Airbus will Bauteile aus Taiwan einfliegen
Flugzeugbauer bringt Rumpfteile künftig per Antonow nach Finkenwerder - Eigene Maschinen ausgelastet
In Asien produzierte Bauteile für das Hamburger Airbus-Werk sollen künftig per Frachtflugzeug nach Norddeutschland geflogen werden. Bislang nutzte Airbus Schiffe für den Transport der Segmente, die von einem taiwanesischen Vertragszulieferer hergestellt werden. Es handelt sich um das Rumpfstück "16a", das für den Airbus A321 bestimmt ist, der komplett in Hamburg-Finkenwerder montiert und hier an die Kunden ausgeliefert wird.
Grund für die jetzt geplante Luftbrücke ist die weltweit stark angestiegene Nachfrage nach dem Mittelstreckenjet A321. Aus diesem Grund soll dessen Produktionsrate fast verdoppelt werden, von 17 Maschinen in 2005 auf insgesamt 30 im kommenden Jahr. "Weil wir in 2006 die Endfertigung der A321 im Werk Finkenwerder deutlich hochfahren werden, benötigen wir neue und deutlich schnellere Transportlösungen, um die Montage der Flieger nicht zu gefährden", sagt Airbus-Sprecher Tore Prang. Da die eigenen Transportflugzeuge von Airbus, die Beluga-Frachter, ausgelastet sind, sollen ab Januar kommenden Jahres Großflugzeuge auf dem freien Markt gechartert werden. Nach Informationen der WELT ist die Antonow 124 von der russischen Gesellschaft Polet Air Cargo in der engeren Wahl. Als weitere Option wird der Einsatz des Boeing-Frachtjumbos B747F derzeit geprüft.
Offen ist nach Aussage Prangs noch, wie viele Charterflüge zur Beförderung der Rumpfteile für die A321 im Rahmen der geplanten Luftbrücke nötig sind. Auch werde geprüft, ob die Großflieger direkt auf dem Werksflughafen in Finkenwerder landen können oder aus abfertigungstechnischen beziehungsweise Lärmschutzgründen auf einen der umliegenden Airports ausweichen müßten. Für den Fall böten sich neben dem Hamburger Flughafen vor allem Schwerin-Parchim und Hannover-Langenhagen an. In dem Fall würden die Bauteile den letzten Weg der Reise dann per Lkw zur Endmontagelinie der A321 in Finkenwerder machen.
"Das handhaben wir auch so bei den per Schiff im Hamburger Hafen angelandeten Rumpfsegmenten, die von dort über die Straße zu uns ins Werk gebracht werden", so Prang. Zugleich betont er jedoch, daß die Landung der Charterflieger direkt in Finkenwerder die effizienteste Lösung wäre.
Auch die Nato kann künftig für den Lufttransport in Einsatzgebiete wie Afghanistan auf Großraumflugzeuge aus Rußland und der Ukraine zurückgreifen. Ein Chartervertrag mit einem Konsortium der russischen Wolga-Dnjepr Airlines und der ukrainischen Firma Antonow sei unterschriftsreif, so der "Spiegel". Im nächsten Jahr sollen demnach zwei Antonow-Transporter vom Typ An-124-100 auf dem Flughafen Leipzig/Halle stationiert werden. Ein Sprecher wollte den Sachverhalt noch nicht bestätigen, sagte aber: "Wir sitzen nicht am Verhandlungstisch, sondern sind nur Vertragsbestandteil." Vier weitere An-124 können mit einer Vorlaufzeit von wenigen Tagen hinzukommen. Die Bundesregierung wolle sich die ständige Zugriffsmöglichkeit auf die schon häufig genutzten Maschinen rund 20 Millionen Euro pro Jahr kosten lassen. Bisher seien die Maschinen einzeln gechartert worden. Ein Afghanistan-Flug hat zum Beispiel etwa 200 000 Dollar gekostet. Der Chartervertrag, den die beteiligten Länder noch billigen müssen, gilt zunächst bis 2012 und soll die Zeit bis zur Einsatzreife des geplanten europäischen Transporters Airbus A400M überbrücken. Aus der sogenannten Interimslösung könnte auch leicht ein Dauerauftrag werden: Ob der Militär-Airbus rechtzeitig zur Verfügung stehen und die erhofften Leistungen erbringen werde, sei ungewiß. Außerdem könne eine Antonow 124 rund 125 Tonnen Material ohne Tankstopp über eine Strecke von 5000 Kilometern transportieren, der Airbus dagegen höchstens 25 Tonnen.
http://www.welt.de/data/2005/09/21/778415.html