagen ein. Für den A350 liegen nur halb so viele Orders vor. Voller Selbstvertrauen hat Scott Carson, der Chefverkäufer bei Boeing, schon in Mai das Ziel ausgegeben, Airbus 2005 bei den Gesamt-Neubestellungen wieder zu deklassieren - erstmals in fünf Jahren.



Selbst wenn der Milliardenjob aus Moskau an Airbus gehen sollte, bleibt für das Management in Toulouse wenig Zeit zum Feiern: In den kommenden Monaten entscheiden Airlines wie Cathay Pacific Chart zeigen, Emirates und Singapore über weitere Großaufträge. Der allergrößte Preis wird am 7. Dezember vergeben: Dann stimmt das Board der australischen Quantas über die erste Tranche einer Bestellung ab, die nach Listenpreis insgesamt gigantische 16 Milliarden Dollar wert sein soll.



Carsons Rivale, der oberste Airbus-Verkäufer John Leahy, war zuletzt höchstselbst in Australien auf Werbetour unterwegs. Er hat einen harten Herbst vor sich.



http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,382746,00.html


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