Swissair-Pleite als Film - Schweizer Regisseur drehte Dokudrama
Bern - Sie war der Stolz der Schweiz wie das Matterhorn, die präzisen Uhren oder der Käse - die Fluggesellschaft Swissair. Doch am 2. Oktober 2001 ging nichts mehr: Alle Swissair-Maschinen standen still, das Unternehmen war zahlungsunfähig.
Unter dem Titel «Grounding die letzten Tage der Swissair» hat der Schweizer Regisseur Michael Steiner dieses für die meisten seiner Landsleute völlig unverständliche Drama noch einmal nachgezeichnet. Der Film kommt am Donnerstag in die Schweizer Kinos, am Sonntag war Vorpremiere in Zürich, Bern und Basel. Der Abwickler der Swissair-Pleite, Liquidator Karl Wüthrich, ist der Ansicht, die Swissair wäre zu retten gewesen.
Zweieinhalb Stunden lang zeichnet das Dokudrama die letzten Tage der stolzen Airline nach. Dazu den Kampf des ehemaligen Nestlè- Managers Mario Conti, gespielt von Hanspeter Müller-Drossaart, der die Pleite zu verhindern suchte, dem aber nicht wenige heute eine Mitschuld an dem Desaster geben. Auch der spätere Chef der Swissair- Nachfolgerin Swiss, André Dosé, tritt durch einen Schauspieler in dem Wirtschaftskrimi auf.
Wüthrich kündige unterdessen Klagen gegen etwa 25 Verantwortliche der Swissair an. Er nennt die «extreme Expansionspolitik» als einen der Gründe für den Untergang der Luftgesellschaft. Der Swissair und ihrem als Sanierer geholten Chef Corti habe ein klares Konzept gefehlt. Am Schluss des Films stehen die Schuldigen klar fest, Wüthrich dagegen geht von langwierigen Prozessen aus.
Am 2. April 2001 hatte der Konzernverlust 2,8 Milliarden Franken (heute 1,8 Mrd Euro) betragen. Der Verkauf von Anteilen oder Ausstieg etwa an der französischen Air Littoral oder aus der AOM/Air Liberté konnten den Niedergang nicht mehr aufhalten. Heute ist die Nachfolgefirma Swiss so gut wie im Besitz der deutschen Lufthansa.
© dpa - Meldung vom 16.01.2006 15:07 Uhr
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