Bocholt/Braunschweig. Die deutsche Fluggesellschaft Blue Wings darf ab sofort weder Passagiere noch Post oder Fracht befördern. Das Luftfahrt-Bundesamt (LBA) habe die bis Ende März 2009 befristete Betriebsgenehmigung des Luftfahrtunternehmens mit Sitz im münsterländischen Bocholt nicht verlängert, teilte eine LBA- Sprecherin am Dienstag in Braunschweig mit. Grund hierfür seien fehlenden Nachweise über die gesetzlich geforderte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von Blue Wings. Laut einer EU-Verordnung müssen europäische Fluggesellschaften unter anderem regelmäßig nachweisen, dass sie finanziell in der Lage sind, Instandhaltung und Flugsicherheit zu gewährleisten.
Aufgrund der vom LBA festgestellten wirtschaftlichen Probleme von Blue Wings war dessen ursprünglich unbefristete Betriebsgenehmigung bereits im Januar 2009 befristet worden, hieß es weiter. Damit Fluggäste, die einen Flug mit Blue Wings gebucht haben, informiert werden können, habe das Luftfahrt-Bundesamt den Verband der Deutschen
Reisebüro- und Reiseveranstalter unterrichtet.
Dies sei definitiv kein Tag zum Jubeln, sagte ein Sprecher von Blue Wings in Bocholt (Kreis Borken) auf Anfrage. Obwohl die Befristung der Betriebsgenehmigung bis Ende März bekannt war, sei es "leider" nicht mehr möglich gewesen, die notwendigen Nachweise für eine Verlängerung zu erhalten. Ursache sei das bisweilen "nur schwer koordinierbare" internationale Geflecht der Investoren und die angespannte Situation aufgrund der weltweiten Finanzkrise.
Keine Konsequenz für Mitarbeiter
"Unser Ziel ist es selbstverständlich, die Betriebsgenehmigung schnellstens zurückzubekommen", sagte der Sprecher weiter. Dazu werde es am 6. April eine Aufsichtsratssitzung geben, bei der die dafür unumgängliche Kapitalerhöhung beschlossen werden solle. Seit 2006 ist der russische Milliardär und frühere KGB-Offizier Alexander Lebedew an Blue Wings beteiligt. Lebedew hält auch knapp ein Drittel der Anteile an der größten russischen Fluglinie Aeroflot.
Für die rund 400 Mitarbeiter von Blue Wings habe die Entscheidung des LBA zunächst keine Konsequenzen. Auf einer Betriebsversammlung am Dienstagmittag wollte das Unternehmen seine Belegschaft detailliert über die aktuelle Situation informieren. Insgesamt besteht die Flotte von Blue Wings den Angaben des Unternehmens zufolge aus zehn Flugzeugen der Marke Airbus A 320. 2008 habe das Unternehmen rund 1,1 Millionen Passagiere befördert und einen Umsatz von 154 Millionen Euro erwirtschaftet. Zu den Hauptreiserouten zählen Flüge vom Heimatflughafen in Düsseldorf ausgehend nach Osteuropa, Süd-Osteuropa und den Nahen Osten. (dpa)
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