Fluggast öffnet "zur Beruhigung" den Notausgang
Seit in Indien ständig neue Fluglinien aus dem Boden schießen, häufen sich Zwischenfälle mit nervösen "Erstfliegern". Eine neue Studie offenbart abenteuerliche Zustände an Bord - vom geöffneten Notausgang bis zu einer Notlandung, weil Passagiere den Piloten irritierten.
Neu-Delhi - In Indien, wo die meisten Menschen noch nie in ihrem Leben geflogen sind, weil sie es sich nicht leisten können, haben es die Fluggesellschaften mit teils abenteuerlichen Problemen zu tun. "Leute, die zum ersten Mal fliegen, wollen alles über das Flugzeug und mögliche Komplikationen aus erster Hand wissen, so wie sie es in einem Zug oder Bus auch tun würden", sagte der Chef von Spicejet, Siddhanta Sharma, der indischen Tageszeitung "Times Of India". Allerdings seien die Sicherheitsvorschriften für den Flugverkehr strenger und dürften auch nicht aufs Spiel gesetzt werden.
In einer Sicherheitsstudie einer größeren Airline hieß es der Zeitung zufolge, im Januar habe ein Fluggast "zu seiner Beruhigung" einen Notausgang geöffnet. "Jüngst haben zwei Passagiere versucht, die Türen bei einem Flugzeug zu öffnen, während es auf der Startbahn rollte." In einem anderen Fall hätten mehrere Fluggäste nicht mehr länger auf die Landung warten wollen und seien zur Flugkanzel vorgegangen, hieß es in der Studie. Vor dem Cockpit hätten sie die Piloten so sehr gestört, dass diese eine Notlandung machen mussten. "Solche aufsässigen Passagiere sind meist Leute, die zum ersten Mal fliegen, und Leute, die sich für wichtig halten."
Flugbegleiterinnen müssen mit handgreiflicher Gewalt rechnen, wenn sie versuchen, verhaltensauffällige Fluggäste in die Schranken zu weisen, wie es in der Studie hieß. Vor einigen Monaten habe ein Passagier einer Flughafenangestellten den Arm gebrochen, zitierte die Zeitung einen Insider. "Manchmal zerreißen aufsässige Passagiere am Flughafen den weiblichen Angestellten ihre Kleidung." Ein Luftfahrtexperte sagte der "Times Of India", die Mitarbeiter von Fluglinien müssten notfalls körperlich eingreifen dürfen, um die schlimmsten Passagiere in Zaum zu halten und die Sicherheit zu garantieren. "Manchmal versagt die Vernunft", fügte er hinzu.
In Indien wurden in den vergangenen drei Jahren mindestens ein halbes Dutzend Fluggesellschaften gegründet, nachdem zuvor zwei staatliche Linien jahrzehntelang den Markt unter sich aufgeteilt hatten. Weil die indische Wirtschaft blüht, steigen auch die Löhne, und dadurch können es sich derzeit immer mehr der über eine Milliarde Einwohner leisten zu fliegen.
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1 ... 22,00.html