Der Erfolg der Lufthansa ist erstaunlich. Andere Fluggesellschaften in Europa kämpfen ums Überleben, die Lufthanseaten haben dagegen in den vergangenen neun Monaten kräftig Geld verdient - trotz des hohen Ölpreises.
Von Ernst August Ginten
Die offensive Strategie zahlt sich aus. Während sich zum Beispiel British Airways gesundgeschrumpft hat, ist die Lufthansa durch die Übernahme der Swiss und die Eröffnung neuer Strecken gewachsen. Das hat zwar erst einmal Geld gekostet, doch nun gibt es, besonders auffällig bei der Tochter Swiss, belegbare Erfolge.
Mayrhuber und seine Mannschaft sollte dies anspornen. Der europäische Markt ist stark in Bewegung, die Konsolidierung auf dem europäischen Flugmarkt wird weitergehen. So sind Austrian Airlines und die Alitalia wohl kaum noch in der Lage, ihre großen wirtschaftlichen Probleme aus eigener Kraft zu lösen. Sowohl Italien wie auch Österreich sind für die Lufthansa interessante Märkte. Die Lufthanseaten haben bei der Swiss gelernt, welche Probleme bei einer Übernahme auf sie zukommen und vor allem wie sie gelöst werden können.
Auch die Finanzierung dürfte kein Problem sein. Die Kasse der Lufthansa ist gut gefüllt, und der stetig steigende Aktienkurs zeigt, dass die Investoren der Lufthansa zukünftig noch eine ganze Menge zutrauen.
Artikel erschienen am 27.10.2006
http://www.welt.de/data/2006/10/27/1087847.html
Lufthansa ohne Sorgenkinder
Die Deutsche Lufthansa (LH) hat die Märkte mit ihrer branchenunüblichen Zuversicht überrascht. Nach einem sehr starken dritten Quartal schraubte der Vorstand um Wolfgang Mayrhuber die Prognose für das Gesamtjahr deutlich nach oben.
Frankfurt/Main - Die Lufthansa erwartet jetzt ein operatives Ergebnis von 750 Mio. Euro nach 577 Mio. Euro im Vorjahr. "Wir steuern auch nach dem dritten Quartal des Jahres weiter auf Rekordkurs", prognostizierte der Konzernchef. Europas zweitgrößte Fluggesellschaft wolle weiter profitabel wachsen und sich weltweit noch stärker positionieren - trotz Überkapazitäten im Markt und einem unverändert harten Preiskampf. "Das wirtschaftliche Umfeld sieht derzeit gut aus und stimmt uns optimistisch für die nächsten Monate", sagte Mayrhuber.
Ein großer Erfolgsfaktor ist nach Einschätzung des Vorstandes das strikte Kostenmanagement. Bis Ende September habe der Konzern nachhaltig bereits 1,13 Mrd. Euro gespart. Damit werde das für das Jahresende angepeilte Ziel von 1,2 Mrd. Euro erreicht, sagte Mayrhuber. Weitere Sparmaßnahmen werden in den kommenden Monaten folgen. "Kostensenkung ist ähnlich wie Zähneputzen Tagesgeschäft."
Wie der neue Finanzvorstand Stephan Gemkow erläuterte, entwickelte sich der Betriebsgewinn des Passagiergeschäftes trotz der erneut gestiegenen Treibstoffkosten überdurchschnittlich stark. In den ersten neun Monaten stieg es um 65 Prozent auf 443 Mio. Euro. Die Durchschnittserlöse pro Passagier kletterten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um neun Prozent. Die Zahl der beförderten Passagiere erhöhte sich auf den Rekordstand von über 40 Millionen. Unsicher ist laut Gemkow, wie sich die bis Ende September auf 2,6 Mrd. Euro (plus 39 Prozent) gestiegenen Treibstoffkosten im kommenden Jahr entwickeln werden. Derzeit geht die Lufthansa nach voraussichtlich 3,4 Mrd. Euro in diesem Jahr von einem leichten Anstieg aus.
Auch die anderen Geschäftsfelder wie Fracht, Technik, Informationstechnik, Catering und Touristik haben laut Mayrhuber erfolgreich gewirtschaftet: "Wir haben keine Sorgenkinder mehr." Im Frachtbereich wird das Ergebnis von 13 Mio. Euro durch eine Vergleichszahlung in den USA wegen verbotener Preisabsprachen in Höhe von 85 Mio. Euro geschmälert. Ansonsten habe die Cargo ein sehr gutes Ergebnis erreicht, wie es hieß. Auch die Touristik-Tochter Thomas Cook hat laut Gemkow die Sanierungsphase erfolgreich abgeschlossen. Er rechnet damit, dass die Tourismustochter "das Vorjahresergebnis übertreffen kann." Lufthansa will Thomas Cook weiterhin börsenfähig machen. In den vergangenen Wochen hatte KarstadtQuelle immer wieder öffentlich Gespräche über eine Veränderung der Gesellschafterstruktur angeboten. Thomas Cook gehört den beiden Firmen je zur Hälfte.
Die Wende geschafft hat auch die im vergangenen Jahr übernommene Tochter Swiss. Nach neun Monaten hat das Unternehmen einen Nettogewinn von 174 Mio. Schweizer Franken (109 Mio. Euro) erwirtschaftet. Im Vorjahr stand unter dem Strich noch ein Verlust von 81 Mio. Schweizer Franken. "Unsere Erwartungen an Swiss wurden bisher auf ganzer Linie erfüllt beziehungsweise übererfüllt", sagte Mayrhuber.
eag./rtr
Artikel erschienen am 27.10.2006
http://www.welt.de/data/2006/10/27/1087845.html