AIRPORTBILDER

@Zent:

Das Leipzig in der Mitte der drei Bundesländer liegt bestreitet gar niemand. Aber was bedeutet das schon? Jedes erdenkliche Gebiet hat eine Stadt mit einer zentralen Lage. Welcher Ort letztendlich zentral liegt ist nicht abhängig vom Ort, sondern vom Gebiet, welches man als Grundlage nimmt. Wo gibt es eine Verbindung zwischen den drei Bundesländern? Politisch sind die Länder eigenständig und das wird nicht zuletzt in der Luftfahrtpolitik dieser Länder deutlich. Verändert man dieses frei gewählte Gebiet, liegt Leipzig wahrscheinlich nicht mehr im Zentrum. Leipzig hat keinen "Anspruch" auf Passagiere, die sich aus diesen drei Ländern generieren. Genau dieses Gefühl kann man bei der Argumentation aber bekommen. Die Menschen aus diesen Ländern fliegen von Leipzig, Dresden, Nürnberg, Erfurt, Berlin, Hannover, Prag, Breslau, Karlsbad etc. Konkurrenz gibt es für Leipzig und Dresden in jeder Himmelsrichtung und das reichlich. Ich sehe da keinen der beiden Flughäfen in einer deutlich besseren Lage. Man kann das jeweilige Einzugsgebiet vielleicht am ehesten an der jeweiligen mittleren Entfernung zum jeweils nächsten Flughafen bestimmen, wobei das natürlich auch nur grob stimmen wird. Interessant wäre zum Beispiel zu wissen, ob die Magdeburger mehrheitlich von Berlin, Leipzig oder Hannover fliegen. Nimmt man die "Mitteldeutschland"-Argumentation müssten die Magdeburger theoretisch mehrheitlich von Leipzig fliegen. Aber stimmt das auch? Ich denke das Beispiel verdeutlicht die Bedeutung der zentrale Lage von Leipzig in "Mitteldeutschland" ganz gut.

Ohne das Thema jetzt ausufern lassen zu wollen. Das Gebiet "Mitteldeutschland" - so unglücklich die Formulierung auch sein mag - ist sehr wohl definiert und nicht willkürlich. Es gibt seit vielen Jahren den politisch und wirtschaftlichen Zusammenschluss der "Metropolregion Mitteldeutschland" (zurückgehend auf eine Initiative von Biedenkopf). Darin sind neben den Städten der Länder Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen auch deren bedeutenden Wirtschaftsunternehmen - so auch die MFAG - eingebunden u.a. mit dem Ziel einer gemeinsamen Raumordnung und Wirtschaftsförderung. Wohl wissend, dass lokales Sektierertum im heutigen globalen Wirtschaftssystem schlichtweg erfolgshindernd ist. Was selbstredend Wettbewerb nicht ausschließen, aber eben auch volkswirtschaftlich sinnvolle Rahmen schaffen soll. Noch dazu vor dem Hintergrund, das die drei Länder, mit ihrer (schon im deutschlandweiten Vergleich) überschaubaren Einwohnerzahl im europäischen Wettbewerb überhaupt bestehen können.

Und aus meinem beruflichen Umfeld kann ich versichern, dass interkommunale oder interföderale Zusammenarbeit, gerade zur Nutzung von Synergien, immer stärker vorangetrieben wird und nicht das Gegenteil.

Und ehrlich, ich verstehe die Dünnhäutigkeit weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Luft nach oben besteht immer und überall.

Dresden, Erfurt, Magdeburg usw. gehören nicht zu dieser Metropolregion. Die Metropolregion ist viel kleiner und umfasst nur Bruchteile der drei Bundesländer. Daher gibt es auch keine über diese Metropolregion hinausgehende Verbindung der drei Bundesländer die Grundlage einer Bündelung des Luftverkehrs in Leipzig sein könnte. Ganz im Gegenteil. Erfurt hat kein Interesse daran Teil der MFAG zu sein und Sachsen-Anhalt hofft immer noch auf seinen eigenen Landesflughafen in Cochstedt.

Diese Argumente bezogen sich auch nicht allein auf den Luftverkehr, sondern auf den allgemeinen wirtschaftliche Rahmen und auf die Frage der Definition der Region Mitteldeutschland - neben der bereits von anderen Usern hier eingeworfenen historischen und kulturellen Entwicklung. Und hier gilt der Grundsatz ebenso, wie von dir angedeutet, nicht die Menge sondern die Qualität ist entscheidend. Davon abgesehen, ist es ja auch nicht ganz zufällig, dass der größte und nachhaltigste Bevölkerungszuwachs hauptsächlich in Leipzig stattfindet.

Und es liegt mir hier fern, Recht haben zu wollen, da ich niemanden überzeugen muss. Wenn man in einigen Städten glaubt - ich sag's nochmal - das Sektierertum Zukunft hat, dann bitte. Ich lehne mich da ganz entspannt zurück und sage es nochmal, der wirtschaftspolitische Wille ist ein ganz anderer (da braucht es auch kein eigenes gemeinsames Bundesland - das regelt die Wirtschaft schon selbst). Und um es nochmal ganz konkret zu machen: ein Beispiel mit hohem Funktionswert der Konzentration ist das S-Bahn-Netz Leipzig, mit dem jahrelang so negativ gescholtenen City-Tunnel. Gerade die umliegenden Kommunen profitieren davon und erfahren sowohl demographisch wie wirtschaftlich positive Effekte, die es sonst nicht gegeben hätte. Dazu muss man nur mal Kongresse besuchen oder entsprechende empirische Untersuchungen lesen.

