Annan unterstützt Frankreichs Steuer auf Flugtickets
Paris, (AFP) - UN-Generalsekretär Kofi Annan unterstützt das Vorhaben Frankreichs, eine Steuer auf Flugtickets zur Finanzierung von Entwicklungshilfe einzuführen. Das Land habe damit "echte Führungsstärke in den Bemühungen gezeigt, innovative Finanzierungsquellen" im Kampf gegen die Armut in der Welt zu finden, sagte Annan am Dienstag bei einer zweitägigen Entwicklungskonferenz in Paris. Andere Länder sollten diesem Beispiel folgen. Aus dem Umfeld von Staatspräsident Jacques Chirac hieß es, zehn bis 15 weitere Länder wollten demnächst Abgaben auf Flugtickets einführen. Deutschland prüft eine solche Möglichkeit noch.
Annan verwies darauf, das auch Chile eine Flugticketsteuer plane und Großbritannien Mittel aus einer bestehenden Ticketsteuer umwidmen wolle. Eine klare Unterstützung für die Steuer gebe es bisher daneben aus Brasilien, Norwegen und Algerien, hieß es von Chirac-Mitarbeitern. Rund 30 Länder wollten sich einer Arbeitsgruppe zu dem Thema anschließen.
Strikt abgelehnt wird das Projekt unter anderem von den USA. Deutschland hat bisher argumentiert, dass eine Steuer nur sinnvoll sei, wenn sich eine große Zahl von Ländern anschließe. Das globalisierungskritische Netzwerk Attac warf dem Bundesfinanzministerium in der Frage eine "Blockadehaltung" vor und demonostrierte vor dem Konferenzort in Paris mit hunderten Papierfliegern für die Steuer.
Neue Formen der Entwicklungsfinanzierung allein könnten dem Armutsproblem in der Welt allerdings nicht beikommen, sagte Annan. Deshalb sei es wichtig, dass die Regierungen zu dem Ziel stünden, 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Entwicklungshilfe auszugeben. Chirac betonte, aus Sicht der Vereinten Nationen müsse die Entwicklungshilfe bis 2015 auf 200 Milliarden Euro pro Jahr angehoben werden. Zur Zeit stünden aber nur 65 Milliarden Euro zur Verfügung.
Der amtierende Präsident der Afrikanischen Union, Kongos Präsident Denis Sassou Nguesso, sagte, Afrikas Staaten würden alles tun, um Widerstände und Bedenken gegen das Projekt zu beseitigen. Er brachte auch andere internationale Besteuerungspläne wie den Verkauf von Waffen oder internationale Finanztransaktionen erneut ins Gespräch, die in der Vergangenheit aber keine Unterstützung bekommen hatten. Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva forderte, die Entscheidungen über mehr Entwicklungshilfe nicht auf die lange Bank zu schieben: "Die, die Hunger haben, können nicht warten. Sie brauchen dringend Antworten."
Frankreich führt die Flugticketsteuer ab Juli ein. Dabei werden pro Passagier je nach Sitzklasse und Weite des Fluges zwischen einem und 40 Euro aufgeschlagen. Paris rechnet mit Einnahmen von rund 200 Millionen Euro pro Jahr. Das Geld soll vor allem in die Bekämpfung von Aids und anderen Krankheiten in Afrika fließen. Frankreichs Luftfahrtbranche steht dem Projekt kritisch gegenüber. Sie befürchtet Wettbewerbsnachteile gegenüber Unternehmen im Ausland, wo der Aufschlag nicht erhoben wird.
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