Swiss gliedert Regionalverkehrsflotte aus
Gründung der Swiss European Air Lines
Die Swiss gliedert ihre europäische Regionalflug-Flotte noch in diesem Jahr in eine eigene Gesellschaft mit dem Namen Swiss European Air Lines aus. Dies gab die von der Lufthansa übernommene Airline am Montag bekannt, nachdem die entsprechenden Pläne bereits vorab durchgesickert waren. Die Massnahme ist vor allem ein Beitrag zur Kostensenkung.
bbu. Die Kurzstreckenflüge der Swiss auf Regionalstrecken werden bald von einer eigenen neuen Tochtergesellschaft betrieben. Der Verwaltungsrat der Swiss hat entschieden, den europäischen Regionalverkehr noch in diesem Jahr in eine eigene Gesellschaft zu überführen, wie Swiss am Montag mitteilte. Die neuesten Pläne der Swiss waren zum Teil bereits am Wochenende durchgesickert.
Wettbewerbsfähiger werden
Von der Auslagerung in die Swiss Europan Air Lines erhofft sich die Swiss bessere Chancen im immer härteren Wettbewerb im Kurzstreckenverkehr und höhere Wachstumsraten in Europa. Die neue Tochtergesellschaft übernimmt alle Flugzeuge der Swiss-Regionalflotte (18 Avro RJ 85/100 Jet «Jumbolino» und 7 Embraer 145) mitsamt den Piloten. Nach dem ohnehin schon geplanten Ausscheiden der Embraer 145 wird die neue Airline ab Sommer 2006 mit einer einheitlichen Flotte von «Jumbolinos» operieren.
Günstigere Kostenstruktur
Die nun erfolgte Ausgliederung hatte Swiss als Option schon wiederholt in Aussicht gestellt. Im Frühling 2003 war beispielsweise die Gründung einer Regional-Tochtergesellschaft mit dem Namen «Swiss Express» angekündigt worden. Der Plan scheiterte aber am Widerstand der Pilotenverbände. Erklärtes Ziel war es schon damals, tiefere Lohn-Tarife für Piloten und Kabinenpersonal im Regionalgeschäft vereinbaren zu können. Der Gesamtarbeitsvertrag mit den Regionalpiloten, der dies bisher verunmöglicht hat, läuft Ende Oktober aus.
Neue Vorzeichen für Gespräche mit Gewerkschaft
Der angestrebte Einspareffekt lässt sich nach Angaben eines Swiss-Sprecher noch nicht im Detail beziffern. «Dies hängt an den Verträgen mit den Piloten und dem Kabinenpersonal», erklärte der Swiss-Sprecher dazu am Montag. Bis jetzt hat die Swiss sich in zähen Verhandlungen mit der Gewerkschaft der ehemaligen Crossair-Piloten noch nicht auf einen neuen Tarifvertrag einigen können. Nun dürften diese Gespräche unter veränderten Vorzeichen weitergehen. Von Seiten der ehemaligen Crossair-Piloten ist aber mit Widerstand gegen die neuesten Pläne der Swiss zu rechnen.
200 Piloten verlieren ihre Stelle
Die neue Airline werde 240 Piloten zählen, erklärte ein Swiss-Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Das würde bedeuten, dass rund 200 Kurzstrecken-Piloten ihre Stelle verlieren. Der Abbau ist Teil der im Januar angekündigten Streichung von konzernweit bis zu 1000 Stellen, um ab dem Jahr 2007 jährlich 300 Mio. Fr. zu sparen. Von Swiss Pilots, der Vereinigung der Ex-Crossair-Piloten war am Montagmorgen noch keine Stellungnahme erhältlich.
Kaum Veränderungen für Passagiere
Für die Passagiere wird sich dagegen nicht viel ändern, denn das Produkt wird nach aussen weiterhin unter der einheitlichen Marke «Swiss» angeboten. Die neue Swiss-Tochter braucht vor ihrer Betriebsaufnahme noch eine Betriebsbewilligung des Bundesamts für Zivilluftfahrt. Geschäftsführer der neuen Swiss-Regionalverkehrstochter soll Peter Koch werden; als Präsident des Verwaltungsrats ist Manfred Brennwald designiert. Der Start der neuen Fluggesellschaft soll gemäss einem Bericht der «Sonntagszeitung» bereits für den November geplant sein.
Lufthansa macht Druck
Zuvor hatte es von Seiten der Swiss-Eigentümerin Lufthansa eindeutige Signale gegeben, dass im Interesse der Wirtschaftlichkeit schmerzhafte Einschnitte bei der Swiss vonnöten seien. In einem Interview hatte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber am Wochenende klargestellt, dass er von der Swiss 2006 ein ausgeglichenes Ergebnis und für das folgende Jahr einen Betriebsgewinn erwartet. Mayrhuber betonte, dass die Auslagerung der Regionalflotte mit Schwierigkeiten verbunden sei. Aber die Arbeitsplätze bei der Swiss könnten nur gesichert werden, wenn die Airline so schnell wie möglich profitabel werde. Um das zu erreichen, müssten die Kosten reduziert werden.
http://www.nzz.ch/2005/10/10/wi/newzzEEMAX0SE-12.html