BAE verkauft Anteile - Briten lassen Airbus alleine weiterfliegen
7.4.2006, London (AFP) - Nach fast drei Jahrzehnten stößt der britische Rüstungskonzern BAE Systems seine Beteiligung an dem Flugzeugbauer Airbus ab. Der 20-Prozent-Anteil an Airbus solle verkauft werden, teilte BAE Systems am Freitag in London mit. Dazu würden Sondierungsgespräche mit dem Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS geführt, der die restlichen 80 Prozent an dem weltgrößten Hersteller von Passagierflugzeugen hält. Die Gespräche seien noch in einem frühen Stadium. Analysten gingen davon aus, dass BAE Systems einen Betrag zwischen vier und 6,5 Milliarden Euro fordern könnte.
BAE-Chef Mike Turner sagte, jetzt sei "der richtige Zeitpunkt" für einen Rückzug bei Airbus. Das Unternehmen wolle sich auf seine Kernstrategie "transatlantischer Rüstung und Luftfahrt" konzentrieren. Experten vermuten schon länger, dass die Briten Zukäufe im US-Rüstungssektor planten und dafür das Geld aus dem Airbus-Anteil gut gebrauchen könnten. Mit der Trennung vom Partner EADS hätte BAE Systems auf dem US-Markt zudem vermutlich bessere Karten, weil die Europäer im Rüstungsgeschäft selber in harter Konkurrenz mit Firmen aus den Vereinigten Staaten stehen.
BAE Systems kann für sein Paket darüber hinaus zur Zeit einen hohen Preis verlangen, nachdem Airbus gerade mit 1055 Bestellungen ein Rekordjahr geschrieben hat. Gleichzeitig sind die Aussichten für Airbus aber nicht mehr so rosig, dass sich ein längeres Warten voraussichtlich noch lohnen würde. Denn für 2006 geht der Flugzeugbauer von einem deutlich geringeren Ordervolumen auf dem weltweiten Markt für Passagiermaschinen aus. Zudem ist Airbus gerade auf dem Markt für mittelgroße und relativ teure Langstreckenmaschinen gegenüber Boeing wahrscheinlich auf absehbare Zeit ins Hintertreffen geraten.
Für EADS ist die BAE-Systems-Ankündigung Schlusspunkt einer turbulenten Woche: Am Mittwoch hatte der französische Alcatel-Konzern seine Satellitensparte an den Rüstungskonzern Thales abgegeben und gleichzeitig seinen dortigen Anteil erhöht. Ein von EADS gleichzeitig angestrebter Einstieg bei Thales kam dabei zunächst nicht zustande. Darüber hinaus verkündeten die EADS-Großeigner DaimlerChrysler und Lagardère, jeweils 7,5 Prozent an dem Konzern abstoßen zu wollen.
Mit Blick auf die Arbeitsplätze in Großbritannien betonten Airbus und BAE, der geplante Verkauf werde ohne Auswirkungen bleiben. Airbus wolle "langfristig" an den Produktionsstätten in Großbritannien festhalten, sagte ein Sprecher des Flugzeugbauers. Dort fertigen 13.000 Menschen in den Werken Broughton in Wales und Filton bei Bristol Flügel für Airbus-Maschinen. Die Fabriken würden durch den Verkauf an EADS fallen. Die britischen Gewerkschaften verlangten trotz der Zusicherungen umgehend eine Krisensitzung. Ian Waddle von der Gewerkschaft Amicus sagte, die Arbeitnehmer wollten sichergehen, dass die Fertigung nicht an andere Airbus-Stätten in Deutschland, Frankreich oder Spanien abwanderten.
Die Briten waren 1979 mit dem BAE-Systems-Vorläufer British Aerospace zu dem Airbus-Konsortium gestoßen, nachdem die damaligen deutsch-französisch-spanischen Partner bereits den Airbus A300 konzipiert und gebaut hatten. An der 2000 erfolgten Gründung von EADS aus der deutschen Daimler Chrysler Aerospace, der französischen Aérospatiale Matra und der spanischen CASA wollten sich die Briten nicht beteiligen.
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