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BeitragVerfasst: Dienstag 21. März 2006, 14:15 
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Registriert: Samstag 25. Juni 2005, 16:13
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Die Swiss hat den Turnaround geschafft

Das Unternehmen sucht diskret nach neuen Flugzeugen



Die Schweizer Airline halbiert 2005 den operativen Verlust auf rund 60 bis 70 Millionen Franken. 2006 verdient die Swiss voraussichtlich endlich Geld.









Birgit Voigt



Ganz ohne Aufhebens hat die Swiss in den letzten Monaten vom scheinbar unaufhörlichen Sinkflug in den Steigflug gewechselt. Das Unternehmen baut in Europa und nach Übersee wieder Strecken auf und nicht mehr nur ab. Die Airline erhöht ihr Angebot auf der Langstrecke nach New York durch das Zumieten einer Maschine und verlängert ausserdem durch geschicktes Netzwerken die Südamerika-Strecke über São Paulo hinaus nach Santiago de Chile.



Diskret sucht die Mannschaft um Swiss-CEO Christoph Franz ausserdem auf dem internationalen Leasingmarkt nach zwei weiteren Langstreckenflugzeugen, die man auf den Winterflugplan 2006/2007 in Betrieb nehmen will. Man tut dies in der Erwartung, dass die laufenden Verhandlungen mit dem Pilotencorps Aeropers die erwarteten deutlichen Produktivitätsfortschritte bringen. Denn obwohl man mit der Erweiterung nach New York von den eigenen Vorgaben abgewichen ist, heisst es bei der Swiss weiterhin, dass der definitive Entscheid zum Ausbau der Flotte von den Produktivitätsverbesserungen im Pilotenkorps Aeropers abhänge.



Gleichzeitig stimmen die Zahlen für das letzte Jahr und den Start in das Jahr 2006 positiv. 2005 dürfte nochmals mit einem Minus von über 100 Mio. Franken die Bücher belasten, der operative Verlust soll noch zwischen 60 und 70 Millionen Franken betragen, berichtet ein Lufthansa-Insider. Doch der Start ins neue Jahr ist gut geglückt. Auslastungen und Durchschnittserträge pro Passagier liegen offenbar überall über den Vorjahreszahlen und auch über den Budgetzielen, erzählt eine Swiss- Mitarbeiterin.



Die Swiss hat dafür in zäher Knochenarbeit den Einsatz ihrer bestehenden Flotte optimiert. Auch dank hart umkämpften Zugeständnissen seitens des Kabinenpersonals und der Regionalpiloten drückt man jetzt im Europaverkehr die Drehzeiten zwischen Landung und Wiederabflug der Maschinen auf rekordtiefe Werte und bietet der Konkurrenz der Billigflieger damit Paroli. Ausserdem fliegt die Gesellschaft in Europa durch den Tag einige Ziele weniger häufig an, dafür in den Spitzenzeiten mit grösseren Flugzeugen. Dadurch sinken einerseits die durchschnittlichen Kosten pro beförderten Passagier, gleichzeitig kann die Swiss aber mehr Passagiere transportieren bei kompetitiven Preisen und spart erst noch Geld bei der geringeren Zahl von Starts und Landungen. Die Steigerung der Produktivität kann jeder sehen: Die gleiche Flotte bedient plötzlich mehr Destinationen in Europa.



Die gute Konjunktur, die erhöhte Reisetätigkeit und die erhöhte Produktivität schlagen sich in deutlich verbesserten Zahlen für das Europa-Segment nieder. Ein hochrangiger Swiss-Insider geht so weit, für 2006 einen «sich selbst tragenden Europa-Verkehr» in Aussicht zu stellen. Nachdem die alten Swiss-Kader jahrelang erklärten, der Europa-Verkehr könne unmöglich die schwarzen Zahlen erreichen, müssen solche Töne fast als revolutionär bezeichnet werden.



Bei der Lufthansa in Frankfurt konstatiere man die Entwicklung mit «grosser Zufriedenheit», sagt ein Kenner. Gleichzeitig bestärke die Aufwärtstendenz auch Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber in seiner Ansicht, dem Swiss-Team möglichst viele Freiheitsgrade einzuräumen. «Er pfeift seine Leute zurück, wenn sie der Swiss-Mannschaft zu sehr auf den Pelz rücken wollen.» Trotz alledem, in einigen Bereichen hat die Lufthansa das Ruder klar übernommen: So wird das Revenue-Management inzwischen aus Frankfurt gesteuert. Die Funktion des Finanzchefs wurde bei der Swiss abgewertet, sicherlich ein Grund, warum CFO Ulrik Svensson zu neuen Ufern aufbricht.



Die neu erwachte Dynamik lässt sich auch in anderen Zahlen ablesen. Knapp über die Hälfte aller Passagiere am Flughafen Zürich stiegen 2005 wieder in ein Swiss-Flugzeug ein. Die Gesellschaft hat damit Marktanteile zurückerobert, verloren haben vor allem kleinere europäische Netzwerk-Anbieter, die nicht zum Verbund der Star Alliance rund um die Lufthansa gehören.



Weiteren Aufwind erwartet die Swiss nun ab April, wenn sie mit Pomp und Party selbst offiziell Mitglied in diesem Verbund wird.



Dafür, dass die Bäume nicht gleich in den Himmel wachsen, wird sicherlich die Konkurrenz sorgen. Der aggressive Low-Cost-Anbieter Air Berlin nistet sich in Zürich immer stärker ein. Die deutsche Gesellschaft konnte sich einige wertvolle Slots sichern, die Swiss und Lufthansa gemäss Wettbewerbskommission für die Genehmigung der Übernahme abgeben mussten. Air Berlin startet den Dienst auf der Kernstrecke Zürich-Frankfurt am 24. April mit einem Paukenschlag: Man bietet die Tickets für einen Euro an, inklusive Gebühren kostet das Einfach-Ticket 29 Euro.



Bei Swiss hat man die Herausforderung offenbar angenommen und will das Terrain mit aller Kraft verteidigen. Wer derzeit im Internet guckt, guckt zweimal: Auch die Swiss bietet nach Frankfurt und anderen Destinationen bis auf weiteres zu bestimmten Zeiten das Retour-Ticket für 5 Franken an. Treibstoffzuschläge und Flughafentaxen treiben den Preis dann auf 138.50 Franken. Bei diesen Kampfpreisen wird es Air Berlin nicht einfach haben, in Zürich auf ihre Kosten zu kommen.



http://www.nzz.ch/2006/03/19/wi/articleDMXX0.html

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