Luftverkehr. Der Flughafen Dresden wird 70 Jahre alt – und startet jetzt richtig durch.
Dresden. Am 11. Juni 1935 landete das erste Linienflugzeug in Dresden-Klotzsche. Das war die Geburtsstunde des Flughafens. Zum 70. Geburtstag, der an diesem Wochenende mit einem großen Fest gefeiert wird, macht sich der Airport selbst das schönste Geschenk: Die alte Start- und Landebahn wird durch eine neue ersetzt. Sie soll im September 2007 fertig sein.
Mit der um 350 Meter verlängerten Piste will der Flughafen seine Attraktivität erhöhen. „In Zukunft können wir gewährleisten, dass die Urlaubsziele bei jedem Wetter nonstop angeflogen werden“, sagt Geschäftsführer Michael Hupe. Mit vollen Tanks sei die Startbahn für Mittelstreckenflieger noch zu kurz. „Der Verkehrsflughafen Dresden liegt mit seinen Angeboten voll im Trend“, sagt Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD). Neben etablierten Fluggesellschaften hätten auch Billigflieger Dresden und die Region für sich entdeckt. Durch weiteren Ausbau werde der Wirtschaftsstandort gestärkt.
Eine der neuen Fluggesellschaften ist die DBA. Sie verbindet seit einem Jahr täglich München mit Dresden. „Die Auslastung könnte etwas besser sein“, sagt DBA-Eigentümer Hans Rudolf Wöhrl der SZ. Sie liege bei 55 Prozent; nötig seien 65 Prozent, damit die Strecke sich rechne. Dennoch denkt Wöhrl darüber nach, das Engagement in Dresden auszubauen und Verbindungen nach Düsseldorf und Hamburg zu starten. „Das könnte schon im kommenden Jahr sein“, sagt der Unternehmer.
Der Flughafen blickt auf eine turbulente Vergangenheit zurück. Alte Aufnahmen zeigen in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts riesige Zeppeline im Anflug auf Dresden. Mit den Rüstungsplänen der Nazis entstand 1935 der Flughafen. 1937 wurden schon rund 8 000 Maschinen im Jahr gezählt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der zivile Luftverkehr weitgehend eingestellt.
Nach Kriegsende hatten sowjetische Truppen das Sagen. Alles war spartanisch: Die Passagiere wurden im Stadtzentrum abgefertigt und per Bus direkt aufs Rollfeld gefahren. Erst ab 1960 stand wieder ein Abfertigungsgebäude.
Die DDR-Regierung verstieg sich dann zu Höhenflügen: In Dresden sollte die Schmiede eines eigenen Verkehrsflugzeugbaus stehen. So wurde die 2 500 Meter lange und 80 Meter breite Startbahn gebaut. Die Lizenzproduktion der IL-14P – eine Art deutsche Iljuschin – begann. Am 4. Dezember 1958 folgte der Erstflug des Strahlverkehrsflugzeugs „152“. 1960 wurde das Prestigeprojekt ad acta gelegt, das bis dahin schon 1,3 Milliarden DDR-Mark verschlungen hatte. In der Flugzeugwerft wurden nun Militärmaschinen der NVA repariert.
1967 ging die erste internationale Linie nach Budapest in Betrieb. Die erste West-Verbindung nach der Wende führte nach Hamburg. Seit Gründung der Flughafen Dresden GmbH im Herbst 1990 ist auch die Lufthansa präsent. Die ersten Jahre seien für die Fluggesellschaft aufgrund des Pendlerverkehrs „ungesund“ gewesen, bilanziert Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber. Morgens waren Maschinen nach Dresden überbucht, abends Rückflüge leer. Inzwischen hat sich der Verkehr normalisiert und „Dresden entwickelt sich für uns besser als Leipzig“, so Weber. Heute werden Ziele in ganz Deutschland, Europa, im Mittelmeerraum und Afrika angesteuert. 2000 wurden 1,766 Millionen Passagiere abgefertigt – bis heute Rekord. Danach ging die Zahl auf 1,5 Millionen zurück: Wirtschaftsschwäche, die Terroranschläge vom 11. September 2001 und der Irak-Krieg sind die vermeintlichen Gründe.
2004 wurden wieder 1,6 Millionen Gäste registriert. Der positive Trend setzt sich fort: Im ersten Halbjahr gab es etwa 803 000 Passagiere, 90 000 mehr als in den ersten sechs Monaten des vorigen Jahres. Und mit der neuen Landepiste will der Dresdner Flughafen dann auch bei den Gästezahlen richtig durchstarten.
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