Auslese am Himmel
Die Airlineindustrie wird trotz des enormen Potenzials sehr differenziert wachsen
Trotz aller Turbulenzen, mit denen die Airlineindustrie derzeit zu kämpfen hat, wie explodierenden Kerosinpreisen, niedrigen Ticketpreisen und Überkapazitäten, ist und bleibt sie ein Wachstumsmarkt. Nach jüngsten Prognosen wird sich die Zahl der Passagiere weltweit bis zum Jahr 2025 auf 3,2 Milliarden verdoppeln. Derzeit generieren gerade 13 Prozent der Weltbevölkerung 70 Prozent des Flugaufkommens. Von 100 Einwohnern in Westeuropa machen nur 16 jährlich eine Flugreise. In Polen sind es lediglich 0,5 Personen und in China gar nur 0,05. Da ist noch enormes Potenzial vorhanden.
Wachsen wird der Markt aber sehr differenziert: durch die Erschließung neuer Ziele, durch die Spezialisierung in bereits hoch entwickelten Märkten, ganz generell durch die Globalisierung und nicht zuletzt durch einen Verdrängungs-Wettbewerb zwischen den Airlines.
Preisdumping
So machen seit einigen Jahren die Billigairlines den so genannten Netzwerk-Carriern mit Preisdumping das Leben schwer. Aber genauso wie bei den gescheiterten etablierten Gesellschaften (Swiss, Sabena) wird es auch bei den Low-Cost-Airlines zu einer Auslese kommen. Denn je größer sie werden, je mehr Destinationen sie anbieten, desto höher werden ihre Kosten.
Parallel dazu arbeiten die Netzwerk-Carrier emsig daran, ihre Ausgaben zu senken, und gehen bei der Auswahl ihrer Routen sehr selektiv vor. Es wird also zu einer Annäherung kommen. Das heißt: Auf beiden Seiten hat und wird es Opfer geben, und auf beiden Seiten haben nur die eine Überlebenschance, die wirtschaftlich erfolgreich sind. Und das werden nur jene sein, die ihre Kosten auch im Preis unterbringen. Denn eines steht jetzt schon fest: Jene Fluglinien, die diesen Selektionsprozess durchstehen, werden künftig wieder die Preise diktieren.
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