Aufstand bei Japan Airlines
Der Chefsessel der größten asiatischen Fluggesellschaft, Japan Airlines (JAL), wackelt gehörig – wieder einmal. Nicht nur einer der größten Einzelinvestoren spricht sich offen für die Absetzung des Chief Executive Officer Toshiyuki Shinmachi aus. Auch intern rumort es gewaltig.
TOKIO. Vier Mitglieder des Board of Directors haben Shinmachi wegen der anhaltenden Verluste zum Rücktritt aufgefordert. Das bestätigte JAL am Mittwoch. Die Direktoren bilden zwar im Board keine Mehrheit. Und Shinmachi weigert sich zurückzutreten. Doch ein solcher interner Aufstand ist höchst selten im hierarchiebewussten Japan.
Der 63 Jahre alte Shinmachi steht erst seit vergangenem April an der Firmenspitze. Sein Vorgänger Isao Kaneko war wegen Ertrags- und Qualitätsproblemen zurückgetreten. Und ebendiese Probleme bestehen noch immer. Bei 15,5 Milliarden Euro Umsatz werden im Ende März auslaufenden Geschäftsjahr 239 Millionen Euro operativer und 331 Millionen
und 331 Millionen Euro Nettoverlust erwartet. Neben den hohen Spritpreisen belasten Sicherheitsprobleme das Ergebnis: Piloten missachten Luftverkehrsregeln, nicht zulässige Ersatzteile werden eingebaut. Ein Flieger musste notlanden, weil der Kabinendruck plötzlich abfiel – die Pannenserie riss nicht ab.
Auch wenn bisher niemand zu Schaden kam – vom angeschlagenen Image profitiert All Nippon Airways (ANA). Der kleinere Konkurrent erwartet für das laufende Geschäftsjahr bei 9,5 Milliarden Euro Umsatz einen operativen Gewinn von 553 Millionen Euro und einen Nettogewinn von 120 Millionen Euro.
Shinmachi, der gleich nach seinem Studium bei JAL anfing und seit mittlerweile mehr als 40 Jahren für die ehemals staatliche Fluggesellschaft arbeitet, setzt alles daran, die Sicherheitslücken zu schließen. Er ist Chef der Arbeitsgruppe zur Verbesserung der Sicherheit. Zudem streicht er unrentable Inlands- wie Überseeverbindungen und setzt auf kleinere Flugzeuge auf einigen Strecken. So will er das defizitäre internationale Geschäft im kommenden Geschäftsjahr wieder profitabel machen und JAL zurück in die schwarzen Zahlen befördern.
Bis dahin jedoch muss sich Shinmachi, der seit 97 dem Board of Di-rectors angehört, auf harten Widerstand einstellen. Milliardär Eitaro Itoyama, dem gut vier Prozent der JAL-Aktien gehören, hat Shinmachis Rücktritt öffentlich gefordert – und in der Vergangenheit mit solchem Druck schon Erfolg gehabt.
Spätestens zur Hauptversammlung im Sommer dürfte es eng werden für Shinmachi. Aber vorher hat er noch eine Chance, die Zweifler zu überzeugen: Ende Februar oder Anfang März will er seinen Mittelfristplan vorlegen.
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