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BeitragVerfasst: Freitag 24. März 2006, 11:39 
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«Gurte los, Schuhe aus, Raus!» - A380 Evakuierungstest mit Spannung erwartet



23.3.2006, Hamburg (AFP) - Gerade noch hat der A380 die Notlandung geschafft. Nun gilt es, die Passagiere aus dem brandgefährdeten Riesen-Airbus zu retten. Das Kommando des Kapitäns ist klar: "Gurte los, Schuhe aus, alles liegenlassen. Raus!" So etwa sieht das Szenario aus, das am Sonntag in einer abgedunkelten Airbus-Halle in Hamburg geprobt wird. 873 Passagiere und Crew-Mitglieder müssen die Maschine in nur 90 Sekunden über Gummirutschen verlassen. Es ist die wohl größte Notfallübung in der Geschichte der zivilen Luftfahrt. Für Airbus und seinen Prestigeflieger A380 steht einiges auf dem Spiel.



Die realitätsnahe Notfallsimulation ist eine Voraussetzung, dass das größte Passagierflugzeug der Welt seine Zulassung bekommt. Mit Argusaugen werden bis zu 30 Gutachter den Test verfolgen. 40 Infrarotkameras werden jede Bewegung der Testpassagiere festhalten. Die Entscheidung, ob und mit wie vielen Fluggästen der A380 künftig abheben darf, trifft die europäische Zulassungsbehörde EASA gemeinsam mit ihrem amerikanischen Pendant FAA.



Ob der Härtetest klappt, haben nun vor allem die Probanden in der Hand. Neben 20 Crewmitgliedern - erfahrene Piloten und Kabinenpersonal - wurden 853 Testpassagiere mit großem Aufwand aus 11.000 Bewerbern ausgewählt. Jeder Zweite arbeitet bei Airbus, jeder Dritte ist über 50 Jahre alt. Gemeinsam haben sie ein Attest über körperliche Fitness - und die werden sie brauchen. Aus bis zu acht Metern Höhe müssen die Freiwilligen die Rutschpartie antreten. "Das ist nicht wie im Schwimmbad", stellt der Risikoforscher Helmut Jungermann von der Technischen Uni Berlin klar. Mit Schwung müssten die Passagiere auf die 15 Meter langen Rutschen springen. Jedes Zögern koste wertvolle Sekunden.



Um überhaupt ins Freie zu kommen, müssen sich die Passagiere in dem dämmerigen Jet mit der hollywoodreifen Seriennummer 007 erst mal einen Weg zu den Ausgängen bahnen. Nur acht der 16 Türen werden sich öffnen, und auf den Gängen werden wie im Bordalltag Decken und Zeitungen herumliegen. Einige Passagiere müssen Kleinkindpuppen durch das Gewusel retten.



So spannend der Einsatz und so verlockend das Taschengeld von 60 Euro für die Freiwilligen sein mögen, ungefährlich ist ihre Aufgabe nicht. "Das Verletzungsrisiko ist sehr hoch", sagt EASA-Sprecher Daniel Höltgen in Köln. Meist seien Probanden bei vergleichbaren Tests mit leichten Verletzungen wie Schrammen davongekommen. Aber auch Knochenbrüche habe es schon gegeben. Kein Wunder, dass Airbus den Test akribisch auf Risiken abgeklopft hat. Damit die Testpersonen etwa am Fuß der Rutschen nicht zusammenstoßen, werden sie von Helfern schnell zur Seite gezogen. Ärzte stehen bereit.



Für Laien mag das von Airbus gesteckte Testziel, fast 900 Menschen in 90 Sekunden zu evakuieren, unmöglich scheinen. Der Flugzeugbauer gibt sich aber zuversichtlich. "Wir sind sehr gut vorbereitet und überzeugt, dass der Test gelingt", sagt Sprecher Tore Prang. Zugleich dämpft er aber schon mal die Erwartungen. Hätten nach anderthalb Minuten nur 650 Passagiere das Flugzeug verlassen, sei das auch ein Erfolg. Zudem stehe für den 1. April schon eine Mannschaft für einen möglichen weiteren Test bereit.



Sollte es auch später nicht gelingen, alle 873 Insassen innerhalb der gesetzten Frist ins Freie zu bugsieren, könnte der Airbus-Gigant zunächst nur für eine geringere Zahl von Passagieren zugelassen werden. Mehr als 650 Plätze plane derzeit ohnehin keiner der Kunden, heißt es bei dem Konzern. Dass der A380 ganz bei den Prüfern durchfällt, glaubt Professor Jungermann nicht. "Aber das Ergebnis des Tests könnte Zeit und Geld kosten", meint er. Sollten Probleme auftauchen, die technische Änderungen erfordern, könnte sich die für Ende des Jahres geplante erste Auslieferung tatsächlich verzögern. Es geht um Lieferverträge, Image und Geld.



Unmittelbar nach dem Test müssen die Airbus-Manager wohl ohnehin weiterzittern. Er rechne für Sonntagabend eher noch nicht mit einem Ergebnis, sagt EU-Luftsicherheitsbehördensprecher Höltgen. Die Analyse könne mehrere Tage dauern.



http://www.airliners.de/industrie/nachr ... cleid=8042

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