Air Berlin fliegt auf Fracht
Mitnahme von Cargo hat sichzu einem Ergebnisbringer entwickelt
Deutschlands nach der Lufthansa zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin befördert monatlich rund 150 t Luftfracht, was einem Umsatz von 110 000 EUR entspricht. Diese Zahlen erfuhr die DVZ am Rande der Sitzung des Luftfahrt-Presse-Clubs in Hamburg, auf der Air Berlin-Geschäftsführer Joachim Hunold sein Unternehmen präsentierte.
Von Heiner Siegmund
Seit Mai vergangenen Jahres nimmt Air Berlin Cargosendungen an Bord seiner Passagierflotte mit, vor allem Zeitungen, Drucksachen und kleinere Sendungen. Zunächst habe er dieses Zusatzgeschäft sehr kritisch gesehen, weil er befürchtete, dass die Frachtbeförderung die schnellen Drehzeiten der Flieger potenziell gefährden könnte, berichtete Hunold.
Doch „die Organision klappt wunderbar", so dass der Pakettransport „sich zu einem Erfolg entwickelt hat, der über unseren Erwartungen liegt", lautete sein Zwischenfazit nach fast neunmonatiger Beförderungspraxis.
Als günstige Voraussetzungen nannte er die vielen Städteverbindungen und die häufigen Frequenzen seiner Airline. Sie seien ein Angebot an international operierende Firmen, um Sendungen per Air Berlin zwischen den eigenen Niederlassungen oder zu Kunden in London, Zürich, Madrid und den anderen von der Gesellschaft angeflogenen europäischen Metropolen befördern zu lassen.
Ein Nischengeschäft. Zugleich machte der Manager jedoch klar, dass die Mitnahme von Cargo ein Nischengeschäft bleibt. „Falls die Produktivität darunter leiden sollte, würden wir es einstellen".
Zuständig für die Cargoabwicklung Air Berlins ist die LTU-Frachttochter Leisure Cargo. „Die Tonnage ist monatlich immer gestiegen. Mittelfristig sehen wir eine Verdreifachung der heutigen Umsätze", sagte Ralf-Rainer Ausländer, Geschäftsführer von Leisure Cargo, zur DVZ. Bei der Vermarktung der Kapazität konzentriert sich sein Unternehmen auf Flughäfen mit Umlademöglichkeiten, etwa London-
Stansted, Palma de Mallorca oder Madrid.
Dort kann ein Teil der an Bord von Air Berlin beförderten Güter auf Partner-Airlines umgeladen werden, die Leisure Cargo ebenfalls vermarktet. „Über Madrid können wir den deutschen Kunden beispielsweise eine Reihe von Zielen in Lateinamerika offerieren, weil wir auch das Frachtgeschäft von Air Madrid managen, die Routen nach Mexiko-Stadt, Lima, Buenos Aires oder Bogota bedient", erläuterte Ausländer. Dies bindet die Transporte von Air Berlin in ein größeres Netzwerk ein, so dass Zubringer- beziehungsweise Anschlussverkehre einen wachsenden Anteil am Aufkommen der Tonnage bewirken.
Hoffnung auf mehr Platz. Als Chance für weiteres Wachstum sieht Ausländer auch den steigenden Anteil der Geschäftsreisenden an Bord der Air-Berlin-Maschinen. Mehr Businessleute und tendenziell weniger Touristen bedeutet zugleich eine geringere Anzahl an Gepäckstücken im Unterflurbereich der Air-Berlin-Flotte. „Auch diese Entwicklung wird dazu führen, dass wir speziell auf den Städteverbindungen künftig noch mehr Fracht verladen können", glaubt Ausländer.
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