Weitere Lieferverzögerung - Airlines sprechen mit Airbus über A380-Entschädigung
14.6.2006, Singapur, 14. Juni (AFP) - Wegen der angekündigten Lieferverzögerungen beim Super-Airbus A380 verhandelt Singapore Airlines (SIA) als erster Kunde mit dem europäischen Flugzeugbauer über Entschädigungszahlungen. "Wir sind über die Ankündigung der erneuten Verzögerung enttäuscht", sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft am Mittwoch in dem südostasiatischen Stadtstaat. Das Unternehmen habe bereits Gespräche mit Airbus über Schadenersatz aufgenommen. Zahlen nannte der Sprecher nicht. Auch die australische Fluglinie Qantas kündigte an, Entschädigung von Airbus zu fordern. Airbus-Marketing-Chef John Leahy sagte AFP, Airbus werde seinen Kunden Entschädigungen zahlen.
Qantas hat zwölf A380 fest bestellt, Singapore Airlines zehn. Der Singapore-Airlines-Sprecher sagte, sein Unternehmen gehe weiter davon aus, die erste Maschine des weltgrößten Passagierflugzeuges wie von Airbus zugesichert Ende des Jahres zu erhalten. Airbus musste den Auslieferungstermin für die erste Maschine bereits von Mitte 2006 auf Ende des Jahres verschieben. Bisher bestellten 16 Kunden weltweit 159 Maschinen des Flugzeuges, das in der Standardversion 555 Sitzplätze bietet.
Am Dienstagabend hatte Airbus mitgeteilt, dass es wegen Fertigungsproblemen Verzögerungen zwischen sechs und sieben Monaten bei der Auslieferung des A380 geben werde. Zwar soll das weltweit erste Exemplar weiter Ende des Jahres an Singapore Airlines gehen; im Jahr 2007 sollen statt geplanter 20 bis 25 Exemplare aber nur neun Maschinen an die Kunden ausgeliefert werden.
Die Lufthansa sieht durch die verzögerte Auslieferung des Großraumflugzeugs A380 durch Airbus keine schwerwiegenden Konsequenzen auf ihren Flugbetrieb und ihre Flottenpolitik zukommen. Lufthansa-Sprecherin Christine Ritz bezeichnete am Mittwoch in Frankfurt am Main die möglichen Folgen als «nicht so dramatisch». Im übrigen gehöre die Fluggesellschaft nicht zu den Erstkunden des neuen Modells und sei deswegen zunächst nicht direkt von verschobenen Lieferungen betroffen.
Lufthansa hat insgesamt 15 Maschinen des Typs A380 geordert und will die ersten vier davon im Sommer 2008 einsetzen. Noch sei nicht absehbar, wie sich die Situation dann darstelle, sagte die Lufthansa-Sprecherin. Einzelheiten zu den neuen Auslieferungsterminen gebe es noch nicht. Darüber würden jetzt Gespräche geführt.
Laut der Airbus-Mutter EADS wird die Verzögerung im laufenden Jahr zwar keine Folgen für den Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) haben. Von 2007 bis 2010 werde dieser aber "um rund 500 Millionen Euro pro Jahr" hinter den ursprünglichen Planungen zurückbleiben. Die EADS-Aktie stürzte daraufhin am Mittwoch ab: Bis 10.00 Uhr verlor das Papier an der Börse fast 21 Prozent auf 20,14 Euro.
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