Air Berlin senkt Preisspanne nach verschobenem Börsengang
5.5.2006, London (AFP) - Einen Tag nach dem kurzfristig verschobenen Börsengang hat Air Berlin die Preisspanne für die angebotenen Aktien deutlich gesenkt. Die Papiere sollen nun zwischen 11,50 und 14,50 Euro kosten, wie die Gesellschaft englischer Rechtsform am Freitag in London mitteilte. Bisher lag der anvisierte Ausgabepreis bei 15 bis 17,50 Euro. Viele Händler hatten bereits auf eine Preissenkung spekuliert. Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft hatte ihren ursprünglich für Freitag geplanten Börsengang aufgrund schwacher Nachfrage nach den Aktien auf kommenden Donnerstag verschieben müssen.
Die Bücher seien zum Ende der Zeichnungsfrist am späten Donnerstagnachmittag nicht ganz gefüllt gewesen, hieß es weiter in Finanzkreisen. Dabei hätten sich vor allem die Investoren aus dem Ausland zurückgehalten. Institutionelle Anleger in Deutschland haben den Kreisen zufolge große Zeichnungsaufträge abgegeben. Für ausländische Anleger sei die Preisspanne von 15 bis 17,50 Euro aber wohl zu hoch gewesen. Eine so große Transaktion könne ohne Beteiligung gerade der wichtigen britischen Investoren nicht durchgeführt werden.
Air Berlin selbst nannte auch am Freitagmorgen keinen Grund für die Verschiebung. «Ich habe keine Informationen», sagte Unternehmenssprecher Peter Hauptvogel. Es sei entschieden worden, keine Erklärung für die Verschiebung zu geben, sondern erst die für den Nachmittag anberaumte Sitzung von Vorstand und Banken abzuwarten. Dass die Verschiebung auf Grund schwacher Nachfrage erfolgt sei, könne er «weder bestätigen noch dementieren».
In Finanzkreisen sei die Verschiebung des von Fernsehmoderator Johannes B. Kerner in einer großangelegten Kampagne beworbenen Börsenganges keine große Überraschung gewesen, sagten Aktienhändlern. Mit Blick auf die schwache Entwicklung im vorbörslichen Handel sei bereits in den vergangenen Tagen eine relativ niedrige Nachfrage zu vermuten gewesen.
Zudem dürfte die kritische bis negative Berichterstattung in den Medien vor allem bei Privatanlegern für Zurückhaltung gesorgt haben. So hatten Anlegerschützer vor dem «hochspekulativen» Papier gewarnt. Am Donnerstag hatten sich die Spekulationen um eine Verschiebung dann verdichtet, nachdem das Papier im vorbörslichen Handel teilweise unter den Preis von 15 Euro gerutscht war.
Die Fluggesellschaft, die rund 2700 Mitarbeiter beschäftigt und 73 Ziele in Europa und Nordafrika anfliegt, will mit dem Börsengang vor allem bereits bestellte Airbus-Flugzeuge finanzieren und ihre Flotte von derzeit 56 Maschinen mehr als verdoppeln. Das Emissionsvolumen wurde in Finanzkreisen bislang auf rund 800 Millionen Euro geschätzt.
Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Air Berlin noch einen Verlust von 116 Millionen Euro bei einem Umsatz von 1,2 Milliarden Euro. Dem Unternehmen wären durch den Börsengang allerdings lediglich rund 350 Millionen Euro zugeflossen, da 40 Prozent der Aktien von Altaktionären stammen, die sich auszahlen lassen. Nun wird es vermutlich noch weniger werden.
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