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Air Berlin startet am 5. Mai an der Börse - Kritik an möglicher Einbindung von Bahn-Chef Mehdorn







21.4.2006, Berlin (AFP) - Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin startet voraussichtlich am 5. Mai an der Börse. Das kündigte Konzernchef Joachim Hunold am Freitag in Frankfurt am Main zum Start der Werbetour bei möglichen Anlegern an. Rund die Hälfte der Anteile soll im Streubesitz landen. Als Erlös aus dem Börsengang rechnet Air Berlin unter dem Strich mit 290 Millionen Euro. Diese braucht das Unternehmen, um sich in dem harten Wettbewerb mit Easyjet und Ryanair zu behaupten. Kritik wurde an einer möglichen Einbindung von Bahn-Chef Hartmut Mehdorn in die Unternehmensspitze laut. Mehdorn hatte die Billigflieger stets heftig kritisiert.





Air Berlin ist in Deutschland nach Wacker Chemie der zweitgrößte Gang ans Parkett in diesem Jahr. Die Preisspanne für den Börsengang soll nach Angaben des Untenehmens am kommenden Donnerstag bekannt gegeben werden, die Zeichnungsfrist beginnt voraussichtlich am folgenden Freitag.



"Mit dem Börsengang von Air Berlin erschließen wir uns zusätzlich attraktive Wachstumspotenziale", unterstrich Konzernchef Hunold. Insgesamt hofft Air Berlin, aus dem Börsengang rund 350 Millionen Euro erwirtschaften zu können, von denen jedoch rund 60 Millionen an Kosten abgezogen werden müssen. Die Nettoerlöse will das Unternehmen nach eigenen Angaben vor allem in den Kauf neuer Flugzeuge investieren. Derzeit hat die vor 28 Jahren gegründete Airline eine Flotte von 56 Maschinen. Als Rechtsform für den Börsengang wählte Air Berlin die einer britischen Aktiengesellschaft.



Kritik entzündete sich an einer möglichen Beteiligung von Bahn-Chef Mehdorn: Laut dem am Donnerstag auf der Internetseite des Unternehmens veröffentlichten Verkaufsprospekt ist Mehdorn als eine Art Aufsichtsrat ("non-executive director") angefragt. Grünen-Verkehrsexperte Winfried Hermann sprach von einem "klaren Interessenskonflikt". "Für einen, der so sehr wie Mehdorn gegen die Billigflieger gewettert hat, passt es nicht zusammen", sagte er dem "Tagesspiegel" (Freitagausgabe).



Air-Berlin-Sprecher Peter Hauptvogel nannte den ehemaligen Lufthansa-Manager Mehdorn dagegen eine gute Wahl. "Wir sehen die Bahn nicht als Konkurrenten", sagte er AFP. Zugleich verwies Hauptvogel auf die langjährigen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Mehdorn und Air-Berlin-Chef Hunold. Neben Mehdorn fragte Air Berlin unter anderem auch Ex-Mercedes-Chef Eckhard Cordes sowie den Chef des Handelskonzerns Metro, Hans-Joachim Körber, an.



Das Unternehmen will im Prime Standard an der Frankfurter Börse starten, der strengen Transparenzvorschriften unterliegt. Die Hauptverantwortung für den Gang auf das Parkett tragen die Commerzbank und die US-Investmentbank Morgan Stanley. Sie dürften sich bei der Vorbereitung an den Billigfliegern Ryanair und Easyjet orientieren, die an der Börse große Erfolge feiern.



Air Berlin hatte zuvor zwei Jahre in Folge rote Zahlen geschrieben: Den Verlust betrug im vergangenen Jahr rund 116 Millionen Euro, was der Konzern auf Einmaleffekte zurückführt. Der Fehlbetrag hatte 2004 nur bei drei Millionen Euro gelegen. Um das Minus zu drücken, will das Unternehmen noch mehr Kosten einsparen.



Air Berlin ist nach eigenen Angaben die Nummer eins unter den so genannten Billigfliegern in Deutschland und die Nummer drei in Europa. Zudem ist sie die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft hinter der Lufthansa. Die Airline beschäftigt mehr als 2650 Mitarbeiter. Sie fliegt von rund 20 deutschen Groß- und Regionalflughäfen Ziele in Europa, Nordafrika und der Türkei an. Sie ist zudem seit Anfang 2004 mit 24 Prozent an der österreichischen Airline Niki des ehemaligen Formel-Eins-Fahrers Niki Lauda beteiligt.



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