Um es auf den Punkt zu bringen. Ich fordere weder irgendwelche Schließungen oder sonstiges. Man muss mit den Weichenstellungen der 90er heute umgehen. So funktioniert Wirtschaft und so funktioniert Politik nun mal. Aber volkswirtschaftliche Konzentrationseffekte per se negieren zu wollen - ohne das empirisch nachweisen zu können und es einfach zu behaupten, ist wenig überzeugend.

Schöne Ziele die da angekündigt werden und gut für die MDFAG und den Flughafen Dresden. Sicherlich würden die Verbindungen dem LEJ auch gut stehen, aber bitte nicht vergessen: es fliegt nicht die MDFAG, sondern Germania, welche letztlich auch die wirtschaftliche Verantwortung dafür trägt. Es bleibt schlichtweg abzuwarten, inwieweit das alles auch mittelfristig trägt.

Am LEJ wäre ich schon froh, wenn an einigen Schaltstellen mehr Sachverstand einziehen würde und Stellen mit dafür befähigten Personen besetzt werden würden. Das alleine würde sicherlich frischen Wind und auch den einen oder anderen Erfolg (Streckenangebot) bringen. Aber ohne Veränderungen kann das nicht werden.

Die letzten positiven Entwicklungen am LEJ: das Flughafenhotel, eine Erweiterung des gastronomischen Angebots (Subway und demnächst Kamps).

Negativ: die Posse um PIA, der Leerstand im Terminal, das weiterhin schmale Angebot an Linien, der bauliche Zustand der Siko, des Abflugbereiches, der Ankunft, einem Großteil der sanitären Anlagen etc.

--> es gibt am LEJ viel zu tun, aber neidvolle Blicke nach DRS gehören da nicht dazu.

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Die Posse um PIA würde ich jetzt aber nicht LEJ zuschieben, dass hat der Hildenbrandt mit seinen Machenschaften in Pakistan versaut. Ob das was geworden wäre, wenn man das ganze ordentlich abgewickelt hätte ist offen, aber gescheitert ist es nun letztendlich vor allem an den Korruptionsvorwürfen.

Ein übriges hat wohl die US-Politik dann noch dazu beigetragen, weswegen PIA jetzt auch nicht mehr selbst in die USA fliegt.

Egal ob ab DRS oder LEJ, abgesehen von BIA sehe ich keine langfristige Chance für die Verbindungen. Dazu sind die Verbindungen zu unattraktiv, weil
- zu geringe Frequenz (im Vergleich zum Angebot ab Berlin)
- unbekannte Airline (im Vergleich zu S7 bzw. FV und FR, VY, EZY ab BER)
- teurer als Lockangebote der üblichen Verdächtigen insbes. Richtung BCN

Ich lass mich gerne überzeugen dass ich mich irre. Aber insbes. wenn BER jetzt durch die AB Pleite zum totalen LCC Standort wird, wird es schwierig dagegen mit 2 Flügen pro Woche einer relativ unbekannten (gerade im Ausland) Airline anzustinken. Das ist aber unabhängig von DRS oder LEJ.
Sicherlich wird es auch einen Grundbedarf generieren und auch befriedigen können. Aber ob das reicht?

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Wer immer nur tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.

Ich sehe es ähnlich. Man muss sich nur mal die Historie von (reinen) Linienflügen bei Germania ansehen. Egal von wo, es ging nie lange. Von daher bin ich ehrlich gesagt skeptisch, dass diese Verbindungen in 1 -1,5 Jahren nach Aufnahme noch existieren. - Ich lasse mich aber durchaus auch gerne vom Gegenteil überraschen.
Und bezüglich DRS vs. LEJ: ST hat ihre Basis in DRS und somit war das ohnehin schon gesetzt. Um es mal ganz emotionslos zu sagen.

Ich stimme dir im Großen und Ganzen zu, wenn du allerings bei BIA eine Möglichkeit des Erfolgs siehst, dann auch bei SKG. Es sollte klar sein, dass Thessaloniki nicht von Städtereisenden genutzt werden wird (wie es fast ausschließlich bei Barcelona oder St. Petersburg der Fall sein wird), sondern vielmehr von Pauschaltouristen. SKG wird touristisch den gesamten Norden Griechenlands abdecken: Chalkidiki, Olympische Riviera und auch Thassos (auch wenn hier der kluge Tourist die Anreise über den Flughafen in Kavala wählen wird).

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nach der langen Diskussion um Größen und Einzugsbereiche bin ich schon erstaunt:

- ST hat eine profunde Menge Ziele ab DRS im Programm, ist also am Airport personell und strukturell vertreten.
- da aufzustocken ergibt stets mehr Sinn als einige Kilometer weiter eine weitere Struktur vorhalten zu müssen, so schön es für LEJ wäre
- die Auslastung dürfte sich nicht so brülle unterscheiden, dass damit die Standortfrage zweifelsfrei vorher feststeht
- Dass Berlin bessere Frequenzen bietet, ist bei Moskau gesehen zwischen DRS und LEJ auch der Fall. Dennoch scheint sich Rusline zu stabilisieren. DAS kann also auch kein Grund sein für go or nogo.
- Ob ST tatsächlich einen Linienverkehr stemmen kann, wird in der Tat die Zukunft zeigen.

Gruß
der Radler

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