Hirnhautinfektion im Flugzeug
56jährige Berlinerin möglicherweise lebensgefährlich infiziert - Easyjet warnt 122 Passagiere
Es war ein schöner Urlaub in Madrid. Doch seitdem lebt die 56jährige Theresa B. (*) in der Angst, sich eine Hirnhautentzündung zugezogen zu haben. Denn kaum wieder in Berlin angekommen, erwartet Theresa B. eine schlimme Nachricht: Die Fluglinie Easyjet, mit der sie gerade aus Spanien gekommen ist, läßt sie per E-Mail wissen, daß sie sich schnellstens mit einem Arzt in Verbindung setzen soll. Grund: An Bord der Maschine mit der Flugnummer EZY 451 war auch ein Mann mit einer Meningokokken-Infektion.
Ganz lapidar, einfach so per Mail, die Nachricht, daß man sich unter Umständen mit einer schweren Krankheit infiziert haben könnte - "Wir wollten keine Zeit verlieren. Die E-Mail war einfach der schnellste Weg, alle 122 Passagiere zu informieren", sagt Oliver Aust, Unternehmenssprecher von Easyjet. "Da unsere Flüge meist per Internet gebucht werden, wissen wir auch die Mail-Adressen unserer Passagiere." Die Nachricht ging zunächst auf Englisch heraus, gestern dann auch noch auf Deutsch und Spanisch.
Eine wichtige Vorsichtsmaßnahme, denn Meningokokken sind gefährlich. In etwa 50 Prozent der Fälle kommt es nach der Infektion zu einer Hirnhautentzündung, die tödlich enden kann. Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Husten und Nackensteife. Im vergangen Jahr wurden in Deutschland 599 Meningokokken-Infektionen gemeldet, 47 Menschen starben an der Krankheit. Auch in Berlin erkrankten 18 Menschen. Die meisten von ihnen an Meningokokken der Gruppe B, gegen die es keinen wirksamen Impfschutz gibt.
"Meningokokken sind ziemlich ansteckend und werden durch direkten Kontakt oder Tröpfchen-Infektion übertragen", sagt Sabine Reiter, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Robert-Koch-Institut. "Und da der Mann in dem Flugzeug gerade erkrankt war und hustete, ist eine Ansteckung in seinem Umfeld nicht auszuschließen."
Deshalb empfiehlt das Robert-Koch-Institut allen Passagieren des Fluges, sofort zum Arzt zu gehen und gegebenenfalls mit einer Prophylaxe zu beginnen. "Die Tabletten sind gut verträglich und sehr wirksam", sagt Reiter.
Auch Theresa B. ist sofort zum Arzt gegangen. Sie wird jetzt medizinisch überwacht, muß aber nicht in Quarantäne bleiben. Sie hofft, daß der kranke Mann im Flugzeug nicht direkt neben ihr gesessen hat. Überprüfen läßt sich das allerdings nicht: Easyjet bietet keine Reservierung bestimmter Sitzplätze an - wer also neben der Berlinerin gesessen hatte, läßt sich nicht mehr feststellen.
Bisher geht es Theresa B. gut, sie zeigt keine Krankheitssymptome. Doch das ist noch keine Entwarnung. Die Inkubationszeit für eine Meningokokken-Infektion liegt in der Regel bei drei bis vier Tagen, es kann jedoch auch mal bis zu zehn Tage dauern, bis die Krankheit ausbricht. So lange muß Theresa B. sich jetzt noch Sorgen machen.
http://morgenpost.berlin1.de/content/20 ... 59323.html