Iberia verliert Vorstandschef
Von Stefanie Müller
Ángel Mullor, Vorstandschef der größten spanischen Airline Iberia, Mullor mag die Medien nicht. Er hat auch genug von den ewigen Diskussionen mit den Gewerkschaften. Und wohl auch von der Branche insgesamt: Jetzt gab er seinen Rücktritt bekannt. Seit zehn Jahren kämpft er dafür, dass Iberia wettbewerbsfähiger wird.
MADRID. Als Ángel Mullor die Journalisten einen Tag vor der Eröffnung des neuen Terminals am Madrider Flughafen durch die Gänge begleitet, scheint er genervt. „Ich werde nur Fragen bezüglich unseres neuen Terminals beantworten“, fährt er eine Journalistin an, die mehr wissen will über den Zustand der Airline. Iberia verbuchte zwar vergangenes Jahr einen Rekordgewinn, steht aber im Branchenvergleich noch immer schwach da.
„Seine Leistung ist unbestritten“, lobt Antonio José Castell vom Madrider Broker Ibersecurities den Vorstandschef. Mullor begleitete die Privatisierung der Fluggesellschaft in den 90ern und den Börsengang im Jahr 2001. Dennoch hob das Unternehmen bis heute nicht wirklich ab. Mullors größter Frust: Die Aktie fiel seit 2003 von 2,75 auf 2,25, während die europäischen Märkte nach oben schossen. Er selber war bis August 2005 größter Einzelaktionär bei Iberia. Als der Kurs noch mal nach oben ausriss, verkaufte er sein Paket und nährte Rücktrittsgerüchte.
Den CEO-Posten bei Iberia hat Mullor dem ehemaligen Präsidenten Xabier de Irala zu verdanken, der ihn 1996 an Bord holte. Als dieser 2003 zur baskischen Sparkasse BBK wechselte, wurde Mullor mit dem neuen Präsidenten, Fernando Conte, nicht warm. Differenzen gab es vor allem über eine mögliche Fusion mit British Airways, die Mullor für falsch hielt: Nach seiner Meinung passten die Unternehmenskulturen nicht zusammen. Conthe pries diese Verbindung mit dem nun größten Iberia-Anteilseigner jedoch bis vor wenigen Monaten noch an.
Mullors letztes Werk bei Iberia: die Schaffung einer Billig-Airline. Seit Monaten liegt sie in der Luft, aus Branchenkreisen heißt es, sie werde in den kommenden Tagen offiziell gemacht. Ein Gemeinschaftsprojekt verschiedener Gesellschaften, Iberia wird daran nicht mehr als ein Viertel des Kapitals halten.
Wie das Projekt an der Börse ankommt, darüber muss sich Mullor nun nicht mehr ärgern. „Er hat die Tage gezählt, bis er endlich auf seine Finca gehen und seine Rente genießen kann“, erzählt ein Iberia-Mitarbeiter. Was der 58-Jährige da den ganzen Tag machen will? „Jagen“, lässt er wissen. Sein Posten wird wohl aus dem Iberia- Organigramm ganz verschwinden und Conthe die Alleinherrschaft übernehmen, vermuten spanische Medien.
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