Moskauer Luftfahrtsalon eröffnet am Dienstag
Moskau. Diese Woche wird in Russland im Zeichen der zivilen wie militärischen Luftfahrt stehen: Im Moskauer Vorort Shukowski eröffnet der Luft- und Raumfahrtsalon MAKS – leider ohne wesentliche Neuheiten.
Russlands Aerospace-Schaufenster wird alle zwei Jahre nach einem bewährten Schema aufgeklappt: Von Dienstag bis Donnerstag sind Fachbesucher und Presse auf dem weitläufigen Areal des Erprobungsflughafens unter sich. Von Freitag bis Sonntag können dann auch alle Luftfahrt-begeisterten Normalbürger den MAKS besuchen – vorausgesetzt, sie schaffen es, sich bis zum Messegelände hinauszuarbeiten: Die „Elektritschkas“ bis zur Station Otdych und erst recht die Pendelbusse von dort auf das Flugplatzareal sind dann meistens hoffnungslos überrannt. Mit dem eigenen Auto ist die Anfahrt wegen enger Straßen und mangelnder Parkplätze nicht minder problematisch.
Mehr Aussteller - aber auch noch mehr Besucher?
Die Veranstalter der Luftfahrtmesse meldeten im Vorfeld die Teilnahme von 644 Ausstellern (gegenüber 622 im Vorjahr). Dass aber über eine Million Besucher (gegenüber 700.000 in 2003) den Weg nach Shukowski finden werden, ist wohl eher Wunschdenken der Messebetreiber. Denn nicht nur die beschwerliche Anreise, sondern auch die Abwesenheit von eindrucksvollen Neuigkeiten wird das potentielle Publikum daran zweifeln lassen, ob sich ein Besuch lohnt.
Flugshow der Extra-Klasse
Sicher ist hingegen, dass MAKS wie jedes Jahr einen umfassenden Überblick über die aktuellen Produkte der Luftfahrtindustrie der GUS-Staaten wie auch – zumindest an den Wochenenden - eine unvergleichliche Flugshow bieten wird. Neben Demonstrationsflügen der ausgestellten Flugzeuge gehören Akrobatikeinlagen von Kunstfliegern sowie russischer und ausländischer Düsenjäger-Staffeln zum guten (und dröhnend lauten) Ton der Moskauer Luftfahrtmesse.
US Airforce schickt B-1-Bomber nach Moskau
Mangels Neuheiten aus der GUS-Luftfahrtindustrie dürfte dieses Jahr eine in Russland noch nie gezeigte Maschine besondere Aufmerksamkeit genießen: Die US-Luftwaffe, die 2003 erstmals in Moskau mit dabei war, lässt einen B-1-Überschallbomber einfliegen. Luftwaffen-Freaks können also vergleichende Betrachtungen mit der ähnlich gestrickten russischen Tu-160 anstellen.
Zivil orientierte Planespotter werden dagegen kaum auf ihre Kosten kommen: Die seit gut einem Jahrzehnt anhaltende Krise in der russischen Luftfahrtindustrie bietet einfach nicht die Bedingungen, unter denen neue Flugzeugmodelle Luft unter die Flügel bekommen werden. Ein trauriges Beispiel ist die Tupolew-334: Der kompakte Kurzstreckenjet, auf der letzten MAKS zum Retter der ganzen Luftfahrtindustrie hochgespielt und dort – zumindest auf dem Papier – 55 Mal verkauft, ist bis heute nicht in Serie gegangen.
Ein reales neues Flugzeug: Die Antonow 148
Statt der Tu-334 ordern russische Airlines jetzt die aus der Ukraine gebürtige brandneue Antonow-148. Vor zwei Jahren nur als Modell am Messestand zu sehen, hat die Maschine inzwischen ihren Erstflug hinter sich und sollte einer der Stars der MAKS werden. Gezeigt wird auch die erste Turboprop des Typs An-140 aus russischer Produktion. Das von Suchoj iniitierte Konkurrenz-Projekt des Russian Regional Jet (RRJ) ist hingegen noch nicht so weit, als dass in Shukowski schon ein fertiges Flugzeug bestaunt werden könnte.
Export-Leistungsschau der Rüstungsindustrie
Die Hauptbedeutung der Messe ist ohnehin die eines Marktplatzes, wo sich Experten und Firmen aus Ost und West treffen und kleine und große Projekte bereden können. Nicht unterschätzt werden darf auch die Bedeutung der MAKS als Leistungsschau der russischen Rüstungsindustrie: Die Einkäufer aus den Generalstäben und Verteidigungsministerien von Algerien bis Vietnam sind für die Messeteilnehmer die liebsten Gäste. Ihnen zuliebe stehen auf der MAKS auch immer Raketen und Radaranlagen – für den unbedarften Besucher etwas erschreckende Exponate, dienen sie doch dazu, Flugzeuge vom Himmel zu holen.
Was hingegen auf so einer Messe als realer Verkaufsabschluss verkündet wird, wurde ohnehin schon Monate zuvor intern von allen Seiten abgeklopft. Oder es handelt sich um Absichtserklärungen, die nichts und niemanden verpflichten.
Möglicherweise wird auf der MAKS offiziell auch die schon lange diskutierte Gründung eines russischen Luftfahrt-Konzerns verkündet. Er soll nach dem Muster der europäischen EADS zahlreiche Entwickler und Produktionsbetriebe von ziviler wie militärischer Flugzeugtechnik vereinen. Nur so, glaubt die russische Regierung, hat die zersplitterte Luftfahrtindustrie – egal ob privat oder staatlich - in ihrem Lande überhaupt noch eine Überlebens-Chance.
http://www.aktuell.ru/russland/wirtscha ... _1234.html