Air France-KLM will im nächsten Jahrzehnt auf die Schiene
27.3.2006, Paris, 27. März (AFP) - Die Fluggesellschaft Air France-KLM will im nächsten Jahrzehnt in Frankreich Reisende auch auf der Schiene befördern. Nach der vollständigen Liberalisierung des Bahnverkehrs sei es "sehr wahrscheinlich", dass es TGV-Hochgeschwindigkeitszüge "in den Farben von Air France" geben werde, sagte Konzernchef Jean-Cyril Spinetta der Pariser Wirtschaftszeitung "La Tribune" vom Montag. Denkbar sei der Einsatz von Zügen auf kürzeren Strecken etwa zwischen dem Pariser Flughafen Roissy und Städten wie Angers, Tours oder Vendôme. Laut Spinetta ist daran allerdings erst 2012 oder 2014 zu denken, wenn der EU-Bahnmarkt liberalisiert ist.
Die von Spinetta genannten Ziele fliegt Air France bisher nicht an. Bei einigen hat die Fluglinie dem Bericht zufolge Vereinbarungen mit der Staatsbahn SNCF, die Air-France-Passagiere von Paris aus weitertransportiert. Ein Vorteil selbst betriebener Züge wäre laut "La Tribune", dass auf den Zügen das Air-France-Logo stehen würde. Die Fluggesellschaft werde aber kaum eigene Züge kaufen, sagte ein Experte dem Blatt, sondern eher TGV-Züge von der SNCF oder einem anderen Bahnunternehmen mieten, das dann auf dem französischen Markt tätig sein könnte.
Gleichzeitig erhöht Spinetta mit seiner Ankündigung den Druck im Streit um die aus seiner Sicht unfaire Konkurrenz zwischen den TGVs und Flugzeugen auf französischen Inlandstrecken. Der Wettbewerb mit dem Zug, der im Normalbetrieb eine Höchstgeschwindigkeit von 320 Stundenkilometern hat, wird demnach durch die Subventionen des Staates für das Schienennetz verzerrt. Um seine Forderung nach gleichen Regeln zwischen beiden Verkehrsmitteln zu unterstreichen, brachte Spinetta seine eigene Definition eines TGVs in Umlauf: Der Zug sei letztlich nichts anderes als "ein Flugzeug, das rollt".
Laut "La Tribune" könnte sich eine TGV-Verbindung gegenüber dem Flugzeug bei allen Verbindungen von rund zwei Stunden lohnen. Damit kämen auch Großstädte wie Lyon, Nantes, Brüssel und London oder Straßburg "auf dem Papier" für Air France in Frage. Die Air-France-Pläne hängen aber letztlich von den Vorgaben für die Bahn-Liberaliserung aus Brüssel ab. Nach einem im September vom EU-Parlament in erster Lesung verabschiedeten Gesetzentwurf soll der grenzüberschreitende Passagierverkehr ab 2008 freigegeben werden, die nationalen Märkte ab 2012. Im Dezember einigten sich die EU-Verkehrsminister dann auf 2010 für den internationalen Verkehr. Der Termin für die nationalen Bahn-Märkte blieb offen
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