EADS öffnet sich für Anleger
München/Stuttgart/Paris (dpa) - Europas größter Luft- und Raumfahrtkonzern EADS öffnet sich nach dem Verkauf milliardenschwerer Anteilspakete durch seine Großaktionäre deutlich stärker für Anleger.
Die beiden Konzerne DaimlerChrysler und Lagardère verringern ihre Anteile an der Airbus-Muttergesellschaft um jeweils 7,5 Prozent, teilten die Firmen am Mittwoch mit. Dadurch steigt der Anteil, der nicht in festen Händen ist, bei EADS auf fast 50 Prozent.
«Wir glauben, dass ein größerer Streubesitz für unsere Aktionäre Wert schafft und die EADS-Aktie attraktiver macht», sagten die beiden EADS-Chefs Tom Enders und Noël Forgeard. Beide EADS-Großaktionäre betonten, weiter «wesentliche Anteilseigner» des Luft-, Raumfahrt- und Rüstungsunternehmens bleiben zu wollen.
Einen Rückschlag musste der Konzern aber in Frankreich verkraften. Der Rüstungselektronikkonzern Thales will sein Satellitengeschäft eng mit Alcatel (Paris: FR0000130007 - Nachrichten) zusammenlegen, ohne den EADS-Konzern einzubeziehen. EADS bleibe aber auch ohne das Engagement der größte europäische Raumfahrtkonzern, betonte ein EADS-Sprecher. «Es gibt jetzt für uns keinen Grund zu hektischen Aktivitäten.»
Der Wunsch des französischen Präsidenten Jacques Chirac bleibt aber vorerst unerfüllt, einen europäischen Champion im Satellitenbau mit EADS-Beteiligung zu schaffen. Der französische Staat hält noch große Anteilspakete in der Luft- und Raumfahrt und ist sowohl an Thales (Paris: FR0000121329 - Nachrichten) als auch an der Airbus-Mutter EADS beteiligt. Nach Informationen aus Branchenkreisen hat EADS weiterhin Interesse an Thales. Regierungskreisen in Paris zufolge hätte EADS gegen eine Beteiligung an Thales gern seine Satellitensparte Astrium eingebracht.
Die Balance zwischen Frankreich und Deutschland bei EADS bleibe auch nach dem Verkauf der Aktienpakete gewahrt, sagte der Konzernsprecher in München. Auch an der Führungsspitze werde sich nichts verändern. «Es gibt überhaupt keinen Anlass, über Änderungen zu spekulieren.» Durch den Verkauf kommen insgesamt 122 Millionen EADS auf den Markt. Die EADS-Aktie stand am Mittwoch nach der Ankündigung deutlich unter Druck.
DaimlerChrysler (Xetra: 710000 - Nachrichten) senkt seinen Anteil an EADS von rund 30 Prozent auf knapp 22,5 Prozent, während sich der Anteil von Lagardère an EADS um die Hälfte auf rund 7,5 Prozent reduziert. Die Franzosen halten dann einschließlich der Staatsbeteiligung ebenfalls knapp 22,5 Prozent. Über eine Anteilsreduzierung von DaimlerChrysler war immer wieder spekuliert worden. Vorstandschef Dieter Zetsche hatte noch zum Jahresanfang gesagt, man habe «keinen Druck und keine Eile».
Andererseits machte Zetsche immer wieder deutlich, dass sich DaimlerChrysler auf den Bau von Autos konzentrieren wolle. Für den Abbau von insgesamt 14 500 Stellen sowie die Sanierung der defizitären Kleinwagenmarke smart braucht der Konzern viel Geld. Durch den Verkauf erwartet DaimlerChrysler einen Effekt von rund einer Milliarde Euro auf das Konzernergebnis 2007. Der Marktwert des Anteils von 7,5 Prozent betrage heute rund 2,0 Milliarden Euro. Die Abwicklung sei zwischen Januar und April 2007 vorgesehen.
Aktionärsschützer bewerteten den geplanten Verkauf positiv. «Am liebsten ist mir bei jedem Unternehmen ein Streubesitz von 100 Prozent», sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz am Mittwoch in München. Der geringe Streubesitz habe bislang die Attraktivität von EADS an der Börse verringert. Um weitere Kursrückschläge zu verhindern, müsse EADS aber deutlicher machen, warum der Rückzug ein Gewinn für das Unternehmen sei. Unklar sei vor allem, wie stark sich die Präsenz der Großaktionäre auf die Geschäftstätigkeit von EADS auswirke.
EADS hat 2005 mit Airbus-Flugzeugen, Rüstungsgütern und der Raumfahrt einen Umsatz von 34,2 Milliarden Euro erzielt und beschäftigt 113 000 Mitarbeiter. Airbus steuerte mit 22,1 Milliarden Euro den Löwenanteil zum Umsatz bei und leistete auch den wesentlichen Beitrag zum Gewinn. Der EADS-Reingewinn betrug im vergangenen Jahr knapp 1,7 Milliarden Euro.
http://de.biz.yahoo.com/05042006/3/eads ... leger.html