Der irische Billigflieger verlangt zudem Schadenersatz für Flugausfälle im belgischen Charleroi
BRÜSSEL. Der irische Billigflieger Ryanair verschärft den Ton gegenüber Flughafenbetreibern und Gewerkschaften in Europa. Das Management um Konzernchef Michael O'Leary fordert erstmals an einem Airport die faktische Aufhebung des Streikrechts und droht zugleich mit der dauerhaften Einstellung von Flügen. Ort der Auseinandersetzung ist der belgische Flughafen Charleroi, rund 50 Kilometer südlich von Brüssel gelegen. Beobachter halten es für möglich, dass Ryanair einen Präzedenzfall schaffen will. Das Unternehmen ist die führende europäische Billig-Airline. In Deutschland fliegt sie unter anderem Berlin-Schönefeld und Hahn im Hunsrück an.
Hintergrund der Auseinandersetzung in Charleroi ist ein dreitätiger wilder Streik von Flughafenbediensteten, der im vergangenen Juni stattfand. Sie wehrten sich damals gegen Privatisierungspläne der wallonischen Regionalregierung. Der Flugbetrieb kam während des Ausstands zum Erliegen. Nun verlangt das irische Unternehmen von den Behörden Schadenersatz in Höhe von einer Million Euro.
Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, hat Ryanair-Chef O'Leary zwei Hebel angesetzt: Seit Dienstag ist es nicht mehr möglich, Flüge von und nach Charleroi für die Zeit ab dem 12. November zu buchen. Überdies will die Gesellschaft in Zukunft nur dann Flüge anbieten, "wenn sie die Zusicherung erhält, dass ein möglicher Streik in Zukunft nicht mehr den Betrieb dieses internationalen Flughafens zum Erliegen bringen kann". Die Gewerkschaften sind empört. Der wallonische Verkehrsminister André Antoine betonte, dass das Streikrecht nicht angetastet werde. Ryanair ist wegen seiner aggressiven Geschäftspolitik und seiner Ablehnung von Arbeitnehmervertretungen bekannt. Da die Airline überwiegend kleine Flughäfen außerhalb der Metropolen bedient, kann es häufig die Geschäftsbedingungen diktieren. In Charleroi entfallen 90 Prozent des Flugverkehrs auf Ryanair.
http://www.berlinonline.de/berliner-zei ... 80113.html