Weniger als ein Zehntel der chinesischen Piloten verfügen über Englischkenntnisse, die internationalen Standards entsprechen. Das soll sich jetzt ändern, schließlich boomt der chinesische Luftverkehr - und auf internationalen Flügen können Sprachprobleme gefährlich werden.
"Haben Sie die Freigabe, zum Gate zu fahren?", fragt der Fluglotse im Tower des JFK-Airports in New York. Fragt noch einmal, wird langsam ungehalten, sechsmal fragt er insgesamt. Der Pilot des Air-China-Fluges 981 versteht nicht, dass es sich um eine Frage handelt, und antwortet mit starkem Akzent, dass er verstanden habe und jetzt zum Gate komme. Oder so etwas Ähnliches, denn sein Englisch ist kaum zu verstehen. Dieser in einem YouTube-Video dokumentierte Zwischenfall stellt die Geduld des Sicherheitsbeamten auf die Probe - denn auch mit Richtungsanweisungen und Buchstabencodes scheint der Pilot so seine Probleme zu haben.
Laut einer Erhebung der zivilen Luftfahrtbehörde (CAAC) in China haben mehr als 90 Prozent der chinesischen Piloten Englischkenntnisse, die nicht internationalen Luftfahrtstandards genügen. Dies müsse sich ändern, oft mangele es den Piloten an persönlichem Ehrgeiz, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, hieß es auf der Internetseite der Behörde. "Ich hoffe, die Kollegen, die eine solche Einstellung vertreten, nutzen die vielfältigen vorhandenen Möglichkeiten, ihr Englisch in Kursen zu verbessern und damit ihrer hohen Verantwortung gerecht zu werden", wird dort Li Jian zitiert, der stellvertretende Luftfahrtminister des Landes.
Nur 651 von insgesamt 8000 derzeit beschäftigten chinesischen Piloten hätten bisher den Englischtest der International Civil Aviation Organisation (ICAO) für Piloten bestanden, der Fachtermini auf Englisch sowie international gebräuchliche Abkürzungen und Codes abfragt. Erst ab März 2008 tritt weltweit eine Vorschrift in Kraft, dass Piloten im internationalen Flugverkehr diesen Test absolviert haben müssen.
Rasantes Wachstum des Luftverkehrs
Chinas Luftverkehr boomt derzeit mit erheblichen Wachstumsraten, die Weiterqualifizierung des benötigten Personals kommt da kaum hinterher. Bis zum Jahr 2010 rechnet die CAAC mit einem Bedarf von etwa 10.000 zusätzlichen Piloten. Chinesische Flugschulen sind üblicherweise an Fluglinien angegliedert, die für die Ausbildung aufkommen, dafür ihre Absolventen aber nur gegen hohe Ablösen zu Konkurrenzfirmen gehen lassen - denn oft ist die Bezahlung in anderen Ländern besser.
Deshalb war die Nachfrage enorm, als in diesem Jahr China Southern Airlines erstmals einen Pilotenkurs anbot, für den die Teilnehmer selbst zahlen müssen. Laut Medienberichten der vergangenen Woche gingen innerhalb von zehn Tagen 2000 Bewerbungen für 100 Studienplätze ein - nach diesem Modell wären die Piloten nach der Ausbildung frei in der Wahl ihres Arbeitgebers. Mit einem Campus im australischen Perth verspricht diese Schule zudem eine gute Englischausbildung.
Diese Generation lässt weniger Sprachprobleme erwarten als alteingesessene Piloten, von denen viele bei der Luftwaffe ihr Handwerk erlernten - dort waren kaum Englischkenntnisse gefragt. Erst vor wenigen Jahren stellte die Air China aus Fachkräftemangel erstmals nicht-chinesische Piloten ein.
Wie gefährlich mangelhafte Sprachkenntnisse sein können, bewies der Crash eines MD-80-Mittelstreckenflugzeuges im Nordwesten Chinas im Jahr 1993. Die Piloten waren offensichtlich irritiert von dem automatischen Bodennähe-Warnsignal des in den USA gebauten Flugzeuges, die Blackbox zeichnete ihre letzten Worte auf: "What does 'pull up' mean?"
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1 ... 47,00.html
Passend dazu das Video, welches obiges Problem beinhaltet:
http://www.youtube.com/watch?v=ob7mc8gIyrE