Engpässe im Flugverkehr befürchtet
Wenn im März Tempelhof geschlossen wird, ist das neue Terminal in Tegel womöglich nicht fertig
Der Flughafen Tempelhof soll zu Beginn des Sommerflugplans im nächsten Jahr, das heißt am 31. März 2007, vom Netz gehen. Dies ist nach wie vor der Wille der Flughafengesellschaft. Dieser Termin ist jedoch nicht definitiv. Die Klage der Airlines gegen die Schließung ist noch beim Oberverwaltungsgericht anhängig. Einen Verhandlungstermin gibt es nach Aussagen des Gerichts noch nicht.
Doch auch wenn das Gericht die Schließung für zulässig hielte, könnten Kapazitätsengpässe in Tegel das Aus für Tempelhof verzögern. Denn ein von der Flughafengesellschaft beim Gutachterbüro Rand Europe in Auftrag gegebenes Gutachten kommt zu folgendem Schluß: Tegel kann den Tempelhofer Flugverkehr nur aufnehmen, wenn das neue Terminal Ost zum Schließungszeitpunkt bereits in Betrieb ist.
Das könnte knapp werden, denn entgegen ersten Ankündigungen der Flughafengesellschaft, das neue Terminal für 2,5 Millionen Passagiere werde im November in Betrieb gehen, ist die Fertigstellung jetzt für den 31. März 2007 und damit haarscharf zur geplanten Schließung Tempelhofs geplant.
Grund für die Verzögerung sind Planungsungenauigkeiten bei der Kostenschätzung und unvorhergesehen Munitionsbergungen. Dennoch heißt es bei der Flughafengesellschaft: "Es wird knapp, aber wir liegen im grünen Bereich." Noch liegt die Baugenehmigung des Bezirks Reinickendorf aber nicht vor. Reinickendorfs Baustadtrat Michael Wegner (CDU) kündigt diese für Ende Juli an. Voraussetzung sei aber das pünktliche Vorliegen der Stellungnahme der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung innerhalb der nächsten zwei Wochen.
Wenn diese allerdings eine Bürgerbeteiligung beziehungsweise ein Planfeststellungsverfahren verlange, könne man den Zeitplan "in die Tonne" treten.
Die Bürgerinitiative gegen das Luftkreuz auf Stadtflughäfen kündigte bereits Klage an, sollte der Bau ohne vorhergehendes Planfeststellungsverfahren erteilt werden. Daß der Bau des 12 Millionen Euro teuren Terminals überdies 5,5 Millionen Euro teurer werden könnte, wie es in Insiderkreisen heißt, weist die Flughafengesellschaft zurück. Berlins Regierender Bürgermeister und Aufsichtsratvorsitzender der Flughafengesellschaft, Klaus Wowereit (SPD), habe festgelegt, daß das Terminal nicht mehr als zwölf Millionen Euro kosten dürfe, sagte Flughafensprecher Eberhard Eli.
Eli räumte aber ein, daß es von der Fluggesellschaft Air Berlin, die das neue Terminal vorrangig nutzen wird, Nachforderungen gegeben habe. Eli nannte eine noch einzurichtende Taxizufahrt sowie eine Verbindung für die Passagiere zur Haupthalle. Dies aber würde keine Mehrkosen verursachen. Klar aber sei, daß die Munitionsentsorgung im einstelligen Millioneneurobetrag läge.
Über diese Kosten liegt die Flughafengesellschaft mit Senat und Bund im Rechtsstreit. "Wir fordern die Rückerstattung aller Kosten für die Munitionsberäumung von Senat und Bund", sagt Eli. Sollte das neue Terminal nicht rechtzeitig fertig werden, kann der Tempelhofer Flugverkehr im Falle einer Schließung des City-Airports nach Schönefeld verlegt werden. Zu diesem Schluß kommt ebenfalls das Gutachten von Rand Europe.
Ob die Tempelhofer Airlines und Luftverkehrsbetriebe, insbesondere der Geschäftsreiseverkehr, dies aber wollen, ist äußerst fraglich.
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