zet2k hat geschrieben:
Nur warum muss die Landesregierung eine sicherlich kostspielige Studie für einen glasklaren Sachverhalt beauftragen?
Glasklar ist relativ! Das mag aus deiner Sicht so sein, reicht aber eben nicht zu einer objektiven Annäherung an die Realität.
Ergänzend zu dem was @strulem bereits gesagt hat noch zwei Dinge:
Für die Beschäftigten in den (dt.) Ministerien muss ich jetzt mal eine Lanze brechen. In den Ministerien ist nicht nur punktuell sondern durchgängig Expertenwissen zu ganz unterschiedlichen Themen vorhanden - auch zum Luftverkehr. Und das sind nicht Leute die in der „freien Wirtschaft“ nichts bekommen haben – entgegen oft geäußerter Meinungen –, sondern oft Experten die mit langjähriger Erfahrungen in den öffentlichen Dienst gegangen sind.
Zweitens: Externe Gutachten schaffen gewissermaßen eine „Aktenlage“, die z.B. auch bei einem Wechsel der politischen Farbe nicht so leicht zu umgehen sind und damit den Begünstigten (im Fall AOC vielleicht nicht das richtige Wort) Sicherheit geben. Also so was wie Verbindlichkeit auch in einer rein politischen Debatte, wie hier.
Zur Sache an sich: Der Fairness halber muss man sagen, dass die bisher verfügbaren Dokumente zwar noch nicht den Herleitungsweg wiedergeben, die zu den Erkenntnissen führten. Dennoch scheint mir persönlich das Gutachten schon wegen der drei geprüften Szenarien solider, als das tumbe Aneinanderreihen von Zahlen mit nicht durchgängiger Stringenz in der Interpretation wie das Gutachten zuvor.
Die Wertung des Gutachtens der Landesregierung in der Öffentlichkeit macht klar, dass das Land einen Einstieg nicht sieht. Da hat man nun das politische Bekenntnis, dass man in Altenburg eingefordert hat und immer haben wollte – wenn auch nicht mit dem Ergebnis das man sich vorstellte.
Ich interpretiere die Ansage, dass nur mit GA-Verkehr ein kostendeckender Betrieb bzw. im Rahmen der Pflichtzuschüsse (und damit das Bekenntnis auf dauerhafte Subventionierung generell zu verzichten) gesehen wird in Verbindung mit dem Hinweis auf das mitteldeutsche Luftverkehrskonzept auch ein wenig als politische Annäherung an Sachsen. Stand nicht unlängst in der Presse zu lesen, dass AOC ein Hinderungsgrund für den Beitritt zur MFAG sei? Möglicherweise sucht man damit nunmehr auch einen Weg mit ERF (und AOC als reinen GA-Standort) in die MFAG-Familie.
Die von den Gutachtern getroffene Aussage, dass mit dem derzeitigen LCC-Modell in AOC kein Break-Even zu erwarten ist (obwohl doch mal aus der Altenburger Ecke die Parole galt: viel hilft viel und mit x Linien kommen wir dann auch schon auf die schwarze Null) dürfte die von Altenburg angestossene Suche nach Investoren ebenso wenig vereinfachen bzw. kommunikativ auf den Boden der Tatsachen zurückholen – Stichwort Aktenlage, da man nicht mehr widerspruchsfrei die eigene Story verkaufen kann – wie auch das Engagement privater Dritter (in dem Modell wie kürzlich geschehen) für bestimmte Linien.
Umso weniger verstehe ich daher die Reaktion des Landrates wie in der OTZ zitiert, der nun fast offen von Schließung des Platzes spricht. Das dürfte die Chancen für eine wie auch immer geartete Privatisierung nicht gerade fördern. Wer investiert schon in ein Unternehmen, bei dem die Gesellschafter quasi gedanklich mit der Insolvenz oder zumindest Abwicklung spielen? Zeigt aber auch, dass man sich offenbar keinesfalls mit GA-Verkehr zufrieden geben will und eben doch - entgegen aller wirtschaftlicher Vernunft - gern "Großflughafen" spielen will.
Wie auch schon @strulem richtig sagte, hat man in AOC mit hohem Risiko gespielt, dass sich nun mit voller Wucht zu verwirklichen scheint. Auch das man bereits früh alle „Hintertürchen“ – aus meiner Sicht leichtfertig – verprellt hat (mal zum Nachdenken z.B.: der Alleingang mit der Namensgebung „Leipzig-Altenburg“ und die daraus entstandene Situation in Bezug zu Sachsen) hat in der jetzigen Situation erschwerend dazu geführt das alle Sympathien oder Rettungsanker (falls welche bestanden haben) außerhalb von Altenburg und Nobitz verwirkt sind.
Sicher wird man jetzt in AOC irgendwie versuchen am eingeschlagenen Weg festzuhalten und auch erstmal das gern genutzte Argument des vermeintlich mangelnden Interesses in Erfurt an Ostthüringen proklamieren, dennoch ist klar so geht es nicht weiter und man wird sich früher oder später der Realität stellen müssen.