Ein europäisches System ermöglicht Sprach- und Daten-kommunikation. Die Grenze ist der Atlantik: In den USA bleiben Handys in Flugzeugen auf absehbare Zeit verboten.
WIEN/PARIS. Über den Wolken wird die Freiheit für Handy-Nutzer grenzenlos – zumindest in Europa: Die kontinentale Flugsicherheitsbehörde EASA hat soeben das mobile Telefonieren und Internet-Surfen erlaubt. Die Grenze ist der Atlantik: In den USA bleiben Handys in Flugzeugen auf absehbare Zeit verboten.
Vorerst hat die EASA nur ein System – das weltweit erste – für die Nutzung an Bord von Flugzeugen zertifiziert. Doch das sei „ein Meilenstein auf dem Weg unseres Dienstes zum Markt“, gab die Betreiberfirma OnAir Dienstag abend am Rande der „Paris Air Show“ in Le Bourget bekannt. Die Zertifizierung folge ausgiebigen Tests ohne Passagiere.
Premiere mit Air France
Premiere mit echten Fluggästen feiert die Air France, die schon im August eine Maschine in den Dauertest schickt. Den Franzosen folgen wenig später die portugiesische Fluglinie TAP und die britische BMI. Im Herbst schaltet sich auch die Diskont-Fluggesellschaft Ryanair in die Erprobung ein. Diese ist für das europäische Projekt deshalb wichtig, weil sie die Ausrüstung in eine Boeing-737 eingebaut hat. Alle anderen testen an Bord von Airbus-Maschinen. Die Ryanair-Beteiligung ist das Feigenblatt, das verdecken soll, dass die USA bei OnAir abseits stehen.
Das ist der Schönheitsfehler der Lösung: OnAir, erst vor zwei Jahren gegründet, ist ein Gemeinschaftsunternehmen des europäischen Flugzeugherstellers Airbus und des auf Luftfahrt spezialisierten Informationstechnologie-Unternehmens SITA. Vertriebspartner ist der britische Satellitenbetreiber Inmarsat, der auch die Steuerung der Verbindungen übernimmt, wenn eine Maschine in mehr als 4000 Meter Höhe fliegt. Darunter kann auch über spezielle Umsetzer kommuniziert werden, die mit den Einrichtungen der Mobilfunker verbunden sind. Bei Start und Landung wird der Handy-Einsatz vermutlich verboten bleiben.
Ryanair könnte das Zünglein an der Waage werden, setzt sie doch eine Maschine des US-Flugzeugherstellers Boeing ein, in der vorher ein Boeing-System zur mobilen Kommunikation installiert war. Als der Umstieg bekannt wurde, titelte die „Financial Times“ so: „Wenn Sie einen ruhigen Flug wollen, nehmen Sie nicht Ryanair.“
Boeing-Dienst eingestellt
Boeing war unter den ersten, die Systeme für die Handy-Nutzung in Flugzeugen entwarfen. Die meisten scheiterten an den hohen Entwicklungskosten. Nicht so der Boeing-Kommunikationsdienst „Connexion“: Er wurde in Maschinen der Deutschen Lufthansa sowie der Japan und der Singapore Airlines bereits angeboten, doch im Vorjahr stellte ihn Betreiber Boeing plötzlich ein. Der ebenfalls via Satelliten funktionierende Dienst war mit umgerechnet 7,50 bis 20 Euro für eine Internet-Verbindung den meisten Passagieren zu teuer. Und: Er war auf Datenkommunikation beschränkt – Telefonieren wie mit OnAir konnte man mit „Connexion“ nicht.
Die US-Kommunikationsbehörde FCC hat, wie berichtet, Anfang April das Handy-Verbot über den Wolken wieder einmal verlängert. Die Entscheidung habe nichts mit dem Scheitern des Boeing-Projekts zu tun, hieß es. Man wolle die Frage irgendwann neu bewerten, „wenn präzise technische Daten erhältlich sind“.
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