Ryanair ist ein aggressiver Verhandlungspartner - jetzt verliert Airbus die Geduld. Der Flugzeughersteller lässt sich von der irischen Billigfluggesellschaft nicht in einen Preiswettbewerb mit dem US-Rivalen Boeing hineinziehen.
Nach Informationen der Financial Times ist der europäische Flugzeughersteller nicht bereit, Rabatte in dem Umfang zu gewähren, wie Ryanair sie wünscht.
Bei dem Geschäft geht es um einen Milliardenauftrag für mehrere Hundert Kurzstreckenflugzeuge. Ryanair hat sich in der Luftfahrtbranche den Ruf erworben, einer der aggressivsten Verhandlungspartner zu sein, was Liefergeschäfte angeht.
Angesichts der Rivalität von Airbus und Boeing ist es sehr ungewöhnlich, dass der europäische Flugzeughersteller kein vorläufiges Angebot für den Ryanair-Auftrag abgeben will. Die beiden Konzerne wetteifern um den Titel des weltweit führenden Flugzeugbauers. Derzeit hat Airbus die Nase vorn. Dabei spielen die Bestellungen von Ryanair eine große Rolle, denn der irische Billigflieger steht kurz davor, bei Kurzstreckenflügen Europas Anbieter mit den meisten Passagieren zu werden.
Anfang dieser Woche sagte Ryanair, man stehe in ersten Verhandlungen mit Boeing und Airbus. Dabei gehe es um 300 bis 400 Kurzstreckenflugzeuge - eine der größten Flugzeugbestellungen überhaupt. Ryanair-Vizechef Michael Cawley sagte, er rechne damit, dass sein Unternehmen die Flugzeuge in den nächsten 18 bis 24 Monaten bestellt, um von den stark sinkenden Preisen zu profitieren.
Ryanairs Führungsspitze hat im Airbus-Hauptquartier in Toulouse die Pläne vorgestellt, erhielt jedoch zur Antwort, dass man zu dem vorgeschlagenen Preis an einem Geschäft nicht interessiert sei. Inzwischen sagt Airbus-Verkaufschef John Leahy: "Wir stehen nicht mit Ryanair in Verhandlungen über Flugzeuge. Das ist offiziell."
Riesiger Rabatt bei Boeing 2002
Vor sieben Jahren gelang der irischen Fluggesellschaft ein Coup. Im Januar 2002, mitten in der damaligen Rezession der Luftfahrtbranche, bestellte Ryanair 100 Flugzeuge und sicherte sich eine Option auf weitere 50. Es war der bis dahin umfangreichste Auftrag, den Boeing für seine Maschinen vom Typ 737 erhalten hatte, entsprechend wurde Ryanair einer der größten Preisnachlässe in der Geschichte Boeings gewährt.
Boeing wie auch Airbus haben unlängst mitgeteilt, dass sie mit einem drastischen Rückgang der Neuaufträge rechnen. Verkaufte die Branche 2008 noch über 2800 Flugzeuge, wird es den Prognosen zufolge 2009 nur noch rund ein Viertel davon sein.
ftd.de