"Swiss war erst der Anfang"
Luftfahrt. Die Lufthansa bereitet sich intensiv auf Zukäufe vor.
Frankfurt (red.). Während das Gros der internationalen Fluglinien finanziell mit dem Rücken zur Wand steht, beschäftigt die hochprofitable Lufthansa eine ganz andere Frage: Wohin mit dem Geld? Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber lässt keinerlei Zweifel daran, dass sich die deutsche Fluglinie intensiv auf weitere Zukäufe vorbereitet. Fluglinien bräuchten eine gewisse Betriebsgröße, um im weltweiten Wettbewerb überleben zu können, sagte Mayrhuber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" am Wochenende. "Insofern waren Eurowings, Air Dolomiti und Swiss erst der Anfang für uns", wird Mayrhuber zitiert.
Feindliche Übernahmen schloss der Lufthansa-Chef dabei einmal mehr aus. Es rechne sich nämlich nicht, enorme Aufschläge zu zahlen. Allemal zielführender sei es, sich im internationalen Wettbewerb durchzusetzen. "Wenn dann ein Partner nicht mehr mithalten kann, stehen wir bereit."
Eine Aussage, die insbesondere in Wien mit Interesse aufgenommen werden dürfte. Diese Feststellung könnte nämlich nicht zuletzt an die AUA-Führung gerichtet sein. Wie aus Kreisen der Lufthansa zu hören war, zeigen sich die Deutschen über jüngste Aussagen aus Wien "irritiert". Insbesondere die Feststellung von Neo-AUA-Chef Alfred Ötsch habe Insidern zufolge in Frankfurt für Verstimmung gesorgt. So meinte Ötsch in einem Interview mit der "Presse", die AUA wäre durchaus in der Lage, eigenständig überleben zu können. Auf die Frage, wie Ötsch die Lufthansa als möglichen Partner für die AUA beurteile, meinte dieser: "Die Partnerdiskussion stellt sich im Moment nicht. Erst, wenn wir so mit dem Rücken an der Wand stehen, dass uns von außen diktiert wird, was wir tun sollen."
In der AUA-Führung kündigt sich somit ein deutlicher Strategiewechsel an. Der bis Mai 2006 amtierende AUA-Chef Vagn Sørensen meinte erst zu Jahresbeginn, dass der Einstieg eines strategischen Partners das Überleben der angeschlagenen heimischen Fluglinie absichern würde. Bevorzugter Kandidat des scheidenden AUA-Chefs: die Lufthansa. Unmittelbar nach den Aussagen Ötschs über die angepeilte Eigenständigkeit ließ ein Vertreter der Lufthansa ausrichten, dass sie ohnehin kein Interesse an einem Einstieg bei der AUA hätte. Ein Kauf von AUA-Aktien brächte nur geringen Mehrwert für die Lufthansa. Im Gegensatz zu der im Vorjahr übernommenen - insolventen - Swiss.
In letzter Zeit mehren sich die Anzeichen dafür, dass die Lufthansa auf Distanz zum österreichischen Partner geht. Mit der Konsequenz, dass die Lufthansa ihr Streckennetz im Osten auf eigene Faust ausweitet und damit der AUA Marktanteile in deren größten Wachstumsmarkt abzujagen versucht. Auf die Frage, ob die Lufthansa dem Star-Alliance-Partner AUA im Osten zunehmend in Quere kommen wolle, meinte Lufthansa-Sprecher Michael Göntgens vergangene Woche zur Austria Presse Agentur: "In der Star Alliance hat nicht jeder kartellartig sein Revier."
In Europa, so meint Mayrhuber, würden zwei, höchstens drei Wettbewerber genügen, die global unterwegs seien. Auf die Frage, ob sich die Lufthansa einen Einstieg bei einer asiatischen Fluggesellschaft vorstellen könne, sagte Mayrhuber: "Erst wenn wir in Europa stark genug sind, können wir über alles nachdenken". Die Lufthansa werde sich jedenfalls nicht verschulden, um bei Konkurrenten einzusteigen.
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