Lufthansa sucht A380-Piloten
Erst in gut zwei Jahren wird der erste Airbus A380 bei der Lufthansa landen. Doch schon jetzt wird die Übernahme des neuen "Jets des 21. Jahrhunderts" in das weltweite Streckennetz der führenden deutschen Airline sorgfältig vorbereitet. So steht auch der Ausbildungsplan für die benötigten Piloten bereits fest. 15 A380- Maschinen hat die Lufthansa geordert. Am Anfang sind 100 Piloten für den Flugzeuggiganten vorgesehen. "Langfristig benötigen wir für 450 Piloten", erklärt A340-Flugkapitän Ingo Tegtmeyer, Operationschef für die interkontinentale Airbus-Flotte und A380-Projektleiter.
Trotz der angekündigten Verzögerungen bei der Auslieferung des weltgrößten Passagierflugzeugs ist Lufthansa-Chefpilot Jürgen Raps überzeugt: "Wir werden unsere A380 pünktlich bekommen." Die Lufthansa erwartet die erste A380 im September 2007. "Im Sommerflugplan 2008 werden vier A380 mit dem Kranich am Heck fliegen", sagt Raps, der schon 16000 Flugstunden hinter sich hat. Jahr für Jahr werde dann wenigstens eine vierstrahlige A380 die Flotte ergänzen.
Die nach dem Erstflug in Toulouse aufgetretenen Programmverzögerungen, die auch eine verspätete Auslieferung der ersten Flugzeuge an Singapore Airlines oder Quantas zur Folge haben, lassen den deutschen Chefpiloten kalt: "Diesmal überlassen wir die 'Kinderkrankheiten' der Konkurrenz. Wir können in Ruhe warten." Auch Joachim Schneider, der technische A380-Planungschef der Lufthansa, meintt: "Ich denke, es war eine weise Entscheidung, nicht der erste Kunde zu sein, der mit dem neuen Flugzeug auf Strecke geht. Wir profitieren von den Erfahrungen der anderen."
Dennoch hat sich die Deutsche Lufthansa schon sehr früh in das A380-Design eingebracht: Rund ein Dutzend Ingenieure arbeiteten bereits seit 2001 an der Spezifikation und Entwicklung des "europäischen Jumbos" mit. Nicht weniger als 40 Fachbereiche der zweitgrößten europäischen Fluggesellschaft sind in die vielfältigen Vorbereitungsarbeiten für die A380-Einführung einbezogen worden.
Seit 2003 ist Flugkapitän Ulrich Hohl von der Lufthansa für die direkte Kooperation mit Airbus im französischen Werk mit Airbus abgestellt. "Wir werden mit der Schulung unserer A380-Piloten Anfang 2007 beginnen. Die ersten 30 Piloten werden in Toulouse ausgebildet", erklärt Tegtmeyer. Für das A380-Trainingsprogramm ist Flugkapitän Dieter Hensel zuständig, der einschlägige Erfahrungen aus der A340- Welt mit sich bringt.
Wer wird A380-Pilot? Chefpilot Raps: "Im Grunde kann sich jeder unserer Flugzeugführer bewerben. Auch die Piloten der Condor und theoretisch sogar Germanwings-Piloten, aber das ist pure Theorie. Entscheidende Bedeutung wird erst einmal - wie üblich - die Seniorität haben." Vorerst kalkuliert man mit 15 Arbeitstagen für die Umschulung der ersten 30 Piloten in Toulouse und dann mit 30 Arbeitstagen für die Ausbildung aller weiteren Piloten.
Die populäre Airbus-Philosophie, wonach die Umschulung von einem Typ zum anderen dank der Cockpit-Kommunalität nur wenige Tage beanspruche, hat - das betonen Raps und Tegtmeyer gemeinsam - beim Airbus A380 keine Gültigkeit mehr. "«Es ist doch ein anderes Flugzeug, auch wenn es im Cockpit viele Gemeinsamkeiten gibt. Es ist ein immenser Qualitätssprung und deshalb eine Herausforderung für alle Piloten", erklärt Raps. "Vor allem ist dieses Flugzeug auch operationell eine ganz neue Herausforderung. Ich meine nicht die Abfertigung an den Airports; das bekommen die Flughäfen schon hin."
Vor allem ist dieses Flugzeug auch operationell eine ganz neue Herausforderung. Beispielsweise alle Bodenbewegungen verlangen ein Umdenken. "Auch technologisch gibt es so viel Neues, dass wir die A380 nicht einfach in die A340-Flotte integrieren können", erklärte Raps. Es werde darauf hinaus laufen, dass es eine eigene A380-Flotte mit einem eigenen Streckennetz und Airports, die für die A380 geeignet sein werden, beispielsweise Tokio, Los Angeles, New York, geben werde. Und wer holt die erste Lufthansa-A380 in Hamburg ab? Jürgen Raps lacht: "Das werde ich mir wohl nicht nehmen lassen. Die A380 ist mein 'Baby'."
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