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BeitragVerfasst: Samstag 11. Juni 2005, 11:55 
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SN Brussels Airlines hat alle überrascht«



In einer Bilanzpressekonferenz kann wieder Erfolg verkündet werden.



Nach dem Ende der Sabena startete Anfang 2002 eine neue belgische Luftfahrtgesellschaft unter dem Namen SN Brussels Airlines (SNBA) mit dem Niederländer Rob Kuijpers als Chef in ein ungewisses Abenteuer.



Doch der Start ist geglückt, SNBA fliegt sogar mit Gewinn. Dazu antwortet Rob Kuijpers auf Fragen des Grenz-Echos. GE: SNBA ist für die meisten Gäste des Brüsseler Flughafens wohl das Unternehmen, das dort für alles sorgt. Doch verbirgt sich hinter dem Begriff Flughafen wohl eine viel kompliziertere Struktur.



Kuipers: SN Brussels Airlines macht nur eines, nämlich Kunden fliegen. Nachdem die Sabena verschwunden war, haben wir nicht alles übernommen. Ein spanisches Unternehmen besorgt beispielsweise für uns die Gepäckbetreuung. Ansonsten sind wir hier in Brüssel einer unter vielen, die ihre Fluggäste versorgen. Wir bezahlen viel Geld, damit unsere Flugzeuge hier eingesetzt werden können.



Die teuren Autoparkplätze haben Sie nicht zu verantworten?



Damit haben wir nichts zu tun. Wir versuchen, dass den Kunden alles so preisgünstig wie möglich geboten wird. Aber die Zusatzkosten wie Parkgebühren und auch die Gebühren, die von den Firmen für die Flughafennutzung verlangt werden, gehören nicht zu unserer Zuständigkeit. Wir müssen bezahlen wie alle anderen Gesellschaften.



Ist die SNBA noch ein rein belgisches Unternehmen?



Das ist heute nicht mehr eindeutig mit ja zu beantworten. An der Spitze gibt es die SN Air Holding. Darin sind rund 40 belgische Unternehmen vertreten, die 71 Prozent der Aktien halten. Die Virgin-Gruppe, die neu hinzu gestoßen ist, besitzt 29 Prozent von SN Air Holding.



Bleibt der Frachtverkehr noch ein wichtiges Standbein für die SNBA?



Nein, wir betreiben kein eigentliches Frachtfluggeschäft mehr. Innerhalb Europas sind unsere Flugzeuge für Fracht nicht sehr geeignet. Wir beschränken uns auf einen kleinen Teil Postversand innerhalb Europas. Wir befördern lediglich auf den Afrikarouten noch Fracht in Flugzeugen, die entsprechend für Flugreisende und Fracht eingeteilt werden. Dabei geben wir den Passagieren auf jeden Fall Vorrang. Wir haben uns bei der Gründung von SNBA klar für die Beförderung der Passagiere entschieden.



Mischen Sie mit im Chartergeschäft?



Charter bleibt wichtig, wenn auch nicht entscheidend beim Umsatz. Ein Unternehmen wie SNBA verliert eigentlich Geld im Sommer. Dann reisen die Geschäftsleute weniger oft, und dies sind wichtige Kunden. Im Sommer setzen wir weniger Flugzeuge ein. Wir können dann auch Maschinen für das Chartergeschäft nutzen. In Ferienzeiten wächst bei ausgesprochenen Ferienfliegern die Nachfrage. Wir handeln hier sehr vernünftig und fliegen etwa am Freitag nach Genf, es folgen einige Charterflüge zu Ferienzielen, etwa Ibiza, am Sonntagabend wieder zurück nach Brüssel. Zu diesen Charterflügen starten die Maschinen nicht immer von Brüssel aus. Hierfür bestehen auch langfristige Verträge.



Die Sabena hatte zuletzt rund 8000 Beschäftigte und musste Konkurs anmelden. SNBA beschäftigt etwas mehr als 2000 Personen und erzielt Gewinn. In welchem Maße ist die Personalstärke ausschlaggebend für Gewinn oder Verlust?



