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BeitragVerfasst: Samstag 14. Februar 2009, 10:28 
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Technikgeschichte: Laternen wiesen einst Piloten im Dunkeln die Route Berlin – Königsberg



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FLUGVERKEHR hinter surrenden Propellern: Eine solche viermotorige Junkers Ju90 landete am 20. April 1945 als dem letzten protokollierten Flug einer Lufthansa-Maschine in Berlin-Tempelhof. Hier hatte eine Ju G24 am 1. Mai 1926 mit einem Start nach Königsberg die Pionierzeit im deutschen Nacht-Linienflugverkehr eingeläutet. Nach einer durch die Alliierten verfügten Zwangspause durften ab 1955 wieder deutsche Flugzeuge am internationalen Luftverkehr teilnehmen. Der Flughafen Tempelhof wurde 2008 geschlossen. (Archivbild: Deutsche Lufthansa)



Als 1926 die „Deutsche Luft Hansa AG“ gegründet wurde, mauserte sich das Flugzeug zum allgemeinen Transportmittel. Um den Flugverkehr regelmäßig und unabhängig von Wetter und Tageszeit zu machen, begann man nun die Flugzeuge mit Instrumenten für den Blindflug aufzurüsten.



Elektronische Funkfeuer als Navigationshilfe waren weitgehend unbekannt. Lediglich an größeren Flughäfen gab es Peilstationen, um die Besatzungen im Anflug zu unterstützen – sofern die Maschine bereits mit Telegrafiegeräten ausgerüstet war. Da es noch keinen Sprechfunk gab, benutzte man über 200 Kombinationen von Morsesignalen, um Informationen über Standort, Wetter, Wind und Landerichtung zu übermitteln. Jede begann mit „Q“: „QDM 250“ etwa wies dem Flugzeugführer missweisenden (noch zu korrigierenden) Kurs von 250 Grad.



Eine Flugsicherung war bei meist geringem Verkehrsaufkommen nicht erforderlich. Nur wenn sich mehrere Flugzeuge gleichzeitig einem Flugplatz näherten, legte dessen Peilflugleitung die Landefolge fest. Landungen kündigte eine Sirene an: Einmal lang avisierte deutsche Maschinen, zweimal lang ausländische oder unidentifizierte Flugzeuge. Ein Rauchofen auf dem Flugfeld zeigte anfliegenden Piloten die Wind- und damit die Landerichtung an.



Unterwegs flogen die Piloten zunächst nach Sicht, doch bald kam die Koppelnavigation auf: Bei bekannter Fluggeschwindigkeit und errechnetem Kursverlauf über Grund absolvierte die Maschine in Zeit „X“ eine bestimmte Flugstrecke und befand sich danach in Nähe des Koppelorts „XY“. Dies machte kontinuierliche Erdsicht überflüssig.



Der Landeanflug setzte dann freilich ausreichende Sicht voraus. 1924 hatte man genügend Erfahrungen bei Erprobungsflügen gesammelt, um zunächst sporadische Nachtpost- und Nachtfrachtflüge zu einem regelmäßigen Nacht-Frachtflugverkehr auszubauen. Dabei sammelten die Piloten Navigationserfahrung, auch erwies sich die Technik als zuverlässig genug, um den regelmäßigen Passagierverkehr auch in die Nachtstunden auszudehnen.



Koppelnavigation allein reichte dazu nicht aus. Der Flugweg musste eindeutig markiert sein, auch sollten entlang der Flugstrecke Notlandeplätze mit Befeuerung vorhanden sein. Da Königsberg in Ostpreußen damals eine Enklave war, entschied man sich, zwischen Berlin und Königsberg die erste Nachtflugstrecke zu installieren. Alle 25 bis 30 Kilometer wurden auf der „Lichterstraße“ als Hauptleuchtfeuer Drehscheinwerfer auf Gittermasten montiert, dazwischen standen mit drei bis fünf Kilometer Abstand auf Masten oder Hausgiebeln montierte Neonlampen oder Leuchtgasbaken als „Nebenleuchtfeuer“. Die Flugplätze Stettin, Stolp und Danzig stellten Ausweichlandemöglichkeiten zur Verfügung.



