Zweiter Versuch abgesagt
Airbus: Behörden werten Evakuierungstest aus
Nach dem offenbar erfolgreichen Evakuierungstest des Airbus A380 am Sonntag nachmittag haben die Zulassungsbehörden gestern mit der detaillierten Auswertung begonnen. "Das Ergebnis wird genau untersucht, es bleibt Airbus überlassen, über weitere Details der Zulassung zu informieren", sagte EASA-Sprecher Daniel Höltgen.
"Die Videoaufzeichnungen und Befragungen werden genau analysiert", erklärte Airbus-Sprecher Tore Prang. Das Unternehmen ist aber offensichtlich zuversichtlich, die Hürde genommen zu haben: Den vorsorglich für den 1. April eingeplanten zweiten Test mit weiteren Freiwilligen werde es nicht geben, sagte Prang dem Abendblatt.
Das weltgrößte Passagierflugzeug war bei der simulierten Evakuierung rund zehn Sekunden schneller als vorgeschrieben geräumt worden. Bei dem Test hatten sich 31 der insgesamt 873 Teilnehmer leicht verletzt, ein Mann brach sich den Oberschenkel. Airbus-Deutschland-Chef Gerhard Puttfarcken und Testdirektor Hans-Georg Schrader haben nach Angaben von Prang den Mann am Montag vormittag im Krankenhaus besucht. Airbus-Chef Gustav Humbert versprach ihm außerdem einen Flug im A380.
Den Test auf Finkenwerder hatte Humbert aus einem Nebenraum der abgedunkelten Halle über Monitore verfolgt, die Bilder der im Flugzeug installierten Infrarotkameras zeigten. Diese Filme nutzen die Flugsicherheitsbehörden nun zur Auswertung.
Die Zulassung des neuen Typs ist für Oktober vorgesehen, noch vor Jahresende soll Singapore Airlines den ersten Jet für den Liniendienst erhalten. In den kommenden Wochen absolvieren die vier Versuchsflugzeuge ein anspruchsvolles, aber im Vergleich zu dem Evakuierungstest wenig spektakuläres Programm: Bei Probeläufen am Boden und in der Luft werden alle Systeme ausprobiert, die für den Passagierservice notwendig sind. Dazu gehören etwa die Klimaanlagen, die Unterhaltungselektronik, Waschräume oder Bordküchen.
Bisher hat Airbus 159 dieser doppelstöckigen Jets verkauft. Nach den Worten von Humbert rückt der Zeitpunkt, von dem an das Projekt in der Gewinnzone liegt, in greifbare Nähe: "In zweieinhalb bis drei Jahren sollte es soweit sein. Dann hätten wir noch 27 Jahre vor uns, in denen wir mit dem A380 richtig Geld verdienen können."
http://www.abendblatt.de/daten/2006/03/28/547719.html