Analysten sehen bei Lufthansa-Tarifverhandlung keine Nullrunde
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Lufthansa AG, Frankfurt, und die Flugpilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) werden bei den bevorstehenden Vergütungstarifverhandlungen nach Einschätzung von Analysten Gehaltserhöhungen vereinbaren. "Eine Nullrunde sehe ich nicht", sagte Equinet-Analyst Jochen Rothenbacher am Donnerstag Dow Jones Newswires.
Zum einen seien die Piloten seit der letzten Erhöhung sehr kurz getreten. Zum anderen sei das Ergebnis der Lufthansa Passage nicht so schlecht ausgefallen. Die Verhandlungspartner treffen sich am kommenden Donnerstag. Der bisherige Tarifvertrag hatte eine Laufzeit bis zum 31. März 2006.
Auch Analyst Per-Ola Hellgren von der Landesbank Rheinland-Pfalz rechnet mit einer geringen Entgelterhöhung für die Piloten. Da das Konzernergebnis 2005 gut ausgefallen sei, wäre es nur schwer erklärbar, dass die Beschäftigten daran nicht teilhaben sollen, begründete er seine Einschätzung. Als belastenden Faktor könnte die Airline allerdings die hohen Treibstoffpreise anführen.
Rothenbacher zufolge könnte Lufthansa außerdem auf das weiterhin schwierige Wettbewerbsumfeld hinweisen. Allein der bevorstehende Börsengang von Air Berlin verschärfe die Situation. Als weiteren negativen Faktor könnte Lufthansa noch die Integration der Schweizer Airline Swiss nennen, sagte der Analyst.
Den Ende März ausgelaufenen und von VC gekündigten Tarifvertrag hatten die beiden Parteien im Dezember 2004 unterzeichnet. Er galt für die rund 4.400 Piloten im Konzern. Dazu zählen Lufthansa Passage, Lufthansa Cargo, Condor, Condor Berlin und der Billigflieger germanwings. Der Vertrag hatte eine Laufzeit von 23 Monaten. Vereinbart wurden eine Nullrunde und eine Erhöhung der Produktivität durch eine Erhöhung der Flugdienstzeiten. Für die Lufthansa ergab sich daraus eine Kostenentlastung von rund 6%.
Die aktuellen Verhandlungen beziehen sich nach Angaben des Lufthansa-Sprechers Michael Göntgens auf rund 4.000 Piloten von Lufthansa, Cargo, Condor und Condor Berlin. Der Tarifvertrag für germanwings läuft noch bis zum 31. Dezember 2006.
Lufthansa äußerte sich nicht zu ihren Vorstellungen für die aktuelle Tarifrunde. Diese würden mit VC am Verhandlungstisch erörtert, sagte ein Sprecher. Details sollen der Öffentlichkeit nicht mitgeteilt werden. Auch zum erwarteten Verlauf der Verhandlungen sagte der Airline-Sprecher nichts.
Ebenso verschlossen zeigte sich die Gewerkschaft. Forderungen würden zunächst dem Unternehmen unterbreitet, sagte VC-Verhandlungsführer Thorsten Gommert. Dem Vernehmen nach stehen die Gespräche aber unter einem guten Stern. Anfang der Woche hatten sich die Verhandlungspartner über die Bezahlung der Piloten bei der Regionaltochter CityLine geeinigt. CityLine hatte 12 Flieger mit 84 Sitzen geordert und damit größere Maschinen als bisher. 50% der Kapitäne werden nun nach dem Tarifvertrag der Lufthansa vergütet, 50% der Piloten und alle Copiloten nach dem CityLine-Tarif.
Für die rund 37.000 Lufthansa-Beschäftigten am Boden muss derzeit kein neuer Vergütungstarifvertrag verhandelt werden. Der Konzern hatte sich im Dezember 2004 mit ver.di auf eine Nullrunde mit einer Laufzeit bis zum 31. Dezember 2006 geeinigt. Für die rund 14.000 Kabinenmitarbeiter ist mit der Gewerkschaft Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) ein Tarifvertrag mit einer Laufzeit bis zum 31. Dezember 2008 geschlossen worden.
Für die Branche hat ein Lufthansa-Abschluss keine Signalwirkung. Es gebe in Deutschland nur Lufthansa, sagte Analyst Rothenbacher. Die Low-Cost-Carrier hätten eine vollkommen andere Tarifstruktur. Für ausländische Airlines sei dies wegen zu unterschiedlicher Kosten auch keine Richtlinie.
http://de.biz.yahoo.com/13042006/341/an ... runde.html