Flugreisende sollen künftig auch in der Luft mit ihrem Handy telefonieren können. In Absprache mit nationalen Regulierungs- und Sicherheitsbehörden hat die EU-Kommission einheitliche Regeln für neue Mobilfunkdienste im Flugzeug vorgelegt.
Technische Standards sollen gewährleisten, dass die Handynetze an Bord nur via Satellit funktionieren und die terrestrischen Netze am Boden nicht stören. Zudem sollen Fluggesellschaften eine nationale Lizenz europaweit nutzen dürfen.
EU-Telekom-Kommissarin Viviane Reding rief Airlines und Kommunikationsfirmen dazu auf, die von Geschäftsreisenden nachgefragten Dienste schnell zu entwickeln und zu vernünftigen Preisen anzubieten: "Wenn die Verbraucher schockierend hohe Telefonrechnungen erhalten, wird das Angebot nicht abheben", sagte sie.
Basisstation im Flugzeug
Air France testet bereits Mobilfunkdienste über den Wolken; Ryanair, British Midland (BMI) und TAP Portugal planen noch in diesem Jahr ähnliche Angebote. Deutsche Fluggesellschaften wie die Lufthansa und Air Berlin sind dagegen zurückhaltender. Sie fürchten, Handygeklingel im Flugzeug könne Kunden eher vergraulen als begeistern. Die Lufthansa erwägt lediglich, die auf Langstreckenflügen bereits getesteten Breitbandinternetdienste bald kommerziell anzubieten. Auch Air Berlin verhandelt mit Internetanbietern.
Bislang ist das Telefonieren während eines Fluges grundsätzlich verboten. Grund ist die Sorge, die elektromagnetischen Wellen könnten die Instrumente des Flugzeugs beeinträchtigen. Für das Problem gibt es inzwischen eine Lösung: Im Flugzeug wird eine Basisstation eingerichtet, die ein Handynetz an Bord aufbaut. Die Basisstation kommuniziert über eine Antenne via Satellit mit einer Bodenstation und erfordert nur eine geringe Sendeleistung. Sie wird ab 3000 Metern Flughöhe aktiviert. Dadurch können Handys keine Verbindung zum Boden aufbauen; die Flugzeugausrüstung wird nicht gestört.
Air France bietet seinen Fluggästen bereits seit dem vergangenen Herbst in einem speziell umgerüsteten Airbus an, SMS und E-Mails zu verschicken und zu empfangen. Seit einer Woche sind auch Telefonate erlaubt. Das Angebot läuft über das Onboard-Kommunikationsunternehmen Onair, an dem auch der Flugzeughersteller Airbus beteiligt ist. Onair leitet die Gespräche in die Netze am Boden weiter. Die Netzbetreiber stellen ihren Kunden die Gespräche an Bord dann ganz normal in Rechnung - ähnlich wie beim Roaming im Ausland. Eine Gesprächsminute während des Fluges koste je nach Anbieter im Schnitt 2 bis 3 Euro, sagte ein Onair-Sprecher.
Die irische Billigfluglinie Ryanair will binnen eines Jahres ihre gesamte Flotte von 163 Jets mit dem Onair-Handyangebot ausstatten. Im Juni werde es mit 20 Flugzeugen losgehen, sagte ein Sprecher. Der britische Konkurrent BMI plant zunächst einen Testlauf auf der von Geschäftsreisenden stark genutzten Strecke London-Moskau.
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