Flugtickets werden immer teurer.
Die Expansion der Billigflieger stößt an ihre Grenzen: Experten zufolge steht das rapide Wachstum, mit dem die Low-Cost-Carrier bisher um Investoren warben, wegen des stark gestiegenen Ölpreises vor dem Ende. Als klares Indiz gelte, dass der europäische Marktführer Ryanair Kapazitäten kürzt. Das Ende der Billigflugbranche sei damit aber noch nicht eingeläutet. "Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen", sagte Niko Herrmann, Partner der Beratungsfirma Oliver Wyman. "Die alte Wachstumsstory wird nicht mehr reichen."
Kerosin macht die Hälfte der Kosten aus
Die Verdoppelung des Ölpreises innerhalb eines Jahres trifft die günstigen Anbieter besonders. "Bei den Billigfliegern beträgt der Anteil der Kerosinkosten heute teils 50 Prozent, das ist deutlich mehr als bei etablierten Airlines", sagte Harald Meilicke, Luftfahrtspezialist bei McKinsey. Für die Billigfluglinien wird damit das eigene Geschäftsmodell zum Problem: Kerosin macht aufgrund niedriger Ausgaben für andere Posten einen großen Kostenblock aus - der nun alle Businesspläne zu sprengen droht.
Ryanair mottet Teil der Flotte ein...
Ryanair habe "jetzt stark die Bremse gezogen", so Wyman-Berater Herrmann. Nachdem es zuvor schon bei Air Berlin zu Kapazitätskürzungen gekommen war, hatte Ryanair-Chef Michael O'Leary letzte Woche angekündigt, im Winter rund zehn Prozent der Flotte außer Betrieb zu stellen - deutlich mehr als in den Vorjahren. Die irische Airline hat es verpasst, sich durch Termingeschäfte gegen die Ölteuerung zu schützen. Nur zehn Prozent des 2008 benötigten Treibstoffs wurden abgesichert.
... und senkt Passagier-Prognose
Die Ryanair-Prognose, dieses Jahr knapp 60 Millionen Passagiere zu befördern, wurde daher auf "mehr als 55 Millionen" zurückgenommen, für 2008 rechnet die vor Kurzem noch hochprofitable Airline nicht mehr mit Gewinn. Dennoch hält sie an ihren ehrgeizigen langfristigen Plänen fest: Bis 2012 soll die Zahl der Passagiere auf gut 80 Millionen, die der Flugzeuge um rund 100 Maschinen auf 262 steigen.
Abschwächung im Flottenwachstum
"Die Prognosen sind kaum zu halten. Das Flottenwachstum wird sich stark abschwächen", sagte Unicredit-Analyst Uwe Weinreich auch mit Blick auf andere Billigflieger. Easyjet, nach Ryanair zweitgrößter Low-Cost-Carrier Europas, hat ebenfalls Dutzende neue Flugzeuge bestellt. Eine "kurzfristige Korrektur des Wachstums" sei jedoch möglich, räumte ein Sprecher ein.
Günstigerflieger statt Billigflieger
Easyjet, Ryanair und der deutsche Konkurrent Germanwings bestreiten nicht, dass die Kerosinkrise zu steigenden Ticketpreisen führt: Zumindest ein Teil der Kosten wird in Form von Zuschlägen weitergegeben. Darin sieht McKinsey-Berater Meilicke die größte Gefahr für die weitere Expansion der Billigflieger. "Die Low-Coster verlieren bei den preisbewussten Kunden, und davon haben sie viele", sagt er. Nach der Urlaubssaison werde die Nachfrage wohl stark sinken. Da aber auch die etablierten Airlines die Preise anheben müssen, bleibt ein relativer Vorteil bestehen: Aus Billig- werden Günstigerflieger. Auf Strecken, auf denen sie mit traditionellen Gesellschaften konkurrieren, könnten sie teils sogar Geschäftsreisende hinzugewinnen, sagte Meilicke. Ein anderer Vorteil sei, dass sie über neue, kerosinsparende Flugzeuge verfügten.
Branche vor Konsolidierung
Um die Krise durchzustehen, werde es auf die bisher erreichte Größe und Liquidität ankommen, sagte Wyman-Berater Herrmann. So könnten Ryanair und Easyjet in der anstehenden Konsolidierung profitieren. Anders bei Air Berlin: Für die krisengeschüttelte Gesellschaft erwarten die Experten nicht mehr nur ein langsameres Wachstum, sondern ein Schrumpfen.
Quelle:
http://wirtschaft.t-online.de/c/15/66/4 ... 64156.html[/b]