Am 1. Mai 1926 startete in Berlin eine dreimotorige Junkers G24 zum ersten Nachtflug mit Passagieren nach Königsberg. Im fahlen Licht des Drehscheinwerfers wuchteten Bedienstete des Berliner „Luftbahnhofs“ Tempelhof schwere Petroleum-Sturmlaternen über den Rasen, um die Piste zu markieren. Damals gab es noch keine festen Pisten, Start- und Landungsweg wurden je nach Windrichtung gewählt. Zur Markierung der Start- und Landebahn wurden rot, grün und weiß leuchtende Sturmlaternen mit 20 Meter Abstand positioniert.



Die Maschine mit drei Besatzungsmitgliedern und neun Fluggästen hob pünktlich um zwei Uhr nachts ab. Die Fabrikschornsteine rings rund um den Flugplatz Tempelhof waren von Scheinwerfern angestrahlt, hohe Gebäude mit roten Neonlampen markiert, als die Ju G24 mit 182 Kilometer pro Stunde in Richtung Königsberg entschwand.



Der Flug verlief ohne Zwischenfälle. An der Strecke gelegene Flugplätze meldeten telefonisch den pünktlichen Überflug sowohl an den Abflug- wie auch den Zielflughafen. Im Morgengrauen befand sich die Junkers im Landeanflug auf das beleuchtete Königsberger Flugfeld. Das Verfahren für den Nachtflugverkehr verlangte den Anflug von Grün über Weiß nach Rot. Der Flugzeugführer sollte rechts neben der Lampenreihe aufsetzen, ideal neben drei querstehenden weißen Lampen, damit die Maschine bei Erreichen der roten Lampenreihe zum Stehen kam. Als Landestrecke benötigte man damals zwischen 400 und 500 Meter.



1932 begann der Siegeszug der dreimotorigen Junkers JU 52/3m, auch „Tante JU“ genannt. Flug- und Funktechnik waren inzwischen deutlich verbessert, viele Maschinen waren bereits für bedingten Instrumentenflug ausgerüstet. Elektronische Landehilfen standen in der Erprobung, zur Boden-Bord-Kommunikation wurde zunehmend Sprechfunk genutzt. Der stetig zunehmende Luftverkehr erforderte anspruchsvollere Systeme. 1936 verfügte die „Deutsche Lufthansa AG“, wie sie sich nun nannte, neben weiteren Flugzeugtypen über 58 der robusten Junkers JU 52/3m Maschinen, die das europäische Flugnetz mit großer Regelmäßigkeit bedienten.



Am 20. April 1945 landete die letzte Lufthansa-Maschine in Tempelhof, eine viermotorige Junkers JU 90 aus Barcelona. Die letzte protokollierte Landung einer Lufthansa-Maschine vom Typ Focke-Wulf FW 200 „Condor“ ist vier Tage vor Kriegsende, am 4. Mai 1945, von Oslo kommend in Flensburg dokumentiert. Mit Ende des zweiten Weltkriegs begann eine Zwangspause für die deutsche Luftfahrt.



Erst Anfang 1955 durften wieder deutschregistrierte Flugzeuge, jetzt aus amerikanischer Produktion, am internationalen Luftverkehr teilnehmen. Doch die Gründerzeit ist unvergessen: Die JU 52/3m der „Deutschen Lufthansa Berlin Stiftung“ mit der Kennung DAQUI, ein technisch aufgerüsteter Oldtimer, bietet Rundflüge mit dem originalen Fluggefühl der dreißiger Jahre.



http://www.echo-online.de/treffpunkt/te ... ?id=712999

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