Landrat warnt vor möglichem skyguide-Einstieg bei DFS
Der Waldhuter Landrat Bernhard Wütz (CDU) hat vor einer möglichen Beteiligung der Schweizer Flugsicherung skyguide an der Deutschen Flugsicherung (DFS) gewarnt. Er befürchtet, dass skyguide vermehrt den süddeutschen Luftraum in Anspruch nehmen könnte.
Wütz sagte wörtlich: "Das kann unserer Bevölkerung nicht zugemutet werden". Die Schweizer Flugsicherung skyguide mit Sitz in Zürich kontrolliert auch Teile des baden-württembergischen Luftraums. Zur Begrenzung des Fluglärms durch den Flughafen Zürich schränkte die Bundesregierung die Überflüge ein.
Brief an Bundesverkehrsminister Tiefensee
Der Landrat äußerte auch Bedenken hinsichtlich der Sicherheit von skyguide. Er erinnerte daran, dass die Schweizer Aufsichtsbehörden Versäumnisse und Mängel festgestellt hätten. Skyguide erlangte 2002 durch den Zusammenstoß zweier Flugzeuge über Überlingen traurige Bekanntheit. Der Landrat verwies auch auf eine Stellungnahme der Gewerkschaft der Flugsicherung e.V. Diese habe kritisiert, dass das Prinzip Sicherheit vor Wirtschaftlichkeit offenbar aufgegeben werden solle. In einem der am dichtesten beflogenen Lufträume der Welt orientiert man sich nach Ansicht der Gewerkschaft künftig lediglich an europäischen Mindeststandards.
Wütz sagte, er habe Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) in einem Brief gebeten, für die Sicherheit der Bevölkerung im süddeutschen Raum zu sorgen. Das Gesetz für die Neuregelung der deutschen Flugsicherung hält er für verfassungswidrig. Eine Privatisierung des DFS-Kapitals verstoße gegen das Grundgesetz, weil das Unternehmen hoheitliche Aufgaben wahrnehme. Die DFS soll teilweise privatisiert werden, der Bund will 25,1 Prozent der Anteile behalten.
Skyguide will sich in Deutschland einkaufen
Die Schweizer Flugsicherung skyguide erwägt zur Zeit, sich an der Deutschen Flugsicherung (DFS) zu beteiligen. Die Frage einer Beteiligung sei auf dem Tisch und eine Option, erklärte skyguide-Verwaltungsratspräsident Guy Emmenegger. Zugleich wies Geschäftsführer Alain Rossier Zweifel an der Sicherheit seines Unternehmens zurück: "Die 1.400 skyguide-Mitarbeiter haben nur eines im Kopf - besser und sicherer zu werden".
Wegen Sicherheitsmängeln in der Kritik
Seit dem Flugzeugunglück von Überlingen steht die Luftkontrolle in der Kritik. Bei dem Zusammenstoß zweier Maschinen am 1. Juli 2002 waren 71 Menschen, überwiegend Kinder, getötet worden. Nach Ansicht der deutschen Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU/Braunschweig) trägt das Schweizer Unternehmen eine Mitschuld an der Katastrophe.
Das Schweizer Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) hatte skyguide Mitte März untersagt, die Kontrolle des oberen Schweizer Luftraums in Genf zu konzentrieren. Bisher wird der Luftraum ab 7.500 Meter über dem Meer von Zürich und Genf kontrolliert. Die Verlagerung in die Westschweiz hat 2004 schrittweise begonnen. Das BAZL hatte die kurz vor dem Abschluss stehende Zusammenlegung mit dem Hinweis gestoppt, es fehlten einige konkrete Sicherheitsnachweise. Das Amt vermisste unter anderem Belege für eine ausreichende Ausbildung der Fluglotsen.
http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1 ... 84/2r10p2/