Aktionärsschützer: Air-Berlin-Aktie für Kleinanleger riskant
28.4.2006, Düsseldorf (AFP) - Der Kauf von Aktien des Billigfliegers Air Berlin ist aus Sicht von Aktionärsschützern für Kleinanleger riskant. "Als Unternehmen ist Air Berlin seriös und gut, es bewegt sich aber auf einem schwierigem Markt", sagte Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) der Nachrichtenagentur AFP am Freitag in Düsseldorf. "Da muss man sich fragen: Wo ist die Chance für das große Wachstum?" Überdies habe Air Berlin das vergangene Jahr mit Verlust abgeschlossen. Am Freitag konnten Anleger erstmals die Aktien zeichnen.
Der Markt für Billigairlines sei mittlerweile hart umkämpft, weil auch die großen Fluggesellschaften wie Lufthansa zunehmend dort hineindrängten, argumentierte Kurz. Wo Air Berlin neue Marktanteile gewinnen wolle, müsse es diese anderen Fluggesellschaften abjagen. Das sei aber bei den Billigflügen nicht durch einen hohen Kundenservice zu erreichen, sondern ausschließlich über den Preis, betonte der Experte. "Die Wachstumsraten der letzten Jahre werden deshalb schwerlich noch zu erreichen sein." Viel werde davon abhängen, ob Air Berlin das durch den Börsengang eingenommene Geld richtig investiere.
Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft nach der Deutschen Lufthansa will am Freitag kommender Woche den Gang aufs Parkett wagen. Der endgültige Emissionspreis soll einen Tag vor dem Börsengang veröffentlicht werden; als Preisspanne für die neu auszugebenden Aktien hatte Air Berlin am Donnerstag 15,00 bis 17,50 Euro festgelegt. Damit liege die Firma in der Börsenbewertung immerhin um rund 20 Prozent unter dem britischen Konkurrenten EasyJet und sei vergleichsweise günstig, sagte der DSW-Sprecher.
Wenig überzeugend nannte Kurz die Werbung für den Börsengang, in der unter anderem TV-Talkmaster Johannes B. Kerner auftritt: "Diese Werbung bewegt sich auf dem Niveau von Reklame für Spülmittel oder Schokoriegel", kritisierte der Aktionärsschützer. Wer die Aktien einer Airline anpreisen wolle, müsse mit guten Passagier- und Umsatzzahlen werben und nicht wie Air Berlin mit guten Testergebnissen für den Kundenservice. Allerdings mache es die Gesellschaft potenziellen Anlegern ohnehin schwer, sich umfassend zu informieren: "Anders als etwa die Lufthansa gehört Air Berlin bislang nicht zu den transparentesten Unternehmen", unterstrich Kurz. "Man kann nur hoffen, dass das nach dem Börsengang besser wird."
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