Vor nicht allzulanger Zeit war in der TA mal der nachstehende Leserbrief zu lesen:
http://www.thueringer-allgemeine.de/web ... 1262588812in dem auf sachliche Art die Frage nach der Notwendigkeit von ERF aufgeworfen wird.
Zwei weitere Artikel der TA möchte ich hier auch noch verlinken. Weniger wegen der Artikel selbst, deren Inhalte sind im Prinzip bekannt sind, als wegen der Kommentare, die ein deutliches Licht auf die Gemütslage vor Ort werfen:
http://www.thueringer-allgemeine.de/web ... -222136561http://www.thueringer-allgemeine.de/web ... 1288250500Ist das, was der Prof. Jänich schreibt, realistisch? Ich fürchte, ja. So bitter wie das für die Erfurter ist, die langfristigen Perspektiven ihres Flughafens sind aus den im Leserbrief genannten Gründen schlecht.
Linienverbindungen innerhalb Deutschlands sind, wie das Beispiel MUC gezeigt hat, nur mit starker Dauersubventionierung zu haben. Und noch nicht einmal das wird von der Wirtschaft als Hauptadressat in ausreichendem Maße genutzt. Es ist außerdem ein bedenkliches Zeichen, wenn ausgerechnet die Wirtschaft, die ja prinzipiell in der Lage wäre, die tatsächlichen Flugpreise zu zahlen, nach Subventionen ruft.
Linienverbindungen ins Ausland, genannt werden immer wieder Paris und AMS, sind schlicht unrealistisch. Für die großen Netzcarrier sehe ich keinen ausreichenden Bedarf und ein LCC ist wieder nur mit Subventionen zu interessieren.
Mit TNT gibt es zwar eine Frachtfluggesellschaft, die ERF regelmäßig anfliegt, aber dieses Engagement halte ich für doch recht anfällig, vor allem, wenn die Wirtschaft in die nächste Rezession rutscht. Fällt TNT einmal weg, ist es sehr unwahrscheinlich, daß sie wiederkommen.
Bleibt schließlich der Charterverkehr. Den wird es wohl immer in einem gewissen Umfang geben, auch wenn immer wieder gemäkelt wird, daß die Flüge ab ERF zu teuer seien. Aber lohnt es sich, nur dafür eine so teure Infrastruktur offen zu halten? Das werden sich die Gesellschafter des Flughafens überlegen müssen.
Es wird oft argumentiert, der Flughafen sei für die Wirtschaft unerläßlich, insbesondere für Neuansiedelungen. Ich halte das nicht für haltbar. Sicher ist ein Flughafen in unmittelbarer Nähe ein positiver Punkt, aber mehr eben auch nicht. Für eine Ansiedelung sind so viele andere Kriterien wichtig und vor allem wichtiger, daß es nicht am Vorhandensein eines Flughafens hängen kann. Zumal in näherer Zukunft eine schnelle Anbindung an den LEJ gegeben sein wird. Und einen Investor, der es unzumutbar findet, dann in 35 Minuten nach Erfurt zu fahren, kann man wohl kaum als ernsthaft bezeichnen. Gleiches gilt dann im Prinzip auch für Charterpassagiere. Warum nicht die paar Minuten mit der Bahn fahren, um dann mit besserem Angebot und besseren Preisen ab LEJ zu fliegen?
Das Dilemma, in dem Thüringen als Hauptgesellschafter steckt, ist angesichts der vielen Interessengruppen schwer zu lösen. In einer Zeit, als die Welt der Fliegerei noch ganz anders ausgesehen hat, wurde eine Investitionsentscheidung getroffen, die man heute so wohl nicht noch einmal fällen würde. Inzwischen sind dadurch auch eine stattliche Anzahl an Arbeitsplätzen entstanden, die niemand gern wegschenkt. Nur, sind diese Arbeitsplätze mit Blick auf das vorstehende wirklich sicher? Die meisten wohl nicht. Es wird wahrscheinlich ständigen finanziellen Aufwandes bedürfen, um diese Arbeitsplätze zu stützen, immer mit der Gefahr im Rücken, daß diese trotzdem wegfallen.
Fasst man das alles zusammen, wird Thüringen in einigen Jahren (man nagele mich da bitte nicht fest) wohl vor der Frage stehen: Schrecken ohne Ende oder Ende mit Schrecken? Ständige Bezuschussung oder einmaliger Aufwand und dann Konzentration auf Anderes? Keine schöne Entscheidung.
strulem