Dem Traditions-Airport droht der Verlust einer weiteren Flugverbindung / Dafür verzeichnen die beiden anderen Flughäfen überdurchschnittlichen Verkehrszuwachs
Der Flughafen Tempelhof droht sich weiter zu leeren. Die Fluggesellschaft Cirrus Airlines prüft, ob sie ihre Linie von und nach Saarbrücken in diesem Herbst einstellt. Anlass: Zusätzliche Konkurrenz droht.
Air Berlin nimmt am 28. Oktober eine neue tägliche Verbindung zwischen Tegel und Saarbrücken in Betrieb. Germanwings fliegt bereits von Schönefeld nach Zweibrücken, rund 30 Kilometer von Saarbrücken entfernt. Nun ermitteln die Cirrus-Planer, wie viele Fluglinien zwischen der Saarregion und Berlin wirtschaftlich tragbar sind. "Wir sind noch in der Meinungsfindung, ob sich die neue Strecke auch auf uns auswirkt", sagte der Cirrus-Geschäftsführer Daniel Noraman gestern der Berliner Zeitung. "Die Entscheidung fällt Ende des Monats."
Wird die Einstellung beschlossen, würde der Flughafen Tempelhof weiter an Bedeutung verlieren - und wäre bald noch leerer. Die Cirrus-Linie Berlin-Saarbrücken wird jährlich von rund 50 000 Passagieren genutzt. Bereits Ende März hatte die dänische Airline Sterling ihre Kopenhagen-Flüge von Tempelhof nach Tegel verlegt. Ebenfalls im Frühjahr gab die EAE ihre Fluglinie zwischen Tempelhof und Münster-Osnabrück auf. Der Anlass war auch in diesem Fall die Konkurrenz durch Air Berlin, die seitdem von Tegel aus in den Norden von Westfalen fliegt.
Jetzt erwartet Flughafen-Chef Rainer Schwarz, dass sich die Zahl der Passagiere in Tempelhof in diesem Jahr allenfalls auf 300 000 bis 350 000 summieren wird - im vergangenen Jahr waren es noch mehr als 650 000 gewesen. Während der ersten sechs Monate dieses Jahres nutzten 184 401 Fluggäste Tempelhof, im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres ein Rückgang um 46,2 Prozent. Schwarz bekräftigte, dass der Flugbetrieb 2008 endet.
Dagegen seien die anderen Flughäfen unverändert auf Erfolgskurs und verzeichnen weiterhin "überdurchschnittliche Zuwächse", bilanzierte der Airport-Chef gestern. So wurden in Tegel während der ersten sechs Monate 6 103 800 Passagiere gezählt - im Vergleich zum selben Zeitraum des vergangenen Jahres ein Wachstum um neun Prozent. Schönefeld wurde im ersten Halbjahr 2007 von 3 006 744 Fluggästen genutzt - ein Plus von 9,6 Prozent. Die Wachstumsraten von "TXL" und "SXF" würden bundesweit nur vom Flughafen München überboten. Marketing-Chef Burkhard Kieker rechnet für dieses Jahr in Berlin mit 19 bis 20 Millionen Passagieren.
Das neue Terminal C in Tegel sei ein Erfolg, hieß es. Auch wirtschaftlich, denn dort werden erstmals in Deutschland alle Passagiere auf dem Weg zum Flugzeug durch ein "Duty Free"-Geschäft geleitet. Diese Wegeführung habe bewirkt, dass dort jeder Fluggast im Durchschnitt rund 50 Prozent mehr für zoll- und steuerfreie Waren ausgibt als anderswo in Berlin. Trotz des Wachstums werden Tegel und Schönefeld aber nicht mehr weiter ausgebaut, sagte Schwarz. Im Mittelpunkt stünde der Bau des Flughafens Berlin Brandenburg International. Um dessen Finanzierung haben sich 30 Banken beworben, berichtete er.
http://www.berlinonline.de/berliner-zei ... 78507.html
Das Volksbegehren für Tempelhof beginnt
Der Termin für das Volksbegehren zum Erhalt des Verkehrsflughafens Tempelhof steht nun fest. Am 15. Oktober will die Interessengemeinschaft City-Airport Tempelhof (ICAT) damit beginnen, Unterschriften zu sammeln. 170 000 sind notwendig. Dazu sind vier Monate Zeit. Als nächste Stufe folgt ein Volksentscheid, dessen Ergebnis bis Ende Juni 2008 vorliegen soll. Der Senat hält jedoch daran fest, dass der Flugbetrieb in Tempelhof zum 31. Oktober 2008 endet.
http://www.berlinonline.de/berliner-zei ... 78224.html