AIRPORTBILDER

Kritik an geplanter Ehrung für Dornier und Messerschmitt



11.4.2006, Garching/München (ddp-bay). Um geplante Ehrentafeln für die Flugzeugkonstrukteure Willy Messerschmitt und Claude Dornier tobt derzeit ein heftiger Streit. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, bezeichnete die Ingenieure am Dienstag als «Nazi-Konstrukteure», die Tausende von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlinge ausgebeutet hätten. Sie hätten deshalb eine solche Ehrung nicht verdient. Die Technische Universität (TU) München und die Stadt Garching wiesen die Kritik zurück.



Im U-Bahnhof des Forschungszentrums der TU in Garching bei München sollen insgesamt 26 Wissenschaftler mit Bildtafeln gewürdigt werden, darunter neben Rudolf Diesel, Max Planck und Albert Einstein eben auch Messerschmitt und Dornier. Knobloch warnte: «Es wäre eine Provokation und Beleidigung aller Opfer der Nazi-Herrschaft, wenn diese Waffenproduzenten nun auf die geplante Weise geehrt werden würden.»



TU-Sprecher Dieter Heinrichsen verteidigte hingegen den Vorschlag. Die TU habe durch einen Historiker die Personen Messerschmitt und Dornier auf ihr Verhalten in der Zeit des Nationalsozialismus überprüfen lassen. Dabei habe sich ergeben, dass die beiden Luftfahrtunternehmer allenfalls «Mitläufer» gewesen seien. Die Ehrung sei zudem nur für ihre Leistungen als Ingenieure und Forscher gedacht und finde nicht unter moralischen Gesichtspunkten statt.



Die Bürgermeisterin Garchings, Hannelore Gabor, verwies ebenfalls auf die wissenschaftlichen Errungenschaften Messerschmitts und Dorniers. «Ein persönliches Fehlverhalten in der Nazi-Zeit ist ihnen nie nachgewiesen worden», betonte die Lokalpolitikerin. Sie vertraue auf das Ergebnis des Historikers der TU.



Knobloch wirft den politisch Verantwortlichen und der TU-Führung deshalb Unsensibilität und Naivität vor. «Ich bin mir sicher, dass in der reichen Wissenschaftsgeschichte unseres Landes bedeutendere Frauen und Männer als die beiden Nazi-Konstrukteure zu finden sind, die eine derartige Ehrung verdient haben», betonte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde.



Heinrichsen räumte ein, dass es in dieser Frage verschiedene Sichtweisen geben könne. Aus der persönlichen Position Knoblochs heraus seien die «Vorwürfe verständlich». Er schlug vor, dass die Einwände in die kurzen Texte zu den Bildtafeln aufgenommen und so thematisiert werden könnten.



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