Lufthansa bietet mehr Nonstop-Flüge
Konzern reagiert auf Wachstum der Billigflieger - 99-Euro-Tickets erfolgreich - Programm wird ausgeweitet
von Heiner Siegmund
Lufthansa hebt ab
Hamburg - Bei der Deutschen Lufthansa vollzieht sich im Europaverkehr ein Strategiewechsel: weg von der Lenkung der Passagierströme über große Umsteigeflughäfen, hin zu mehr Nonstop-Flügen. "Wir werden künftig vermehrt Strecken von deutschen Verkehrsflughäfen direkt bedienen, statt die Fluggäste über Drehscheiben wie Frankfurt oder München zu leiten", sagte der für die Europa-Verkehrsplanung zuständige Lufthansa-Manager Christoph Klingenberg.
Als Grund für diese "Ping-Pong"-Umläufe zwischen zwei Zielen nannte er den Erfolg der 99-Euro-Tickets. Diese sind seit Oktober in Hamburg und seit Jahresende in Düsseldorf im Angebot. Derzeit verkaufe die Lufthansa pro Tag 3000 solcher Tickets auf Hamburg-Strecken, der Markt habe das Angebot "überraschend positiv angenommen". So sei der Marktanteil der Lufthansa am Hamburger Flughafen seit Einführung der Günstig-Flüge signifikant gestiegen und liege derzeit bei rund 40 Prozent. Der durch die 99-Euro-Tickets erzielte Ertrag liege "deutlich über den ursprünglichen Erwartungen".
Die Lufthansa spart durch das Programm nach eigenen Angaben 25 Prozent der Wartungskosten. So wurden kleine Technikteams gebildet, die jeweils einem der 14 in Hamburg stationierten Flugzeugen der Lufthansa-Kontinentalflotte zugeordnet wurden und ausschließlich für deren Instandhaltung zuständig sind. Möglich sei diese kostensparende Umorganisation nur deshalb, weil die Flieger ständig auf denselben Nonstop-Routen eingesetzt werden, sagte Klingenberg. Wegen der günstigen Buchungslage will die Kranich-Linie jetzt sechs weitere Flugzeuge in Hamburg stationieren und 70 neue Arbeitsplätze für Kabinenpersonal schaffen. In Düsseldorf hätten seit Einführung der Preisinitiative und der damit verbundenen Ausweitung der Nonstop-Flüge pro Tag durchschnittlich 1500 zusätzliche Passagiere einen Flug mit der Lufthansa gebucht, sagte Klingenberg.
Der Manager räumte ein, daß die Preis- und Streckeninitiative eine Folge des starken Konkurrenzdrucks durch die Billigflieger ist, die innereuropäische Routen nonstop bedienen. Um der Herausforderung zu begegnen, habe Lufthansa 36 Mio. Euro in neue Sitze für die Kontinentalflotte investiert, wodurch den Fluggästen eine wesentlich größere Beinfreiheit ermöglicht werde. "Mit dieser Kombination aus günstigen Preisen, bequemer Kabinenausstattung, kostenlosem Bordservice und nahtlosem Reisen durch dezentrale Routenführung beweisen wir dem Markt, daß wir nicht vor den Angriffen der Low-Cost-Flieger zurückweichen", so der Manager.
Diese reagierten mittlerweile. So habe der britische Billigflieger Easyjet auf die ursprünglich geplante Stationierung eigener Flugzeuge in Hamburg verzichtet, sagte Klingenberg. Die irische Ryanair habe den Lübeck-Verkehr entgegen ursprünglichen Absichten nicht ausgeweitet und Air Berlin das Flugangebot zwischen Hamburg und Zürich aufgrund der Lufthansa-Offensive mittlerweile verringert.
Ihre Strecken- und Preisoffensive wolle die Lufthansa jetzt auf Stuttgart und Berlin ausdehnen, deutete Klingenberg an. Zugleich gab er bekannt, daß die Kranich-Linie in diesem Jahr eine umfangreiche Flugzeugbestellung sowohl für kontinentale Strecken als auch interkontinentale Flüge plant.
http://www.welt.de/data/2006/03/20/862557.html