AIRPORTBILDER

Flughafenchef soll abgelöst werden



Vertrag von Johannsen-Roth läuft Ende des Jahres aus - Wowereit sucht nach geeignetem Nachfolger

Von Katrin Schoelkopf

Der Sprecher der Geschäftsführung der Flughafengesellschaft FBS, Dieter Johannsen-Roth, soll mit Auslaufen seines befristeten Beratervertrages zum Ende des Jahres abgelöst werden. Nach Informationen dieser Zeitung suchen die Flughafengesellschafter, allen voran der Regierende Bürgermeister und FBS-Aufsichtsratschef, Klaus Wowereit, nach einem geeigneten Nachfolger.







Im September, heißt es, werde die beauftragte Personalberatungsfirma Delta Management Consultants von Peter Paschek dem Präsidialausschuß des FBS-Aufsichtrates ein kurze Kandidatenliste vorlegen. Sollte sich der Ausschuß auf einen Kandidaten einigen, müßte der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft mit einer Zweidrittelmehrheit zustimmen.



Die nächste Aufsichtsratsitzung ist am 21. September. Bei Insidern gilt die derzeitige Suche nach einem Nachfolger für Johannsen-Roth als völlig überflüssig. Denn zu einem Zeitpunkt, zu dem der Bau des geplanten Single-Airports Berlin Brandenburg International (BBI) wegen des noch ausstehenden Urteils des Bundesverwaltungsgerichts zum Baurecht völlig in der Schwebe hängt, werde sich kein Top-Manager und schon gar kein Chef eines bundesdeutschen Flughafens nach Schönefeld locken lassen, heißt es. Warum dennoch ausgerechnet jetzt der Sprecher der FBS-Geschäftsführung ausgewechselt werden soll, bleibt reine Spekulation. Das längst erreichte Pensionsalter des 67jährigen Johannsen-Roth wäre nicht zwingend für eine Ablösung. Denn die staatliche Flughafengesellschaft unterliegt als GmbH nicht der geltenden Altersgrenze von 65 Jahren im öffentlichen Dienst.



Bleibt als Grund noch das bereits in der Vergangenheit von SPD und Grünen monierte hohe Gehalt des Flughafenmanagers, das 350 000 Euro betragen soll. Von Seiten der Senatskanzlei heißt es nur, Johannsen-Roth habe gute Arbeit geleistet, sei aber in einem Alter, wo man über einen Nachfolger nachdenken müsse.



Hinter vorgehaltener Hand wird in Flughafenkreisen jedoch spekuliert, Wowereit wolle im Fall einer Niederlage der SPD bei der Bundestagswahl einen Versorgungsposten für dann arbeitslose Staatsekretäre vorhalten. Namen wie der des parlamentarischen Staatsekretärs im Bundeswirtschaftsministerium und Koordinators für Luft- und Raumfahrt, Ditmar Staffelt, und der des Staatsekretärs im Bundesverkehrsministerium, Ralf Nagel, kursieren.



Johannsen-Roth selbst sagte dieser Zeitung, er stünde weiterhin für den Job bereit und sei nach wie vor hochmotiviert. Er könne sich aber durchaus vorstellen, abzutreten, wenn das Bundesverwaltungsgericht Mitte nächsten Jahres grünes Licht für den BBI-Ausbau geben sollte.



Johannsen-Roth, der bis 2000 Geschäftsführer der Heiztechnikfirma Vaillant war, kennt das BBI-Projekt seit Jahren. Bevor er im Januar 2003 als Sprecher der Geschäftsführung und kaufmännischer Geschäftsführer antrat, war er Finanzberater für die Privatisierung der Flughafenholding. Innerhalb von zweieinhalb Jahre gelang es dem Flughafenchef, im Zuge des Billigfliegerbooms die Passagier-Zahlen in Schönefeld nahezu zu verdoppeln und damit den Flughafen langsam aus den roten Zahlen zu bringen. Auch die Restrukturierung der kostenintensiven Flughafenholding geht auf sein Konto. Die vom Senat beabsichtige Schließung des Flughafens Tempelhof, die sich Johannsen-Roth bei Amtsantritt auf die Fahnen geschrieben hatte, mißlang aber und brachte ihm wegen seiner starren Haltung für die Schließung viel Kritik von Tempelhof-Befürwortern ein.



http://morgenpost.berlin1.de/content/20 ... 75724.html



Ein gutes "Lehrstück" aus dem Berliner Filz.