EU verbannt fast 100 Airlines
Gegen eine überraschend hohe Zahl an Fluggesellschaften hat die Europäische Union eine totales Start- und Landeverbot verhängt. Mehr als die Hälfte der gesperrten Airlines auf der heute veröffentlichten schwarzen Liste sind im Kongo registriert.
Brüssel - Auf ihre erste gemeinsame schwarze Liste für unsichere Fluggesellschaften haben die 25 Mitgliedsstaaten der Europäischen fast 100 Airlines gesetzt. Wegen Sicherheitsmängeln oder unzureichenden Sicherheitskontrollen dürfen die überwiegend afrikanischen Gesellschaften Flughäfen in der EU nicht mehr anfliegen, wie die EU-Kommission in Brüssel am Mittwoch beschlossen hat. Insgesamt stehen Fluglinien aus zwölf Ländern auf der Liste. Aus Ländern mit wichtigen Touristenzielen findet sich lediglich die thailändische Phuket Airlines darauf.
93 Gesellschaften erhielten ein komplettes Flugverbot, eine Gesellschaft darf nur noch ein bestimmtes Flugzeug einsetzen, für drei weitere Airlines wurden dagegen ausdrücklich bestimmte Flugzeuge gesperrt. Im Einzelnen verhängte die EU gegen fünf afrikanische Länder ein Anflugverbot für alle dortigen Fluglinien. Davon betroffen sind die Demokratische Republik Kongo (mit 51 namentlich aufgeführten Gesellschaften), Liberia, Äquatorialguinea, Sierra Leone und Swasiland.
Zudem finden sich einzelne Fluglinien aus Nordkorea, den Komoren, Kasachstan, Kirgisistan und aus Ruanda auf der Liste. Von der afghanischen Ariana Airlines darf ein bestimmter Airbus 310 weiterhin die EU anfliegen. Die Beschränkungen gelten für Air Bangladesh, die libysche Fluglinie Buraq und eine kongolesische Gesellschaft.
"Die Liste wird zweifelhafte Fluggesellschaften von Europa fern halten", erklärte EU-Verkehrskommissar Jacques Barrot. "Sie wird zudem dafür sorgen, dass in Europa operierende Airlines die höchsten Sicherheitsstandards einhalten." In einzelnen EU-Staaten erlassene Flugverbote können so nicht mehr mit Landungen in benachbarten EU-Staaten umgangen werden. Bisher hatten Großbritannien, Frankreich und Belgien bereits nationale Listen beschlossen. Außerdem verspricht sich die Kommission von der Veröffentlichung einen wirksamen Schritt gegen die Praxis, Flugzeuge unter "Billigflagge" in Ländern zu registrieren, wo die Aufsichtsbehörden zweifelhafte Betriebserlaubnisse ausgeben.
Auch für Reisende hat die gemeinsame der EU Folgen: Reisebüros und -veranstalter sind verpflichtet, den Passagieren mitzuteilen, welche Airline den gebuchten Flug übernimmt. Kommt eine Fluggesellschaft nach der Buchung auf die Schwarze Liste, haben Reisende ein Anrecht auf Entschädigung. Die Entscheidung, ob eine Airline aufgenommen wird, treffen die Mitgliedstaaten auf Vorschlag der EU-Kommission. Zudem wird die EU-Kommission alle drei Monate prüfen, ob eine betroffene Airline wieder von der Liste genommen werden kann.
Luftfahrtexperten hatten vor der Veröffentlichung der Liste vor einer trügerischen Sicherheit gewarnt. Wenn eine Fluglinie nicht auf der Liste stehe, bedeute dies nicht automatisch, dass sie sicher sei.
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1 ... 62,00.html