Für die Nachnutzung des Flughafens Tempelhof setzt das Land jetzt auf die Kreativität der Berliner. Rund 180 Internetnutzer haben sich bisher für den Online-Dialog angemeldet, mit dem die Verwaltung seit dem 23.Mai Ideen für die Zukunft des riesigen Geländes sucht.
Unter der Adresse
http://www.berlin.de/flughafen-tempelhof können Bürger ihre Vorstellungen präsentieren, was auf dem Areal in der Größe von 526 Fußballfeldern entstehen soll, auf dem der Flugbetrieb Ende Oktober 2008 endgültig eingestellt werden soll.
Keine Informationen gibt es derzeit darüber, hinter wie vielen der 180 Anmeldungen sich bereits verwertbare Ideen verbergen. Bis zum 17. Juli läuft die Ideenbörse. Gefragt wird in dieser ersten Phase nach einer Leitidee. „Wichtig ist noch nicht eine genaue Ausgestaltung, das kommt später“, sagt Petra Rohland, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Bis September sollen die Vorschläge ausgewertet und die realistischsten Visionen ebenfalls im Internet zur Diskussion gestellt werden. Rohland: „Die Berliner sind findig, darauf setzen wir dabei. Es wird aber sicher auch ganz verrückte Dinge geben, bei denen man sagen muss, das ist finanziell und planerisch einfach nicht machbar.“ So seien Bauprojekte auf der Mitte der Freifläche aus städtebaulichen Gründen schon von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Randbebauung dagegen ist gewünscht, eine Mischung aus Gewerbe, Wohnen und Freizeitnutzung anvisiert.
Auch für die Nutzung der Flughafengebäude will die Senatsverwaltung auf den Ideenreichtum der Anwohner und interessierter Bürger zurückgreifen. Eine weitere Online-Ideenbörse soll im Herbst starten, die sich mit den 300000 Quadratmetern Nutzfläche innerhalb der denkmalgeschützten Gebäude befasst. 40 Prozent davon stehen derzeit leer, 25 Prozent sind wegen Gebäudeschäden aktuell nicht nutzbar.
http://www.welt.de/berlin/article910774 ... real_.html
Altkanzler kämpft für Tempelhof
Helmut Schmidt sieht im City-Airport einen einmaligen Standortvorteil für Berlin. Er fordert, den City-Airport für Privat- und Geschäftsflieger zu etablieren und auszubauen. Doch der rot-rote Senat hält strikt an der beschlossenen Schließung fest.
In den Streit um die Zukunft des traditionsreichen Flughafens Tempelhof hat sich Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) eingeschaltet. Schmidt ( 88 ) appelliert an den Berliner Senat, den City-Airport nicht zu schließen. „Berlin sollte Tempelhof nicht aufgeben. Die Hauptstadt der Republik darf jetzt die große und letzte Chance nicht verpassen, einen bundesweit einmaligen Standortvorteil zu nutzen, nämlich einen Flughafen in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt“, sagte Schmidt der Bild-Zeitung.
"Wirtschaftliches Signal"
"Tempelhof als City-Airport für Privat- und Geschäftsflieger zu etablieren und auszubauen, wäre ein wichtiges wirtschaftliches Signal, wie es die Stadt dringend braucht.“ Damit unterstützt der SPD-Altkanzler, was CDU und FDP sowie die Wirtschaft – zuletzt der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ludwig Georg Braun auf WELT ONLINE – seit Jahren fordern. Mit dem Flughafen als wirtschaftspolitischem Pfund müsse gewuchert werden, statt ihn aufzugeben, sagen die Tempelhof-Befürworter. Doch der rot-rote Berliner Senat hält strikt an der 1996 beschlossenen Schließung des City-Airports wie auch Tegels im Zuge des Großflughafenbaus Berlin Brandenburg International (BBI) in Schönefeld fest.
Ein Offenhalten Tempelhofs über die Inbetriebnahme des neuen Hauptstadtflughafen BBI 2011 hinaus gefährde das BBI-Projekt und könne zum Baustopp führen, fürchten der Senat wie auch das Land Brandenburg. Denn die Schließung Tempelhofs wie auch Tegels sei unabdingbare Voraussetzung für den BBI und in dessen Planrechtfertigung festgeschrieben. Ein Argument, das durch mehrere Gutachten auf seine Stichhaltigkeit geprüft wurde. Es gab widersprüchliche Ergebnisse.
Bahn verfolgt weiterhin Pläne für Gesundheitszentrum
So wird die Deutsche Bahn jetzt per Feststellungsklage beim Bundesverwaltungsgericht klären lassen, ob eingeschränkter Flugbetrieb in Tempelhof die Genehmigung für den neuen Hauptstadtflughafen BBI zu Fall bringen könnte. Die Deutsche Bahn Station und Service AG will im Verbund mit dem Investorenkonzept der amerikanischen Investoren Fred Langhammer und Ronald S. Lauder für ein internationales Gesundheitszentrum mit 1000 Arbeitsplätzen den Cityairport als Sonderflughafen für eingeschränkten Geschäftsreiseflug betreiben. Der entsprechende Antrag aber wurde von der Berliner Luftverkehrsbehörde mit Hinweis auf die beschlossene Schließung abgelehnt. Der Schließungsbescheid des Senats, wonach in Tempelhof am 31. Oktober 2008 der Flugbetrieb eingestellt, der Airport geschlossen wird, wurde vom Oberverwaltungsgericht als rechtmäßig eingestuft. Danach darf der legendäre, aber defizitäre Flughafen aus betriebswirtschaftlichen Gründen bereits vor der Inbetriebnahme des BBI geschlossen werden. Ein Schließungszwang für diesen Zeitpunkt aber gibt es nicht.
Zu den Forderungen des Altkanzlers Helmut Schmidt hieß es gestern aus der Berliner Senatskanzlei, dass das oberste Ziel des Senats der Bau des BBI sei und deswegen alles unterlassen werde, dieses Projekt zu gefährden. Das bedeute die Schließung Tempelhofs. Indirekt wurde dem Altkanzler vorgeworfen, die Sachlage nicht genau zu kennen. Schmidt wollte sich gestern dazu nicht äußern. Die potenziellen Investoren für Tempelhof Lauder und Langhammer begrüßten indes die Äußerungen Helmut Schmidts. Der Altkanzler sei aufgrund seiner politischen Erfahrung sehr wohl in der Lage, Risiken abzuschätzen, sagte ein Sprecher der amerikanischen Investoren.
Hoffnung durch Volksbegehren
Die Befürworter setzen nun auf die Feststellungsklage der Bahn und das laufende Volksbegehren, das die Interessengemeinschaft City-Airport Tempelhof (Icat) angeschoben hat und das Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) für zulässig erklärte. Allerdings hält der Senat das Anliegen des Volksbegehrens, den Erhalt des internationalen Verkehrsflughafens Tempelhof, für unzulässig. „Das widerspricht der Planrechtfertigung für den BBI“, hieß es aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Zum Ärger der Initiatoren des Volksbegehrens beabsichtigt der Senat noch vor der Sommerpause, die Planfeststellung für den Flughafen zum Schließungszeitpunkt im Herbst 2008 aufzuheben. Damit wäre der Flughafen nie wieder als Flughafen zu betreiben. Gegen die Entscheidung kann geklagt werden.
http://www.welt.de/berlin/article910793 ... lhof_.html