EADS will in Mérignac nun doch 500 von 1100 Stellen erhalten
24.5.2006, Paris (AFP) - Nach massiven Protesten der Belegschaft und auch der bürgerlichen Regierung in Paris will der EADS-Konzern etwa die Hälfte der 1100 Arbeitsplätze am südwestfranzösischen Standort Mérignac bei Bordeaux retten. Das kündigte EADS-Großaktionär Arnaud Lagardère am Mittwochnachmittag nach einem Treffen mit Premierminister Dominique de Villepin an dessen Pariser Amtssitz Hôtel Matignon an. Der Luft- und Raumfahrtkonzern hatte die Schließung des Flugzeug-Instandhaltungswerks der EADS-Tochter Sogerma in Mérignac vor zwei Wochen angekündigt. Am Mittwoch demonstrierten 500 der Beschäftigten am Pariser EADS-Sitz und vor der Nationalversammlung dagegen.
Villepin hatte am Dienstag in Mérignac gesagt, es sei "normal, dass es in unserem Land wie überall industrielle Veränderungen gibt." Wenn aber "mit einem Federstrich" entschieden werde, 1100 Stellen zu streichen, sei dies "inakzeptabel". Wirtschafts- und Finanzministzer Thierry Breton hatte das Vorgehen von EADS als "schockierend" bezeichnet und die Erklärungen der Firmenspitze als "ungenügend" zurückgewiesen.
Der französische Staat hält 15 Prozent an EADS, die Lagardère-Gruupe 7,5 Prozent. Firmenchef Arnaud Lagardère sagte, die EADS-Spitze habe sich zunächst auf die Erhaltung von 300 Arbeitsplätzen am Standort Mérignac verständigt gehabt. Nunmehr wolle sie aber versuchen, mit vereinten Anstrengungen "bis zur Hälfte der Belegschaft zu erhalten". Dies bedeute "200 Personen zusätzlich".
Frankreichs Gewerkschaftsführer gingen mit der Sogerma-Belegschaft auf die Straße und richteten scharfe Vorwürfe an die Regierung: Als EADS-Großaktionär habe der französische Staat über die Pläne informiert sein müssen, sagte der Chef der Dachgewerkschaft CFDT, François Chérèque. "Der Premierminister belügt uns." Zudem habe der Staat als Sogerma-Kunde die Instandhaltung seiner Flugzeuge selbst nach Portugal verlegt. Nach EADS-Angaben erwirtschaftete die Sogerma im vergangenen Jahr ein Defizit von 237 Millionen Euro und sitzt auf 339 Millionen Euro Schulden.
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