Wir haben gut 2000 Beschäftigte, doch kommen noch etliche hinzu, die Arbeit in mit uns verknüpften Betrieben behalten haben. Zu den Sabena-Beschäftigten kann ich nichts sagen, denn ich habe mit der neuen Gesellschaft begonnen und wir sind mit jenen Leuten gestartet, die wir unbedingt benötigten. Langsam sind wir gewachsen in dem Maße, wie dies erforderlich war.



Ist es für Unternehmer einfacher, einen Betrieb mit weniger Personal zu steuern?



Es fällt schon leichter, in kleinen Unternehmen mit allen zu kommunizieren und danach zu trachten, dass alle in dieselbe Richtung hin arbeiten. Ich will, dass jeder weiß, wohin wir wollen, warum wir gewisse Entscheidungen treffen. Der Einsatz der Leute ist in überschaubaren Betrieben durchaus größer. Sie kennen sich und lassen sich nicht im Stich. Mit weniger Personal wird die Führung eines Unternehmens gewiss einfacher, doch ist das nicht ausschlaggebend für den Erfolg. Man muss immer wieder erreichen wollen, dass alle in dieselbe Richtung gehen, und das geschieht durch gute Kommunikation.



Die größten Luftfahrtunternehmen weltweit streben neue Partnerschaften an. Die SNBA tat dies auch und nahm Virgin Express mit ins Boot. Wie grenzen sich SNBA und Virgin Express voneinander ab?



Virgin ist ein in Zaventem ansässiger Billigflieger, wir verstehen uns als Fullservice-Unternehmen. In den ersten drei Jahren unseres Bestehens war der Wettbewerb mit Virgin sehr hart. Dies hat sich geändert. Heute haben beide ihren Platz in Brüssel. Man muss sich auf beiden Seiten noch daran gewöhnen, dass wir jetzt in der selben Gruppe sind. Wir haben schon gute Fortschritte gemacht.



Was bringt diese Partnerschaft den Kunden?



Durch das Abstimmen der Flugprogramme können wir inzwischen doch etliche neue Städte anfliegen. Für die Kunden ist wichtig, dass noch mehr Zielorte von Brüssel aus direkt angeflogen werden können.



Was die Konkurrenz betrifft, so muss Ryanair mit dem Angebot aus Charleroi für Sie doch etwas ganz Schlimmes sein.



Nein, man darf nicht vergessen, dass die meisten Kunden von Ryanair eben neue Kunden sind, die nicht anderen hier abgeworben werden. Es wird ein neuer Markt geschaffen. Ein Teil der anderthalb Millionen Ryanair-Kunden wird wohl auch mal mit anderen Gesellschaften reisen wollen. Es gibt Platz für alle.



Wie unterscheiden sich Ryanair und Virgin Express voneinander?



Es gibt da einen Witz: Virgin fliegt von irgendwo nach irgendwo, Ryanair von nirgendwo nach nirgendwo... Virgin Express fliegt von Brüssel, man kann gegen Bezahlung besseres Essen erhalten, sich mehr Platz für die Beine verschaffen, usw. Virgin ist ganz eindeutig eher ein Servicebetrieb als Ryanair.



SNBA hat einen Gewinn erwirtschaftet. Müssen Sie jeden Tag auf die Geschäftsergebnisse blicken mit der Angst, dass bei einem geringen Verlust die Türen wieder geschlossen werden?



Ich sehe mir täglich das Cash an, die Liquidität. Für alles andere gibt es jeweils die Spezialisten. Alle sechs Monate und, wenn es schlechter geht noch öfter, wird jedes Flugziel bewertet. Das tägliche Management achtet auf alles.



Sind Sie abhängig von genau gesteckten wirtschaftlichen Zielen?



Wir setzen uns diese Ziele selbst, indem wir sagen, was wir bis zum Jahresende erreichen wollen. Wir haben für jedes Flugziel und für jeden einzelnen Flug eine Messlatte gelegt. Wenn einmal nur wenige Gäste zu einem Flug antreten, ist das am Morgen danach um 11 Uhr hier bekannt. Falls sich ein neuer Trend ergibt, muss sofort eingegriffen werden.



Wie haben ausländische Flugunternehmen auf Gründung und Wachsen von SNBA reagiert? Da hatten einige doch womöglich einen Fehlstart erwartet.



Ehrlich gesagt, es war wohl niemand froh, als wir neu starteten. Doch wir haben alle sich bietenden Chancen ergriffen. Inzwischen akzeptiert jeder, dass wir der neue Mitbewerber sind. Auch die Lufthansa und Air France finden sich damit ab, dass wir da sind. Wobei klar ist, dass für diese Firmen die Chancen ohne SNBA besser gewesen wären. Ich bin sicher, es hatte kein Mensch damals geglaubt, dass wir die ersten sechs Monate überleben würden. Doch ist ebenso sicher, dass das Fortbestehen der anderen nicht vom Wohlergehen der SNBA abhängt. Unser Ziel ist und bleibt, den Kunden von Brüssel aus möglichst viel Direktflüge zu bieten und denjenigen Reisenden eine Verbindung, die nach Brüssel gelangen wollen.



Sind belgische Kunden froh, dass sie wieder mit einer eigenen Gesellschaft reisen können?



Froh und stolz, dass es gelungen ist die SNBA aufzubauen und am Leben zu halten, dessen bin ich sicher. Unsere Flugzeuge sind besonders pünktlich, dies wird auch anerkannt.



Manchmal hat man den Eindruck, der Bordservice bei SNBA sei weniger gut als bei den Konkurrenten.



Nein, diesen Eindruck habe ich nicht. Im Gegenteil, wir sind sehr stolz darauf, dass unsere Betreuung an Bord uns das zweitbeste Bewertungsergebnis in Europa nach Austrian Airlines gebracht hat. Wir werden von den Kunden auch mit vier Sternen gewertet, deren fünf haben nur zwei Firmen weltweit.



Die Flugtarife sind von den Kunden kaum noch zu überblicken.



Das hängt davon ab, wann Sie fliegen wollen. Wenn Sie morgen reisen wollen, bezahlen Sie bei jeder Gesellschaft viel. Wer drei-vier Monate vorher buchen kann, kommt am günstigsten weg. Das ist für einen Geschäftsreisenden sehr schwierig. Es gibt verschiedene Tarifklassen, Sonderangebote, usw. Die Tarifgestaltung ist in der Tat sehr kompliziert. Die Geschäftsreisenden brauchen mehr Sicherheit bei den Terminen und zahlen deswegen auch mehr. Wer Zeit hat im Internet zu vergleichen, kann sehr schnell die besten Angebote herausfinden.



Wohin wollen Sie das Flugnetz der SNCB erweitern? Nach China?



Vielleicht, aber nicht mit eigenen Flugzeugen. Wir suchen noch Partnerschaften zu bilden. Eine solche besteht mit American Airlines für Amerika. Das ist nicht einfach, aber wir bemühen uns. Es gibt von Brüssel aus keine Direktverbindung nach Asien. Vielleicht erreichen wir in diesem Jahr noch etwas.



Dürfen wir darauf hoffen, dass der Superairbus einmal in Brüssel landet?



Das glaube ich nicht, der Markt ist zu klein. Vielleicht startet mal ein Charter von hier nach Bangkok, mehr jedoch nicht.



Der Brüsseler Flughafen scheint nicht ausgelastet. Wird es so bleiben?



Man könnte die Zahl der Passagiere hier tatsächlich noch fast verdoppeln. Ich kann mir deshalb auch nicht vorstellen, dass einmal die Frage nach einem zweiten Basisflughafen gestellt wird.



Netecho


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